Der Henker will leben Kommissar Morry
gewesen sein? Wer war dieser Bursche, den ich für Ferrick hielt?"
„Tja . . . wenn dieser Mann unglücklicherweise nicht nur von Ihnen bemerkt worden wäre, wäre das tatsächlich ein Indiz, das sie entlasten würde."
„Wollen Sie mir etwa unterstellen, daß ich diesen Unbekannten erfunden habe?"
„Es hat keinen Sinn, daß wir uns hier erregen. Ich bin hier, um mich mit Ihnen über gewisse Möglichkeiten zu unterhalten", sagte Claremont vorsichtig. „Sie kennen meinen Beruf. Sie sind eine kluge Frau und werden zugeben, daß Sie die einzige Person sind, auf die sich im gegenwärtigen Zeitpunkt der Untersuchungen alle Verdachtsmomente konzentrieren. Sie waren zur Tatzeit im Haus. Es besteht die Möglichkeit, daß Sie von Elliot erpreßt wurden ... und zwar aus den bereits angegebenen Gründen..."
„Das ist doch albern!" rief die Frau aus.
„Elliot wollte Sie sprechen... das geht aus dem Brief eindeutig hervor. Wenn wir annehmen wollen, daß er nur um irgendwelcher Kreditwünsche willen an Sie herantreten wollte, stellt sich die Frage, warum er Sie nicht in Ihrem Haus besuchte. Wenn man Geld zu leihen beabsichtigt, kann man nicht erwarten, ddß der Geldgeber zu einem ins Haus kommt. Man muß sich schon selbst darum bemühen. Die Tatsache, daß Sie Elliots briefliche Aufforderung ohne weiteres befolgten, läßt fast vermuten,
daß Sie ihm gegenüber kein reines Gewissen hatten... falls es nicht andere, noch schlimmere Gründe waren, die Sie dazu bewegten, Elliot an seinem Arbeitsplatz aufzusuchen.“
„Ich liebe meinen Sohn", sagte die Frau mit erstaunlicher Ruhe. „Ich würde niemals etwas tun, was ihm schadet... und ein Mord in seinem Haus muß zwangsläufig seinen Ruf verletzen. Aber ich sehe schon, daß Sie anfangen, sich in diese verrückte Idee zu verbeißen. Natürlich... wenn man erst einmal daran Gefallen findet, ein Geschehen auf bestimmte Weise auszulegen, scheint sich alles fugenlos ineinander zu fügen. Aber Sie täuschen sich, Inspektor. Ich bin keine Mörderin!"
Claremont erhob sich. „Und wer?" fragte er, „hat nach Ihrer Ansicht Mr. Hunter getötet?"
„Die Person, die in so raffinierter Weise versucht hat, mich zu belasten!" erwiderte Mrs. Porezzi ohne Zögern. „Ich wette, daß sie für die Tat verantwortlich ist!"
Claremont dachte kurz nach. Ihm fiel ein, daß er versäumt hatte, nach Ellen Brewers Alibi zu fragen. Ich muß das noch heute nachholen, nahm er sich vor. „Ich will Ihnen entgegenkommen", sagte er zu der Frau. „Solange ich keine weiteren Anhaltspunkte für den von mir geäußerten Verdacht finde, werde ich niemand gegenüber etwas von dem kurzen Einvernehmen erwähnen, das einmal zwischen Elliot und Ihnen bestanden hat."
„Das ist ein fairer Vorschlag", meinte Mrs. Porezzi. „Ich danke Ihnen!"
Claremont fuhr zurück in die Dienststelle. Er hatte Glück und traf seinen Kollegen von der Mordkommission in dessen Büro an.
„Hallo, mein Lieber", sagte Forster und lächelte Claremont entgegen. „Alles okay?"
„Danke, ja. Und wie geht es bei Ihnen?"
„Die Sache läuft großartig."
„Sie haben eine Spur?"
„Eine Spur?" fragte Forster. „Ich hoffe, es ist ein wenig mehr als das!"
„Sie machen mich neugierig."
„Setzen Sie sich doch, mein Lieber!"
Claremont verbarg seinen Ärger über den etwas gönnerhaften Ton und zog sich einen Stuhl heran. „Schießen Sie los!" bat er.
Forster steckte sich eine Zigarette in Brand. „Mr. Hunter unterhielt ein Konto bei der Bank..."
„Ich weiß", unterbrach Claremont ungeduldig. „Bei Stevenson & Stevenson."
„Sie sind gut orientiert. Ist Ihnen auch bekannt, daß er nur einen Tag vor dem Mord genau dreitausend Dollar von seinem Konto abhob?"
„Nein."
„Er überwies den Betrag auf ein anderes Konto . . . und dieses andere Konto gehört keinem Geringeren als unserem hochverehrten Mr. Ferrick!"
„Donnerwetter!" entfuhr es Claremont. „Woher haben Sie diese Neuigkeit?"
„Von der Bank natürlich. Ich rückte Mr. Ferrick mit dieser brisanten Information auf die Bude... er war selbstverständlich nicht in der Lage, sie zu widerlegen. Er erklärte mir, daß er das Geld von Hunter geliehen habe, um einen todsicheren Wetttipp unterzubringen."
„Braucht er denn dazu Geld von dritter Seite? Ist er finanziell so wacklig?"
„Ferrick verdient viel, aber seine unselige Wettleidenschaft bringt ihn dazu, das meiste davon ebenso rasch wieder auszugeben. Er verliert sein Einkommen auf allen möglichen
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