Der hellste Stern am Himmel
beim Aufstehen. Er hatte Duftkerzen aufgestellt, das Bad war voller Schaum, und überall waren Rosenblätter verstreut. Katie war so schlaftrunken und benommen, dass sie kaum stehen konnte. Er half ihr in das warme Wasser. Dann wusch er sie und seifte sie mit Schaum ein, bis ihre Haut rosa war und sie vor Verlangen schier verging.
»Ich muss jetzt gehen«, sagte er.
»Aha. Du lässt mich einfach hier liegen.« Sie konnte die Wörter kaum aussprechen. Sie war wie im Rausch.
»Heute Abend?«
»Muss arbeiten. Party für Wayne Diffney. Armer Wayne.« Sie lachte leise vor sich hin.
»Warum armer Wayne?«
»Ah, darum.« Sie sprach sehr undeutlich. »Als er bei Laddz war, haben sie ihm so eine abscheuliche Frisur verpasst.«
»Die aussah wie das Opernhaus von Sydney?«
»Erfasst.«
»Kam mir doch gleich bekannt vor, der Name.«
»Nachdem er seine Solokarriere gestartet hatte, hat seine Frau ihn wegen Shocko O’Shaughnessy verlassen, und seine Plattenfirma hat ihn fallenlassen. Dann hat er ein Album darüber gemacht, und weißt du was, Fionn? Es ist gar nicht so schlecht. Ich habe schon Schlechteres gehört, viel Schlechteres. Heute wird das Album vorgestellt. Es ist sehr wichtig.«
»Ich könnte später vorbeikommen.«
»Es wird sehr spät. Fängt erst um zehn an.«
»Kann ich mitkommen?«
»Was?«
»Hätte ich das lieber nicht sagen sollen? Ich habe viel zu lang am Arsch der Welt gelebt, ich weiß einfach nicht mehr, wie das Leben in der Großstadt ist.«
»Nein, nur …« Conall war kein einziges Mal mit zu einer Party gekommen. Für ihn waren sie ein guter Grund, einfach weiterzuarbeiten.
FÜNFUNDZWANZIG TAGE …
Matt kannte die Nummer des Anrufers nicht, ging aber trotzdem dran. Im Verkauf musste man immer drangehen für den Fall, dass jemand plötzlich Software im Wert von mehreren Millionen kaufen wollte und sie nur dieses eine Mal anrufen würden. »Matt Geary am Apparat.«
»Russ hier.«
Himmel! Alex’ Freund, der zweite Trauzeuge. »Russ!« Matt zwang sich zu künstlicher Fröhlichkeit. Von Alex
hatte Matt nichts gehört, seit er die Woche zuvor nicht zu ihrer Verabredung gekommen war, und in gewisser Weise war Alex’ Schweigen beschämender, als wenn er stinksauer angerufen hätte. »Wie sieht es denn aus, Russ?«
»Nicht allzu gut. Welche Ausrede hast du diesmal, Matt? Dein Bruder heiratet –«
»Arbeit«, unterbrach Matt ihn. »Du kennst das. Schwierige Zeiten!« Er lachte gequält. »Stecke bis zum Hals drin.«
»Ich habe die Flüge nach Las Vegas gebucht.«
»Wirklich?« Mist! »Gut gemacht. Tausend Dank –«
»Für uns zwölf. Wir fliegen am 23. August und kommen am 30. zurück. Ich brauche von dir einen Scheck. Ich schicke dir die Angaben per Mail.«
»Mann, vielen Dank, Russ.«
»Du hast dir freigenommen, oder?«
»Klar! Schon längst.« Er hatte es in der Firma noch nicht einmal erwähnt.
»Gut. Wir hatten schon gedacht … Aber gut. Außerdem habe ich das Hotel gebucht.«
»Ach, wirklich? Du hast dich ja mächtig reingehängt.«
»Das Metro MGM. Du bist mit Walter in einem Zimmer.«
»Mit Dad? Also, ah –«
»Pech, wenn es dir nicht passt. Wärst du letzte Woche im Duke dabei gewesen, hättest du mitbestimmen können. Aber hör zu, Matt. Alex hat jetzt vieles erledigt, aber es gibt noch ein paar Dinge, die wir beide organisieren müssen.«
»Zum Beispiel?«
»Überraschungen«, entgegnete Russ gereizt. »Quadfahren, was weiß ich. Du kannst ja nicht verlangen, dass der arme Kerl sich seine eigenen Überraschungen bucht. Deswegen müssen wir beide uns treffen.«
»Fantastisch! Hör zu, ich melde mich bei dir in den nächsten Tagen.«
»Nein. Wir machen jetzt gleich etwas aus.«
»Bestens! Ich rufe wieder an.« Hastig legte Matt auf. Der Hörer rutschte ihm weg, so schweißnass waren seine Hände.
»Nun, mein lieber Mr. Geary, wie sieht es denn aus mit dem Abschluss mit der Bank of British Columbia?«
Der Schweiß an Matts Händen, der ihm bei Russ’ Anruf ausgebrochen war, war noch nicht richtig getrocknet, als er zu seinem Entsetzen in das Büro von Furcht und Zittern gerufen wurde, um Kevin Day, dem Geschäftsführer, zu erklären, warum er so viel Geld ausgegeben, es aber nicht geschafft hatte, der Bank of British Columbia ein Softwaresystem zu verkaufen.
Das Trio der Edios-Bosse – der Geschäftsführer, der kaufmännische Leiter und der Aufsichtsratsvorsitzende – war in Kevins Büro versammelt und wollte mit Matt sprechen. Ohne Vorwarnung.
»Sie
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