Der hellste Stern am Himmel
Schlüsseln und sah auf, aber es war Katie. Sie stolperte in den Hausflur, hinter ihr der gierige Fionn. Die beiden krümmten sich vor Lachen.
»Oh, Entschuldigung!« Katie lachte. »Beinah wäre ich über dich gefallen. Maeve, oder? Ist alles in Ordnung?«
Maeve wollte nichts sagen, nicht, so lange Fionn daneben stand.
»Hast du dich ausgeschlossen?«, fragte Katie.
Warum sollte sie sonst auf der Treppe sitzen?
»Komm mit nach oben zu uns«, sagte Fionn.
Maeve unterdrückte ein Schaudern.
»Ja, komm doch nach oben«, sagte Katie. »In einer Stunde gehen wir wieder, du kannst so lange bleiben, wie du willst.«
»Ist schon gut. Mein Mann kommt gleich.«
»Willst du ihn anrufen?« Katie griff in ihre Tasche.
»Er ist schon auf dem Weg.« Maeve wedelte mit ihrem Handy. »Vielen Dank. Ist alles in Ordnung.«
Matt hatte immer noch keine SMS zurückgeschickt. Das war seltsam. Sie wartete schon ewig – also, seit fast einer Viertelstunde.
Hinter ihr kam jemand die Treppe herunter. »Was ist los?«, fragte Fionn. »Warum sitzt du immer noch hier?«
Sie stand auf. Ihr Herz fing plötzlich an zu rasen, und sie spürte, dass sie sich in Todesgefahr befand. Fionn sprang die Stufen zu ihr hinunter. Fast schien er belustigt. Sie musste daran denken, wie er sie angesehen hatte – als wollte er sie verspeisen. Verschlingen. Töten.
»Komm doch nach oben und warte in Katies Wohnung«, sagte er.
Sie schüttelte den Kopf, sie konnte nicht sprechen. Das Blut rauschte in ihren Ohren, und die Angst breitete sich aus, bis sie fast keine Luft mehr bekam.
»Du brauchst keine Angst zu haben.«
Du brauchst keine Angst zu haben .
Er kam näher und streckte seine Hand aus. »Ich tu dir nicht weh.«
Ich tu dir nicht weh .
»Komm schon.« Er nahm sie am Arm.
Damals hatte sie nicht geschrien – das war ihr Fehler gewesen, den würde sie nicht wiederholen. »Lassen Sie das! Bitte!«
Vor der Tür bewegte sich etwas. Jemand stand draußen. Der Türöffner wurde gedrückt.
»Matt«, schrie sie. »Matt!«
Aber es war nicht Matt, es war der große, finstere Mann. Conall hieß er, glaubte sie. Katies Freund. Oder ihr früherer Freund.
»Was ist denn hier –?«, fragte Conall und blickte von Maeve zu Fionn, zu Fionns Hand, die Maeves Arm umklammerte, und Maeve, die sich zu befreien versuchte.
Conall wollte eingreifen, doch Maeves Schreien wurde lauter. »Nein! Bitte! Lassen Sie los!«
Conall trat sofort zurück.
Maeve bemerkte, dass jemand sich über das Geländer beugte – Katie, die schnippische Lydia, ein anderes Mädchen und die alte Frau.
»Lassen Sie sie los«, sagte Conall zu Fionn. »Sie machen ihr Angst.«
»Ich? Ich versuche ihr zu helfen.«
»Sie hat Angst vor Ihnen. Vor mir auch. Oder?«, fragte er Maeve.
Conall und Maeve sahen sich an, und Maeve nickte.
»Sie kriegt keine Luft«, sagte Conall. »Maeve – Maeve ist doch richtig? –, darf eine Frau Ihnen helfen?«
Nein. Sie könnten dazugehören. Maeve keuchte vor Angst. Es könnte eine große Verschwörung sein.
»Kann jemand eine Tüte besorgen.« Niemand rührte sich. Alle waren wie erstarrt, als wäre in einer Actionszene
der Schalter für Pause gedrückt worden, also griff Conall, ohne Maeve aus den Augen zu lassen, in seine Tasche und holte eine große Tüte mit Lakritzen hervor. Er leerte die Tüte auf das Tischchen im Hausflur und gab Maeve die leere Tüte. »Atmen Sie da rein.« Er sah die Treppe hinauf zu Katie. »Macht es etwas, dass es Plastik ist?«
»Ich weiß nicht. Ich glaube nicht.«
»Kann mir bitte einer sagen, was hier los ist?«, fragte Conall.
»Sie hat sich ausgeschlossen«, erklärte Katie. »Ihr Mann ist nicht zu Hause, und niemand von uns hat einen Ersatzschlüssel.«
»Wissen Sie, wo er ist?«, fragte Conall Maeve. »Matt? So heißt er doch?«
»Er ist auf dem Weg nach Hause.«
»Wo war er?«
»Im Magnolia.«
»Im Magnolia?«, sagten Conall und Katie gleichzeitig.
»Ich dachte, das hätte zugemacht«, sagte Conall und sah fragend zu Katie hinauf.
»Hat es auch. Vor ungefähr einem Monat.«
»Das habe ich auch gedacht«, flüsterte Maeve.
Es entstand ein beklommenes Schweigen.
»Wir könnten versuchen, die Tür zu öffnen«, sagte Conall.
»Wie?« Maeve sah ihn mit glasigen Augen an.
Als hätten sie sich abgesprochen, wandten sich alle Lydia zu.
»Warum starren mich alle an?«, fragte sie. »… Ah, also gut.«
Sie rannte die Treppe hinauf und kam mit einem aufgebogenen Metallkleiderbügel zurück, den sie
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