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Der Herr der Habichts - Insel

Der Herr der Habichts - Insel

Titel: Der Herr der Habichts - Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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stieß das Messer in die Fische und drehte sie um.
    »Was hat er dir getan? Er hat noch nie von dir gesprochen.«
    »Die Fische sind fertig.« Er legte sie auf einen Holzteller, den er zwischen sie stellte. »Iß mit den Fingern. Ich habe nur ein Messer. Den kleinsten kannst du haben.«
    Sie nickte, machte aber keine Anstalten zu essen. Sie war wohlig gesättigt. Sie sah zu, wie er den Barsch entgrätete, sorgfältig zerteilte, ein Stück auf das Messer spießte und so andächtig in den Mund steckte, als begehe er ein Opfermahl. Mit seligem Gesichtsausdruck aß er schweigend und hingebungsvoll, bis nur noch ihr kleiner Fisch und ein Rest von seinen auf dem Teller lagen.
    Er deutete auf den restlichen Fisch, schaute seinen Hund an, seufzte und bot ihn Kerzog an. Zu ihrem Erstaunen schnüffelte Kerzog nur daran, leckte sich die Lefzen und legte den Kopf auf die Vorderpfoten. Rorik runzelte die Stirn und schwieg.
    »Bei euch gehen merkwürdige Dinge vor«, sagte sie. »Man hat mich den ganzen Tag herrlich verköstigt. Es wurde mir Haferbrei, frisches Brot mit Butter und Honig, Bohnen mit Zwiebeln und Eier gebracht; alles köstlich zubereitet. Und du servierst mir ekelhaften Fraß und bist selbst kurz vor dem Verhungern. Was ist hier los?«
    Fassungslos starrte er auf ihren unberührten Fisch. »Aslak hat also recht«, knurrte er. »Bei den Göttern, sogar mein Hund hat einen vollen Bauch! Er nimmt nicht mal das, was ich ihm anbiete. Die Frauen wollen uns Männer aushungern.«
    »Iß meinen Fisch. Ich bin gesättigt. Die Frauen haben mich gut verpflegt.«
    Er aß schweigend, dann wischte er sich den Mund mit dem Handrücken, säuberte das Messer mit einem Eichenblatt und warf es in die Glut.
    »Aslak sagte, die Frauen strafen uns, weil die Männer in Enttis Bett schlüpfen. Bei unverheirateten Männern haben die Frauen nichts dagegen, aber auch verheiratete schleichen sich zu ihr. Und das macht sie wütend.«
    Sie blickte ihn staunend an. Dieser Mann hatte versucht, ihren Bruder zu töten, hatte alleine gegen ein Dutzend Männer gekämpft, hatte trotz der tiefen Wunde in seiner Schulter weitergekämpft, als spüre er keinen Schmerz. Er hatte sie gedemütigt und behandelt wie ein Tier, hatte sie geschmäht, sie aber auch vor dem Ertrinken gerettet, und dafür war sie ihm jetzt beinahe dankbar. Und dieser Mann ließ sich von den Frauen gängeln, die ihre untreuen Ehemänner straften. Er mußte selber Fische fangen und sie heimlich im Freien zubereiten.
    »Ich weiß nicht, warum die Frauen dir zu essen gaben«, sagte er zerstreut. »Du bist ihre Feindin, da du meine Feindin bist.«
    An den Palisadenzaun gelehnt, die Hände über dem vollen Bauch verschränkt, seufzte er zufrieden.
    »Ja«, sagte er nach einer Weile. »Ja, ich muß es tun. Ich muß der Rebellion der Frauen ein Ende machen. Es wird mir gelingen. Wenn ein Mann mit einer Frau schlafen will, so hat er das Recht, es zu tun.«
    »Auch wenn er verheiratet ist?«
    Er starrte finster in die Glut. »Der Mann ist der Herr. Er beschützt die Frau, gibt ihr ein Dach über dem Kopf, geht zur Jagd und versorgt sie mit Nahrung. Wenn ihm der Sinn danach steht, kann er sich zu einer Bärin legen. Ich bin der Herr der Habichtsinsel, und alle haben mir zu gehorchen. Ich dulde das nicht länger.«
    In diesem Augenblick beschloß Mirana, einzugreifen. Seine hochmütigen Worte ärgerten sie. Er dachte also, ein Mann dürfe seiner Frau ungestraft untreu sein. Sie wünschte, sie hätte den Grund für das ungenießbare Essen gekannt, bevor sie mit ihm gesprochen hatte. Sie war zu freimütig in ihrer Rede, und nun wollte er Vergeltung üben. Das mußte sie verhindern.
    Kurz darauf brachte er sie ins Langhaus zurück und kettete sie in seiner Schlafkammer wieder an den Bettpfosten. Dann ging er. Mirana wartete ab. Während sie mit Rorik durch das Langhaus gegangen war, hatte sie die Alte Alna lange mit einem behutsamen Blick angesehen, den die Alte nickend bestätigte. Nun wartete sie auf die Greisin, die zu ihr kommen würde, wenn sie nicht daran gehindert wurde.
    Kurze Zeit später traten Alna und Amma ein. Während Amma die Fackel an der Wand entzündete und das Bärenfell vor den Eingang zog, sagte die Alte Alna: »Rorik und die anderen Männer trinken und prahlen mit ihrem Jagdglück. Sie erzählen immer wieder, wie tapfer Rorik trotz seiner Schulterwunde den Keiler erlegt hat. Ich habe gehört, wie Gurd den Männern zuraunte, Rorik werde der Rebellion der Frauen ein Ende setzen.

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