Der hellste Stern am Himmel
haben eine Menge Knete ausgegeben«, sagte der Geschäftsführer, während er auf ein Blatt vor sich tippte und Matt mit prüfendem Blick ansah.
»Man muss es ausgeben, damit es reinkommt.« Konnten sie den Schweiß auf seiner Stirn sehen, der in dem grellen Deckenlicht glänzte?
»Wann kommt es zum Abschluss?«, fragte Kevin Day.
Wann? Zehn Tage waren seit seinem letzten Telefonat mit jemandem bei der Bank vergangen. »Ich glaube«, sagte Matt und richtete den Blick an die Zimmerdecke. »Ich bin zuversichtlich, nächste Woche haben wir die Sache in trockenen Tüchern.«
»Sie sind zuversichtlich, ja?« Weitere prüfende Blicke vom Geschäftsführer. Matts Verdauungstrakt war in Aufruhr. Meine Güte, er hatte richtig Angst. Er hätte mit diesem Gespräch rechnen müssen; er wusste nicht, warum er sich nicht darauf vorbereitet hatte.
»Gut, gut, innerhalb der nächsten Woche, ausgezeichnet«, sagte der Vorsitzende des Aufsichtsrats. »Sagen Sie mal, Matt, wie ist die Stimmung denn so?«
Die Stimmung war auf dem Nullpunkt. Matt und sein Team hatten grenzenlose Energie in die Verhandlungen gesteckt, ohne das geringste Feedback zu bekommen, andererseits hatte die Bank auch keinen Rückzieher gemacht, denn dann könnten sie ihre Wunden lecken und sich neuen Aufgaben zuwenden.
»Die Stimmung?« Matt lächelte gequält und spürte, wie ihm der Schweiß den Rücken herunterlief. »Die Stimmung ist fantastisch!«
Matt bot sich die ideale Gelegenheit. Ein älterer Mann kam mit der automatischen Kasse bei Tesco nicht zurecht. Er konnte seine Waren nicht einscannen und wusste nicht, wie er die Äpfel wiegen sollte. Er wirkte verwirrt und war von der unfreundlichen Stimmung in der Schlange hinter ihm verunsichert. Es war perfekt.
Matt könnte ihm die Äpfel auf dem Display zeigen und die Kekse für ihn einscannen.
Stattdessen ging er weiter und stellte sich bei einer anderen Kasse an.
Keine gute Tat heute. Oder jemals wieder. Es war sinnlos. Es funktionierte nicht. Und er würde es Maeve sagen. Wenn er nach Hause kam, würde sie ihn fragen, so wie jeden Tag, welche gute Tat er getan hatte, und er würde erwidern, dass es keine gute Tat gegeben habe. Einfach so. Keine Erklärungen, keine ängstlichen Entschuldigungen. Er würde ihr erklären, dass er sich eine maßgeschneiderte Gelegenheit hatte entgehen lassen. Dass er sich abgewendet hatte. Mal sehen, was sie dann antworten würde.
»Wie war’s heute?«, fragte Matt Maeve.
»Ach, wie immer.«
Mach schon, frag mich, frag mich.
Er war bereit, er war darauf eingestellt, er war begierig.
Mach schon, frag mich, frag mich.
Aber sie fragte nicht. Und sie erzählte ihm auch nichts von ihrer guten Tat, und auch das war seltsam. Alles wurde noch seltsamer, als es Zeit war, ins Bett zu gehen und sie sich ihre Schlafsachen anzogen, denn sie holte nicht ihr Heft für den dreifachen Segen aus der Schublade.
Sie sagte gar nichts dazu, und schließlich hielt Matt es nicht länger aus. Er musste wissen, was los war. »Ehm, Maeve, kein dreifacher Segen heute?«
»Nein.«
»Hören wir damit auf?«
»Ja.«
»… Warum?«
»Es funktioniert nicht.«
Da kriegte er richtig Angst.
FÜNFUNDZWANZIG TAGE …
An einer Tankstelle kurz hinter Boyne hielt Conall an. »Wir holen uns was zu essen und zu trinken für die Fahrt zurück.«
Sie hatten den ganzen Tag nichts Richtiges gegessen, dafür aber endlos viel Tee in Ellens Küche getrunken. Jemand, wahrscheinlich Sabrina, Murdys Frau, war zu SuperMacs gefahren, hatte sich aber verschätzt, wie viel tatsächlich gebraucht wurde. Das Haus diente als Krisenzentrum, in dem massenhaft Leute ein und aus gingen – Buddy Scutt und Flan Ramble und mehrere Polizisten sowie Murdy und Ronnie. Alles schön und gut, dachte Lydia, aber sie hatten das Essen, das für sie und Conall gedacht war, aufgegessen. So eine Frechheit von Buddy Scutt, ihr Krisenhühnchen zu verspeisen, wo er ihr noch vor neun Monaten gesagt hatte, dass mit ihrer Mum alles in Ordnung war.
Lydia hatte Conall gebeten, wieder nach Dublin zu fahren, sie würde schon allein zurückkommen, aber er sagte, der Empfang auf seinem BlackBerry sei so gut, dass er bleiben wolle. Also erlaubte sie es ihm. Sie konnte nicht umhin zu bemerken – und das war extrem ärgerlich
–, dass die anderen sie viel ernster nahmen, seit Conall auf der Bildfläche erschienen war.
Er tippte auf seinem BlackBerry herum, und niemand beschimpfte ihn deswegen, und als Ellen einmal im Bad verschwand,
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