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Der hellste Stern am Himmel

Der hellste Stern am Himmel

Titel: Der hellste Stern am Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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entstehen können, dass Reisende sich weniger an ihre Alltagsidentität gebunden fühlen. Das sagt einem der gesunde Menschenverstand.«
    »Ich habe mir die Haare gekämmt, habe gelächelt und hinter die Fassade geguckt. Und ich habe einen Mann kennengelernt. Genau so, wie Sie es vorausgesagt hatten.«
    »Ich freue mich sehr, meine Gute.« Sie würde das Gespräch jetzt gern beenden. Das dumme Gerede ermüdete
sie nur. Sie hatte die Arbeit nur angenommen, um junge Mädchen davor zu bewahren, ihr mühsam verdientes Geld unnötig zu verschwenden. Mit Sicherheit wollte sie niemanden überzeugen, dass es funktionierte.
    »Nehmen Sie eine Karte für mich«, sagte Sissy. »Ist Jesse der Mann meiner Träume?«
    Jemima nahm eine Karte. Treue. »Ja.«
    »Werden wir zusammen Kinder haben?«
    Jemima nahm die nächste Karte. »Ja.«
    »Wie viele?«
    »Zwei. Einen Jungen und ein Mädchen.«
    »Welche Namen werden wir ihnen geben? Ist ein Witz.«
    »Finian und Anastasia.«
    Sissy atmete schneller. In erregtem Flüsterton sagte sie: »Oh nein! Woher wissen Sie das? Niemand kann das wissen. Sie sind erstaunlich.«
    »Ich weiß gar nichts. Ich habe lediglich zwei Namen aus der Luft gegriffen.«
    »Aber das sind die Namen meiner Großeltern. Der Eltern meines Vaters. Sie waren meine Lieblingsgroßeltern! Ach, als ich klein war, bin ich immer zu ihnen gefahren, und da durfte ich alles Mögliche essen. Zum Frühstück haben sie mir Marietta-Kekse mit Butter dazwischen gegeben, und ich habe die Kekse zusammengedrückt, so dass die Butter durch die Löcher kam – oh nein, ich kriege das große Kribbeln. Das sind ja keine Allerweltsnamen, wie Paddy und Mary. Sie hätten ja nichts zu riskieren brauchen.«
    »War einfach geraten.«

    »Nicht geraten. Sie sind ein Genie. Sie sollten Ihre eigene Fernsehsendung haben.«
    »Meine Gute, Sie müssen jetzt auflegen. Ihnen wird eine Unsumme für das Gespräch berechnet. Ich wünsche Ihnen eine gute Nacht.«
    FÜNFUNDZWANZIG TAGE …
    Die Fahrt dauerte eine knappe Stunde, nicht lange – es war zehn Uhr abends und kaum Verkehr –, aber doch lange genug, dass Lydia darüber nachdenken konnte, was sie tun würde. Sie kam zu dem Schluss, dass es eine gute Sache war. Sie war sich fast sicher, dass sie Conall attraktiv fand, und es würde ihr helfen, sie von Andrej zu heilen. Wenn sie mit Conall schlief, würde sie aufhören, mit Andrej zu schlafen. So war das bei ihr. Sie hatte nie mehrere Männer gleichzeitig. Manche, insbesondere Shoane, fanden Gefallen am Manipulieren, daran, mehrere Männer gegeneinander auszuspielen. Shoane mochte es, direkt von einem Bett ins nächste zu steigen, und schloss mit sich selbst Wetten ab, zum Beispiel, innerhalb von vierundzwanzig Stunden mit allen drei Männern in ihrem Leben zu schlafen. Lydia hingegen mochte solche Komplikationen nicht. Sie überlegte, ob ein solches Verhalten ein Zeichen dafür war, dass man Männer hasste.
    Wie aber wäre es mit Conall? Da er ganz bestimmt in den letzten Jahrtausenden immer nur normalen Sex gehabt hatte, war er jetzt vielleicht an besonderen Spielen
interessiert. Vielleicht konnte er nur einen Orgasmus haben, wenn er dabei ausgepeitscht wurde? Oder gewürgt? Vermutlich würde das auch Spaß machen. In gewisser Weise. Jedenfalls wäre es interessant. Allerdings wusste sie nicht, wie man jemanden würgte, aber das würde er ihr sicherlich zeigen.
    Ohne etwas zu sagen, fuhr Conall zur Wellington Road, und obwohl Lydia ihm niemals Zutritt zu ihrer Kammer in der Star Street gegeben hätte, war sie verstimmt. Er hätte sie zumindest fragen können.

    »Gott, wie das hier aussieht.« Lydia stand im Flur von Conalls Haus und betrachtete die halb von den Wänden gerissenen Tapeten, die wie Wunden aussahen.
    »Ja … es ist ein bisschen …« Conall schien den Zustand zum ersten Mal richtig wahrzunehmen. »Ich hatte so viel zu tun.«
    »Unglaublich.« Lydia drehte sich um, und ihr Kleid blieb am Nagel einer Holzkiste hängen. »Lass mich los! Aber es ist keine Frage des Geldes, oder? Ich meine, Sie haben genug Kohle, um das Haus zu renovieren?«
    »Ein Polizist würde mich das nicht fragen. Hier entlang.« Er führte sie die breite Treppe aus grobem Holz hinauf in sein Schlafzimmer. Conall klatschte zweimal in die Hände, und sie standen in einem Paradies, das in helles Licht getaucht war.
    Wie verzaubert blieb Lydia stehen. Sie wusste nicht, wohin sie zuerst gucken sollte. Da war der dicke, flauschige Teppich, der sich vor ihr wie eine

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