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Der Herr der Falken - Schlucht

Der Herr der Falken - Schlucht

Titel: Der Herr der Falken - Schlucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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bleiben und sich nicht zu wehren. Sein Griff lockerte sich. Da hob sie den Fuß und schlug ihm kräftig gegen das Schienbein. Er gab einen Schmerzenslaut von sich, und sie schleuderte ihm das zusammengeknotete Fischnetz ins Gesicht. In einem Schreckmoment gab er sie frei, und sie rannte um ihr Leben, kam aber nicht weit. Mit wenigen Sätzen hatte er sie eingeholt, packte sie am Arm und riß ihn fast aus dem Gelenk.
    Sie hob das Bein, um ihm das Knie in den Unterleib zu rammen, doch er war schneller. Leise fluchend setzte er ihr die Faust ans Kinn und fing sie beinahe gleichzeitig auf, als sie bewußtlos zusammensackte.
    Kerek warf sie über seine breite Schulter. Wenige Minuten später kam sie wieder zur Besinnung und bäumte sich wild auf. Er stellte sie vor sich auf die Erde. »Entweder Ihr bleibt ruhig liegen, oder ich muß Euch noch einen Fausthieb verpassen«, fuhr er sie streng an.
    Sie war benommen, Übelkeit stieg in ihr auf. Sie schwieg trotzig, und er schwang sie sich wieder über die Schulter.
    Wer war der Kerl bloß? Was wollte er von ihr? Wie oft hatte ihr Vater sie ermahnt, sich nie ohne Begleitung außerhalb der Palastmauern aufzuhalten, weil das zu gefährlich sei. Hätte sie bloß auf ihn gehört.
    Der Mann trug sie zum Hafen, wo viele Handelsschiffe vertäut lagen. Auf dem Weg dorthin passierten sie den Markt, wo es immer von Menschen wimmelte. Jemand würde ihr helfen.
    Er bahnte sich seinen Weg durch ein gutes Dutzend Händlerbuden, an denen Fische, Gemüse, Schuhe und Specksteingefäße feilgeboten wurden. Sie bäumte sich auf und schrie aus Leibeskräften:
    »Hilfe! Ich bin Prinzessin Chessa, die Tochter von König Sitric. Helft mir!«
    Der Mann gab ihr einen kräftigen Klaps auf den Hintern und lachte. »Ja, mein Schatz. Eine wunderschöne Prinzessin bist du. Alle bewundern die Schönheit ihrer königlichen Hoheit. Und du trägst ein kostbares Kleid. Dein schmutziges Gesicht unterstreicht noch deine edle Herkunft.«
    »Hilfe! Ich bin Prinzessin Chessa. Hilfe!«
    Die Leute gafften sie an und zeigten lachend mit dem Finger auf sie.
    »Was für ein frecher Dreckspatz«, schmunzelte eine Frau, die einen Silberreif begutachtete.
    »Ihre schmutzigen Füße sind so königlich wie die Haare in der Nase meines Alten«, rief ein Fischweib, das gerade einen Hecht schuppte.
    Die Hand des Mannes klatschte erneut auf ihren Hintern, und diesmal so kräftig, daß ihr die Luft wegblieb.
    »Schweig jetzt, Schatz«, sagte er mit lauter Stimme, gutmütig und duldsam. »Die Leute lachen über dich. Du blamierst dich bis auf die Knochen.«
    Der Markt lag nun hinter ihnen, und er schritt schneller aus. »Dafür wirst du mir bezahlen«, stieß sie tonlos hervor.
    »Glaubt Ihr wirklich? Nun, wir werden sehen.«
    Wieder bäumte sie sich auf und wand sich, um seinem Griff zu entkommen. »Ich weiß nicht, ob mein bedauernswerter Herr Freude an Euch hat«, lachte er.
    Bald trug er sie über eine gezimmerte Rampe auf ein großes Schiff und setzte sie dort ab, hielt sie aber vorsichtshalber fest.
    »Kommt«, befahl er und schob sie zwischen den Ruderbänken nach hinten. Ein Teil des Bootshecks war überdacht, um dort Ladung zu verstauen und trockene Schlafplätze zu schaffen. Hier saß ein Mann auf einem kostbar geschnitzten Lehnstuhl. Wäre ihr nicht so flau im Magen gewesen, hätte sie bei dem absurden Anblick laut aufgelacht. Der Kerl saß unter dem Zeltdach, als befände er sich in einem Thronsaal und nicht an Bord eines Handelsschiffes.
    »Sie sieht aus wie eine Schlampe«, sagte der Mann. »Wie ein Sklavenweib.« Chessa erstarrte. Das Leben spielte ihr einen üblen Streich. Bei allen Göttern, wie sehr wünschte sie, unterwegs in die Normandie zu sein, um Wilhelm Langschwert zu heiraten.
    »Sie war allein am Fluß«, entgegnete Kerek, »ich hatte keinerlei Schwierigkeiten mit ihr.«
    »Das glaube ich dir nicht. Sie kämpft verbissen wie eine Wildkatze, ehe sie sich einem Mann ergibt, und sei er noch so groß und stark.«
    »Zugegeben«, lenkte Kerek ein, und in seiner Stimme schwang Bewunderung. »Sie ist flink. Aber gegen mich kommt sie nicht an. Hier ist sie.«
    »Ja. Endlich ist sie in meiner Hand. Ich grüße dich, Chessa. Du hast wohl nicht erwartet, mich so schnell wiederzusehen.«

KAPITEL 5
    Chessa starrte Ragnor von York an.
    »Hab' ich dich endlich, du Schlampe. Jetzt entkommst du mir nicht wieder.«
    »Was willst du von mir, du elendes Stück Dreck?«
    Ragnor stand langsam auf, trat zwei Schritte vor und

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