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Der Henker will leben Kommissar Morry

Der Henker will leben Kommissar Morry

Titel: Der Henker will leben Kommissar Morry Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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aus der Unterwelt gedungen hatte. Während ich mit dem Polizisten, mit Claremont, verhandelte, wurde Elliot von dem Gangster auftragsgemäß getötet."
    „Dann war der Mann, den deine Mutter im Korridor verschwinden sah, also der Mörder?"
    „Genau. Er hatte etwa deine Größe und trug zufälligerweise einen beigefarbenen Sommeranzug..."
    Ferrick füllte sich nochmals das Glas bis zur Hälfte.
    „Lieber Himmel..." murmelte er, bevor er trank.
    „Prost!" sagte Porezzi.
    Ferrick setzte das Glas ab und starrte Porezzi an. „Du hast den Verstand verloren... es gibt keine andere Erklärung!"
    „Wieso?" fragte der Pianist. „Habe ich nicht ganz logisch gehandelt und eine schreckliche Gefahr mit traumwandlerischer Sicherheit gebannt?"
    „Das bist nicht du... so kann der Marcus Porezzi, den ich seit Jahren kenne und betreue, gar nicht sprechen!" stammelte Ferrick.
    „Was wirst du jetzt unternehmen?" fragte Porezzi.
    „Ich... ich weiß es nicht."
    „Wirst du mich verraten?" fragte Porezzi mit einem lauernden Unterton in der Stimme.
    Ferrick preßte beide Hände gegen die Schläfen. „Ich weiß nicht, wo mir der Kopf steht!"
    „Wirst du mich verraten?" wiederholte Porezzi.
    Ferrick ließ die Hände fallen. „Du wirst dich stellen müssen, Marcus!"
    „Warum?"
    „Das fragst du noch? Es ist deine Pflicht! Kein Mensch kann mit zwei Morden auf dem Gewissen weiterleben, als ob nichts geschehen sei."
    „Ich fürchte, da irrst du dich. Hast du eine Ahnung, wie viele Mörder allein in dieser Stadt herumlaufen und ein ganz normales Leben führen?"
    „Normal? Nur auf der Oberfläche! Marcus, besinne dich doch!" rief Ferrick beschwörend aus.
    Porezzi setzte sich auf den Klaviersessel. Er schien durchaus guter Laune zu sein. Er legte ein Knie über das andere und spielte mit einer Hand an der lockeren Sohle der bequemen Bootschuhe, die er meistens im Haus trug.
    „Übrigens wird Deila Glyne niemals gefunden werden, dafür habe ich gesorgt...“ meinte er.
    „O doch", sagte in diesem Moment eine männliche Stimme von der Terrasse her, „in diesem Punkt irren Sie."
    Porezzi sprang auf. „Inspektor Claremont!"
    Der Inspektor trat in das Zimmer. Er hielt seinen Hut in der Hand und deutete eine leichte Verbeugung an.
    „Weil so wunderschönes Wetter war, bin ich einfach um das Haus herumgegangen", erklärte er. „Ich war davon überzeugt, daß die Terrassentüren offenstehen würden... und ich habe mich ja nicht getäuscht!"  
    Porezzi schluckte. Er hatte die Augen weit aufgerissen und atmete ziemlich rasch. „Haben Sie... haben Sie gehört, was hier gesprochen wurde?"
    Claremont hob die Schultern und ließ sie wieder fallen. Er sagte beinahe entschuldigend: „Sie dürfen mir nicht verübeln, daß ich so ungehörig war, für ein paar Minuten zu lauschen ... das liegt wohl an meinem Beruf, der das ungewöhnlich hohe Maß an persönlicher Neugier hoffentlich rechtfertigt. Ja, ich habe genau vernommen, worüber Sie sich unterhielten. Das heißt, im Grunde genommen war es ja ein Monolog... nicht wahr, Mr. Porezzi?"
    Der Pianist lachte hölzern. „Es ist ein klarer Tag... kein Wunder, daß Ihnen nicht einmal der kleinste Laut entgangen ist! Lieber Himmel... jetzt halten Sie mich für einen Mörder, nicht wahr?"
    „Nein", sagte der Inspektor sanft.
    „Nein? Ah, ich verstehe... für einen Doppelmörder vermutlich?"
    „Auch das nicht!"
    „Das ist mir zu hoch", murmelte Ferrick, der einen weiteren Schluck aus dem Glas nahm.
    Claremont trat an den Flügel und öffnete den Deckel, um ein paar Akorde anzuschlagen. „Ein wundervolles Instrument", bemerkte er. „Ungewöhnlich satt und voll im Ton. Ich glaube, daß nur die Steinways soviel Vollkommenheit herzustellen vermögen..."
    Porezzi trat an den Flügel. Sein Gesicht verzerrte sich. „Inspektor! Jetzt ist wohl schwerlich der rechte Augenblick, um über die Güte des Instrumentes zu sprechen... und Sie wissen genau, warum!"
    Claremont schloß den Deckel und lächelte dem Pianisten ins Gesicht. „Sie haben eine rege Phantasie, Mr. Porezzi. Wollen Sie mir bitte verraten, was Sie auf den Gedanken brachte, Ihrem Agenten diese haarsträubende Geschichte zu erzählen?"
    „Warum ich es getan habe?" fragte Porezzi. „Zuerst ging es mir nur darum, ihn zu trösten. Ich wollte ihm beweisen, wie einfach es ist, selbst einem Unschuldigen ein Verbrechen zu unterstellen... man muß es nur raffiniert genug anstellen. Aber dann ritt mich der Teufel, und ich unterlag der Versuchung,

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