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Der hellste Stern am Himmel

Der hellste Stern am Himmel

Titel: Der hellste Stern am Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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Taktieren zu unterlaufen, weshalb die Sache ins Stocken geraten war.
    Mann, das war hart. Gefeuert zu werden. Eine Welle des Entsetzens rollte über ihn hinweg, ihm wurde schwindelig. Er war noch nie gefeuert worden. Er war immer derjenige gewesen, der gekündigt hatte; Arbeitgeber mochten ihn, und jedes Mal, wenn er gehen wollte, flehten sie ihn an, er möge bleiben. Ein gefeuerter Matt? Den kannte er nicht.
    Das Geld. Was würden er und Maeve tun ohne sein Einkommen? Maeves Gehalt war ein Witz, ein Taschengeld. Er müsste sich eine neue Stelle suchen, aber zum ersten Mal in seinem Leben hatte er das Gefühl, dass ihm das nicht gelingen würde. Er war nicht mehr derselbe
wie früher. Er würde es nicht schaffen: Einen Raum zu betreten wie früher und eine ganze Phalanx von Entscheidungsträgern zu überzeugen, dass ihre Firma genau ihn brauchte, Matt Geary.
    Aber es war nicht allein das Geld, das ihm Kummer machte. Es war Maeve. Sie würde sich von diesem Schlag nicht erholen. In allem witterte sie eine Katastrophe. Einmal Pech, und es war das Zeichen, dass ihr Leben unter einem Fluch stand.
    Er hatte das schreckliche Gefühl, dass ihm schon längst alle Kontrolle entglitten war und dass er und Maeve auf ein schreckliches Ende zusteuerten. Die guten, glücklichen Zeiten waren für immer vorbei, und nichts konnte sie zurückholen. Es würde enden, mit Schrecken enden. Die letzten drei Jahre hatten sie versucht, ihrem Schicksal zu entkommen, aber jetzt holte es sie ein.
    Sein Telefon klingelte. Mit dem Gefühl, in einem schlechten Traum gefangen zu sein, ging er dran, am anderen Ende war … oh, unerträgliche Ironie … der Leiter für den Einkauf bei der Bank of British Columbia. Sie wollten das System kaufen.
    Es war zu spät. Es hatte zu lang gedauert. Er hatte zu viel Geld dafür ausgegeben. Aber seinem Team zuliebe musste er bis zum Ende mitmachen. Musste schreien, die Faust in die Luft recken und viele Male »Uff« rufen. »Ich hatte schon gedacht, die Scheißkerle lassen uns versauern. Nur kurz, natürlich!« Er musste Salvatore in die Luft hieven und im Kreis schwenken. Musste Cleo losschicken, um Champagner zu kaufen. Und als er anfing zu weinen und gespenstische Laute aus seinem Inneren
hervorzustoßen – und auch ein paar entsetzliche Momente nicht damit aufhören konnte –, sahen die anderen darin Tränen der Erleichterung.
    Es war schon fast halb sechs, als der Anruf kam: Er möchte sich umgehend in das Büro der Geschäftsleitung begeben. Matt, wie er früher war, hätte vielleicht einen Witz gemacht: »Könnte länger dauern.« Aber den Matt von früher gab es nicht mehr. Er sagte zu niemandem etwas. Er würde sie nie wiedersehen, man würde ihn nicht wieder in sein Büro lassen, damit er sich verabschieden konnte, man würde ihn aus dem Gebäude geleiten, ohne dass er sich seinen Kaffeebecher und sein Foto von Maeve holen durfte. Aber das machte nichts. Es waren nur Sachen, es ging nur um Menschen.
    Wenigstens wusste er dank Natalie, was auf ihn zukam. Ohne ihren Anruf würde er jetzt auf dem Weg ins Büro hüpfen und sich vorstellen, dass man ihm dankbar auf die Schulter klopfen würde, weil er einen großen Deal abgeschlossen hatte. Trotzdem konnte er es kaum fassen, als er sich mechanisch vorwärtsbewegte, dass es so schlimm kommen würde. Er hatte das Gefühl, durch Nebel zu waten, er spürte beim Gehen seine Füße nicht mehr.
    Er war da. Er klopfte an, die Tür wurde geöffnet, und er ging hinein. Finstere Gesichter rundum. Matt senkte den Kopf und wartete, dass das Henkersbeil auf ihn niedersausen würde.
    Aber es war schlimmer, als er befürchtet hatte, viel schlimmer.
    Matt wurde nicht gefeuert. Keineswegs. Matt wurde befördert.

Vierzehn Tage später

ZEHN TAGE
    Lydias Telefon klingelte. Es war Conall.
    »Wo bist du heute?«, fragte sie ihn.
    »In Vietnam.«
    Sie lachte laut. »Nein. Wirklich?« In den vergangenen zwei Wochen war er von Mailand nach Kuala Lumpur nach Manila geflogen. »Wohin dann?«
    »Phnom Penh. Kambodscha.«
    »Glückspilz.«
    »Es ist nicht so toll, wie es sich anhört.«
    »Na klar. Flüge erster Klasse, schicke Hotels mit Zimmerservice. Zimmerservice ist das Schärfste.«
    »Wenn ich zurückkomme, können wir eine Reise machen. Wo wir Zimmerservice haben.«
    »Mal sehen.«
    »Wie sieht es bei dir aus?«
    »Morgen kommt das Ergebnis von Mums Scan. Dr. Buddy Scutt wird es uns erklären.«
    »Ich drücke die Daumen. Sag mir Bescheid.«
    »Mach ich. Sonst nichts Neues.

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