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Der hellste Stern am Himmel

Der hellste Stern am Himmel

Titel: Der hellste Stern am Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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Schock sein.«
    »Gut. Lydia? Sissy? Wollt ihr eure Bestellung ändern? Lieber Brandy?«
    »Nein danke«, sagte Lydia barsch.
    Sie wartete, bis Conall mit dem Rücken zu ihnen an der Bar stand. »Sagen Sie«, sagte sie zu Katie, »Sie kennen sich also mit Erster Hilfe aus.« Irgendwie glaubte sie, dass die Antwort auf diese Frage wichtig war.
    Katie schüttelte unglücklich den Kopf. »Ich bin einfach eine begeisterte Amateurin. Ich kaufe gern Sprühpflaster und Salben in der Drogerie, die neuen Produkte, und jedes Mal, wenn es eine neue Wundcreme gibt, kaufe ich sie, aber wenn es ein Ernstfall ist, wie bei Matt, dann bin ich hilflos.« Ihre Hände zitterten, und sie sah aus, als würde sie gleich weinen.
    »Sie wussten das mit dem Abbinden.«
    »Nur aus Cowboyfilmen. Vielleicht war es zu spät. Wenn er schon …?«
    Katies Handy piepte, sie blickte auf die Anzeige. »Fionn. Matt lebt. Er bekommt eine Bluttransfusion.«

    »Heißt das, er ist übern Berg?«, fragte Sissy.
    »Ich weiß nicht. Das schreibt er nicht. Vielleicht wissen sie das jetzt noch nicht«, sagte Katie.
    Conall kippte seinen Brandy runter, stand auf und sah Lydia an. »Gehen wir?« Er brauchte jetzt hemmungslosen Sex, um die Gegenwart des Todes zu vergessen.

VOR DREI JAHREN
    Als er die Schlafzimmertür langsam aufmachte, sagte er: »Mach die Augen zu.«
    Sie spürte seine schweren, heißen Hände auf ihren Schultern, als er sie nach vorn schob.
    »Was soll das Ganze?« Sie lachte. »Hoffentlich lohnt es sich.«
    »Das sage ich dir.«
    Bevor sie wusste, was ihr geschah, lag sie auf dem Boden. Ihr Verstand setzte zwei oder drei Sekunden lang aus. Sie spürte einen scharfen Schmerz in der Hüfte und ein Dröhnen im Schädel, ehe sie begriff, dass David sie mit der ganzen Kraft seiner Arme nach unten gedrückt hatte, worauf ihre Knie eingeknickt waren und sie hart auf dem Holzfußboden aufgeschlagen war. Noch während sie sich das Ganze zusammenzureimen versuchte, spürte sie seine Knie auf ihren Schultern, das Gewicht seines Körpers auf ihrem.
    Sie bekam keine Luft, denn während sie gefallen war, hatte sie das Atmen vergessen, und jetzt wollte sie zwar atmen, konnte aber ihren Brustkorb nicht heben, weil Davids Gewicht sie niederdrückte.
    In dem Durcheinander hatte sie gedacht, es sei ein
Versehen gewesen. Aber David hockte mit rot angelaufenem Gesicht auf ihr und lächelte. Anscheinend war das hier Absicht. Es war ein schlechter Witz, einer, der andere verletzte. Japsend und nach Luft ringend stieß sie hervor: »David, geh runter, lass mich los.« Sie war verärgert, empört. Sie hatte keine Angst, noch nicht.
    Mit einer Behändigkeit, die sie überraschte, kam er jetzt seitlich auf ihrem ausgestreckten Körper zu knien, wobei sein rechtes Schienbein ihren Oberkörper auf den Boden drückte und sein linkes ihr Becken.
    Noch nie hatte sie erlebt, dass jemand seine Körperkraft gegen sie verwendete. David war größer, schwerer und sehr viel stärker als sie. Dies war eine völlig neue Erfahrung, sie war überhaupt nicht darauf vorbereitet. Von kleinen Rangeleien auf dem Schulhof abgesehen, wusste sie nichts über Gewalt.
    »Lass mich aufstehen, David. Geh runter. Ich kriege keine Luft.«
    Verzweifelt drückte sie ihre Handflächen auf den Boden und versuchte ihn abzuwerfen, aber ohne Erfolg: Sein Gewicht hielt sie am Boden.
    Er sah seltsam aus, wie ein Fremder. Sie konnte seinen Gesichtsausdruck nicht deuten, sie wusste nicht, was er wollte, aber langsam ahnte sie Schlimmes. Sie war allein mit ihm. Niemand wusste, wo sie war. Und er war so verbittert und so böse – zu denken, dass er ihr verziehen hatte, war ein Irrtum gewesen, das wurde ihr jetzt klar.
    »Lass mich aufstehen, dann gehen wir wieder ins Wohnzimmer und sprechen miteinander. Komm schon, David, du bist ein anständiger Kerl.« Sie glaubte immer noch, sie könnte ihn durch Reden beschwichtigen.

    Sie konnte nicht einmal ihren Kopf heben, und als sie merkte, dass er sich an dem Knopf ihrer Jeans zu schaffen machte, geriet sie in Panik.
    »Was tust du da, David?« Er wollte ihr Angst einjagen, und das gelang ihm auch.
    »David, nein! Das ist doch Wahnsinn! Du bist verletzt, du bist sauer, aber das hier geht zu weit. Hör auf damit!«
    Aber er hatte es geschafft, der Knopf war offen. Sie hatte immer gedacht, man könnte sich irgendwie schützen, man könnte kratzen oder treten oder beißen, aber auf ihren Schultern und Oberarmen lag ein so großes Gewicht, dass ihre Hände wie

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