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Der Herr der Habichts - Insel

Der Herr der Habichts - Insel

Titel: Der Herr der Habichts - Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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ihres Handgelenks. Ihre Finger wurden taub, und das Messer fiel in den nassen Sand.
    Sie schlug nach ihm, doch er reagierte blitzschnell, ihr Knie landete an seinem Oberschenkel. Ein scharfer Zischlaut entrang sich ihrer Kehle, und ihre grünen Augen wurden glasig. Sie kämpfte wie eine Besessene und hatte die Kontrolle über sich verloren.
    Da setzte er seine Faust gezielt gegen ihren Unterkiefer. Mit leisem Stöhnen sank sie nach vorn gegen ihn.
    Über die Schulter rief er: »Hast du Entti im Griff, Hafter?«
    »Ja, aber sie hat mir beinahe den Schädel eingeschlagen, nur weil ich sie in Schutz nehmen und sie vor Miranas Wahnsinn retten wollte. Ich verstehe die Frauen einfach nicht, Rorik.«
    »Wenigstens hat sie dir das Schwert nicht zwischen die Rippen gejagt. Sei dankbar dafür.«
    »Ja. Sie muß wissen, daß ich einen harten Schädel habe. Eine solche Unverschämtheit.« Hafter machte ein Gesicht, als wolle er im nächsten Moment in Tränen ausbrechen. »Dabei wollte ich sie nur beschützen.«
    Entti versuchte noch einmal, sich seinem Zugriff zu entwinden, doch Hafter war groß und stark. Er drückte sie in den Sand. Über die Schulter kreischte sie: »Mich beschützen! Du gemeiner Dreckskerl. Du brutales Tier! Du meinst, eine schwachsinnige Sklavin gut zu behandeln. Warum auch nicht? Ich habe dich nie abgewiesen! Hätte ich es getan, hättest du mich verprügelt und mir Gewalt angetan oder mich umgebracht! Hätte ich dich nur umgebracht, ich dumme Gans.«
    »Ich glaube dir nicht«, sagte Hafter leise, der immer noch nicht fassen konnte, daß Entti sich in eine vollkommen andere Frau verwandelt hatte. Sie war doch so einfältig und lieb gewesen. Und er hatte sie immer angelächelt. Jedesmal wenn sie an ihm vorbeigegangen war, hatte er ihr einen zärtlichen Klaps gegeben. Und plötzlich verwandelte sie sich in ein widerspenstiges, keifendes Weib, kaum anders als die Frau, die Rorik bewußtlos an seiner Brust hielt.
    »Hafter«, rief Rorik. »Nun feßle sie endlich. Nimm dich in Zukunft in acht, wenn du einer von beiden nahekommst. Wenn du fertig bist, ruf unsere Leute. Sie sind keine zwanzig Meter von hier im Wald versteckt.«
    Hafter schüttelte bedächtig den Kopf. »Was bin ich nur für ein Narr. Ich habe nichts begriffen.«
    »Hör auf, dir Vorwürfe zu machen«, meinte Rorik. »Wir alle haben uns 'von Entti täuschen lassen. Ich habe die Männer angewiesen, sich in der Nähe aufzuhalten, damit sie nicht den Kumpanen der Kerle in die Hände fallen, die von unseren beiden sanften Lämmern niedergestochen wurden.«
    Er trug Mirana auf den Armen. Sie war ein Leichtgewicht, die Frau, die so viel Kampfgeist in sich hatte, die nicht aufgab, auch wenn ihr Kampf aussichtslos war, selbst wenn sie wußte, daß sie sterben würde.
    Er wollte sie nicht töten. Er war unendlich erleichtert, sie unverletzt gefunden zu haben.
    »Du hast sie getötet, du Schuft!«
    Rorik lächelte über die neue Entti, die ihn mit ihren zu Schlitzen verengten, haßerfüllten Augen ansah und eine Stimme hatte, die einen Mann das Fürchten lehrte. »Nein, ich habe ihr nicht einmal den Kiefer gebrochen. Ich bin es nur leid, mich ständig gegen sie zur Wehr zu setzen. Hafter, binde sie gut fest, sonst entwischt sie dir wieder. Krieg das endlich in deinen Schädel: Sie ist nicht einfältig und nicht lieb und schon gar nicht lammfromm.«
    Rorik betrachtete die leblose Frau in seinen Armen. Ihr Kopf hing nach hinten, ihr weißer Hals war entblößt. So vollkommen wehrlos wirkte sie sehr weich und weiblich.
    Doch er wußte es besser. Das einzig Weiche an ihr war ihre zarte Haut. Er brauchte sie, um sich an ihrem Halbbruder zu rächen. Aber wie konnte er verhindern, daß sie den Bewohnern der Insel Schaden zufügte? Er wollte nicht ständig auf der Hut vor dieser Wildkatze sein. Was blieb ihm anderes übrig, als sie wieder an den Bettpfosten zu ketten? Er haßte den Anblick ihrer wundgeriebenen Handgelenke. Und er wußte auch, daß die Frauen sie von der Kette losmachen würden, sobald er den Hof verlassen hatte.
    Auf der Fahrt zurück zur Habichtsinsel überlegte er mehrere Möglichkeiten. Mirana lag an Händen und Füßen gefesselt auf den Schiffsplanken, und sein linker Fuß ruhte auf ihrem Nacken.
    »Nimm deinen Fuß von mir!« zischte sie leise.
    Er hörte ihre Stimme deutlich trotz des Klatschens der Wellen gegen den Bootsrumpf, des Knarzens der rhythmisch durchs Wasser gezogenen Ruder, der Gespräche der Männer, des Schlagens des Windes im

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