Der hellste Stern am Himmel
wandte er sich an die anderen im Zimmer und sagte: »Hört mal zu. Was Ellen jetzt braucht, ist ein MRT. Dann hat man eine bessere Vorstellung, wie es um sie steht.«
»Was haben Sie gesagt? Ein MRT?«
»Was ist das denn?«
»Ein Foto vom Gehirn«, erklärte Lydia verärgert. Niemand hatte auf sie hören wollen, als sie damit angekommen war, und nur, weil ein reicher Mann mit einem Lexus es jetzt vorschlug, waren alle ganz Ohr. »Man kann die Stellen sehen, die beschädigt sind, und die Behandlung entsprechend ausrichten.«
»Wie kriegt man das?«
»Ihr Hausarzt muss sie überweisen.«
»Nur dass er sich weigert«, sagte Lydia.
»Können Sie einen MRT für unsere Mum organisieren?« , fragte Ronnie und sah Buddy Scutt aus zusammengekniffenen Augen an.
»Ahhh.« Buddy rutschte auf seinem Sitz hin und her. »Schon möglich.«
»Und warum haben Sie das nicht schon längst gemacht?« , zischte Ronnie.
»Ja, genau«, höhnte Murdy. »Warum nicht?«
»Ich war der Meinung, dass ihr nichts fehlte. Sie übrigens auch.«
»Ich bin nicht ihr Arzt.«
»Ich bin nicht ihr Sohn.«
»Wir könnten Sie dafür verklagen«, sagte Murdy.
»Freunde, Freunde, nicht diese Drohungen.« Conall schüttelte den Kopf. »Ihr seid alle gleichermaßen schuld. Lydia ist die Einzige, die etwas unternommen hat.«
»Ich komme ohne Ihre Hilfe klar«, sagte Lydia aufgebracht.
Aber offensichtlich tat sie das nicht.
Conall war in einem Sessel eingenickt und verschlief den größten Teil des Nachmittags, und erst als die Schatten länger wurden, weckte Lydia ihn.
»Wir fahren jetzt«, sagte sie.
»Aha.« Benommen stand er auf.
Sie waren noch keinen Kilometer gefahren, als er bei der Tankstelle hielt. Lydia trug noch ihr kurzes enges Kleid vom Abend zuvor und erregte beträchtliches Aufsehen, als sie durch die Gänge ging und Smoothies und Tüten mit Popcorn auswählte.
An der Kasse stieß sie auf Conall, der sich einen Haufen Eis und Süßigkeiten aufgeladen hatte.
»Geben Sie her«, sagte sie. »Ich bezahle. Das ist das mindeste, was ich tun kann.«
Sie saßen im Auto auf dem Parkplatz vor der Tankstelle und aßen ihre Magnums. Er biss beherzt, ohne einen Moment zu zögern, in den Schokoladenüberzug.
»Ich esse meins gern ganz langsam.« Sie warf ihm einen vielsagenden Blick zu – dann wandte sie sich ab. Es war nicht in Ordnung, ihn zu quälen. »Vielen Dank übrigens, dass Sie das getan haben. Woher wussten Sie das mit dem MRT?«
»Ich habe Eilish gebeten, sich drum zu kümmern. Sie
hat es ganz schnell herausgefunden. Ihre Mum hätte schon längst untersucht werden müssen. Ich weiß nicht, warum das nicht geschehen ist.«
»Weil ihr Hausarzt ein Vollidiot ist und meine Brüder nichts davon wissen wollten.«
»Jetzt wissen sie es.«
»Ja, danke, dass Sie es ihnen gesagt haben … und danke für gestern Abend.«
»Hat es Ihnen im Float gefallen?« Conall biss in sein zweites Magnum.
Sie dachte nach. »Nicht sehr. Es hatte etwas Abgehalftertes. Ich wollte einfach mal hingehen, weil jemand wie ich da sonst nichts zu suchen hat.«
»Wir wollen ja immer das, was wir nicht haben können.«
»So wie Sie mit mir.«
Er lachte, antwortete aber nicht.
»Sie haben Geld, Sie haben ein Haus in der Wellington Road, Sie sind … na ja …« Sie wedelte mit ihrer Hand an seinem Körper auf und ab.
»Was?«
»Für einen alten Kerl sehen Sie nicht schlecht aus. Sie könnten haufenweise Frauen haben. Warum lassen Sie mich nicht in Ruhe?«
»Sie sind hübsch.« Er schwieg einen Moment. »Sehr hübsch sogar. Und Sie sind zwar nicht freundlich, aber interessant. Wie ein Film von David Cronenberg. Crash .« Er zog eine Augenbraue hoch, aber sie verstand den Bezug nicht.
»Und plötzlich wird alles ganz komisch und ich verknalle mich in Sie, wie?«
»Eigentlich hatte ich gedacht, das wäre längst passiert. Die meisten Frauen … ich bin mit Ihnen zu Ihrer kranken Mutter gefahren. Ich bin Ihnen zur Seite gesprungen, habe Sie mitten in der Nacht hingefahren. Normalerweise hat das eine ziemlich starke Wirkung.«
»Und was muss passieren, damit Sie mich leid sind?«
Es hatte schon angefangen. Der Abend im Float – war das erst gestern gewesen? – hatte ihm gezeigt, wie wenig sie zusammenpassten. »Dass wir miteinander schlafen.«
Sie lachte. Wenigstens war er ehrlich.
Dann sagte sie: »In Ordnung.«
»Was, in Ordnung?«
»Sex. Können wir doch machen.«
»Sie finden mich attraktiv?«
Sie zögerte. »Könnte sein. Ein
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