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Der Herr der Lüfte

Der Herr der Lüfte

Titel: Der Herr der Lüfte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moorcock
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sogar russische Anarchisten, was?«
    Ich mußte laut lachen. »Nu langt's aber, Johnson. Mit solchen Leuten hat der Kapitän doch nichts zu schaffen!«
    Spöttisch schüttelte Johnson den Kopf. »O Junge, Junge, Bastable. Sie sind aber wirklich blauäugig! Entschuldigen Sie, wenn ich Sie gestört habe.«
    Er trollte sich von der Brücke. Ich lächelte und dachte nicht mehr über seine Scherze nach. Er versuchte ganz offenkundig, mich aufzuregen. Die Art von Streich, wie man sie jedem Neuling an Bord eines Schiffes spielte. Doch die Passagiere wollten sich tatsächlich nicht sehen lassen.
    Am nächsten Morgen legten wir in Jerusalem an, und ich schlüpfte in meine weiße Ausgehuniform, ehe ich mir die Ladung besah, die hauptsächlich aus landwirtschaftlichen Geräten für jüdische Palästina-Einwanderer bestand. Es war heiß und trocken, und es gab einigen Wirbel um zwei Kisten, die man erwartet, aber nicht erhalten hatte.
    Da ich mich noch nicht an Bord befunden hatte, als die Fracht geladen worden war, schickte ich nach dem Kapitän. Während ich wartete, kaufte ich von einem Zeitungsjungen auf dem Aeropark eine englischsprachige Zeitung. Beiläufig warf ich einen Blick hinein. Die einzigen wirklichen Neuigkeiten betrafen eine Bombenexplosion vor ein paar Tagen im Hause von Sir George Brown. Glücklicherweise war Sir George Brown nicht zu Hause gewesen; ein Diener war als einziger leicht verletzt worden. Doch die Zeitungen waren natürlich ziemlich erregt über die Untat. Man hatte die Worte FREIHEIT FÜR DIE KOLONIEN an eine Wand des Hauses geschmiert. Das Ganze war offenkundig das Werk von Fanatikern, und ich fragte mich, welche Verrückten ein solches Vorgehen für sinnvoll hielten. In der Zeitschrift waren sechs oder acht Fotografien von Leuten abgebildet, die mit dem Attentat in Zusammenhang gebracht wurden, unter ihnen der berühmt-berüchtigte Graf Rudolf von Dutschke, der schon lange in seinem Heimatland gesucht wurde und von dem man bis zu dem Attentat angenommen hatte, er sei in Dänemark untergetaucht. Keiner konnte begreifen, warum ein preußischer Adeliger sich gegen seinesgleichen und sämtliche Ideale, nach denen er erzogen worden war, auflehnte.
    Endlich kam der Kapitän, um das Durcheinander zu klären. Ich faltete die Zeitung zusammen und steckte sie in meine Gesäßtasche, um mich wieder meinen Pflichten zu widmen.
    Die Wege des Schicksals sind in der Tat seltsam. Es fällt schwer, ihren Verlauf zu begreifen - dabei hätte ich doch bei meiner Erfahrung den einen oder anderen kennen müssen. Was dann geschah, ist ein typisches Beispiel.
    Einer der Schauerleute hatte in einer Lattenkiste einen Haken stecken lassen, und als ich in den Frachtraum trat, blieb ich mit dem Hemd daran hängen und riß es mir quer über den ganzen Rücken auf. Ich tat mir nicht sonderlich weh dabei und setzte meine Arbeit fort, bis der Kapitän sah, was geschehen war.
    »Sie werden einen Sonnenbrand auf dem Rücken bekommen, wenn Sie nicht vorsichtig sind«, sagte er. »Gehen Sie sich lieber umziehen, Mr. Bastable.«
    »Wenn Sie meinen, Sir.« Ich ließ einen unserer Mechaniker auf die Ladung aufpassen, ging zwischen den Frachträumen zum Hauptkorridor hindurch und kletterte die Leiter zur Brücke und von dort aus zu meiner Kabine hinauf. Es war brutheiß in dem kleinen Gang, und alle Kabinentüren standen offen. Zum erstenmal konnte ich im Vorbeigehen die Passagiere richtig erkennen. Ich konnte nicht stehenbleiben und sie angaffen, doch es kostete mich eine gewaltige Willensstärke, dies nicht zu tun.
    Ich trat in meine Kabine und schloß die Tür.
    Ich zitterte, als ich mich auf das untere Bett setzte und zog langsam die zusammengefaltete Zeitung aus meiner Tasche. Ich hatte in der Kabine einen Mann und eine Frau gesehen. Die Frau hatte ich nicht erkannt, aber das Gesicht des Mannes war nur allzu vertraut. Ich schlug die Zeitung auf und betrachtete noch einmal die Fotografien der im Zusammenhang mit dem Attentat auf Sir George Brown gesuchten Anarchisten. Hundert verschiedene Gedanken rasten mir durch den Kopf, als ich eines der Bilder ganz genau musterte. Es bestand nicht der geringste Zweifel. Der große, gutaussehende Mann, den ich in der Kabine erblickt hatte, war Graf Rudolf von Dutschke, der berühmte Anarchist und Attentäter.
    Angesichts der vielen Konsequenzen, die sich aus dieser Enthüllung ergaben, kamen mir die Tränen.
    Der freundliche, alte Luftschiffkapitän, der mich so sehr als Mann von Charakter und

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