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Der Herr der Lüfte

Der Herr der Lüfte

Titel: Der Herr der Lüfte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moorcock
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Dagegen muß ich doch richtig blaß wirken, was?«
    Ich setzte mich auf die Bettkante und begann, meine Stiefel auszuziehen, die mich inzwischen drückten. »Sie sind genauso schlimm«, sagte ich. »Der einzige Unterschied besteht darin, daß Shaw noch viel verrückter und tausendmal wahnsinniger ist als Sie! Sie haben Ihre Aktivitäten zumindest auf das Machbare beschränkt. Er träumt vom Unmöglichen.«
    »Das denke ich auch gerne«, sprach er ernst. »Aber andrerseits - er hat die Stadt des Sonnenaufgangs gewaltig ausgebaut, seit ich zum letztenmal hier war. Und wer hätte es für möglich gehalten, ein so großes Passagierschiff zu stehlen wie die Loch Etive! Und es besteht kein Zweifel, daß seine technischen Apparate - beispielsweise dieses Apartmenthaus hier - allem überlegen sind, was sonst auf der Welt existiert.« Er runzelte die Stirn. »Ich frage mich, worum es sich bei dem NFB-Projekt handeln könnte?«
    »Das ist mir gleichgültig«, antwortete ich. »Mein einziger Wunsch besteht darin, in die mir vertraute Zivilisation zurückzukehren - eine normale Welt, wo die Menschen sich mit einem gutmaß Anstand bewegen!«
    Dutschke lächelte gönnerhaft. Dann setzte er sich auf und streckte sich. »Liebe Zeit, habe ich einen Hunger! Ich frage mich, ob wir wohl etwas zu essen bekommen.«
    »Essen«, sagte eine Stimme aus dem Nichts. Ich beobachtete fasziniert, wie in dem milchigblauen Oval ein Mädchengesicht erschien. Es war eine junge Chinesin. Sie lächelte und sprach weiter. »Was wülden Sie gelne essen, Gentlemen? Chinesische oder eulopäische Gelichte?«
    »Bringen Sie uns auf jeden Fall etwas Chinesisches«, sagte Dutschke, ohne mich zu Rate zu ziehen. »Ich mag das sehr gerne. Was haben Sie denn?«
    »Wil welen Ihnen eine Auswahl schicken.« Das Gesicht des Mädchens verschwand von dem Bildschirm.
    Ein paar Augenblicke später, als wir uns noch immer von dem gerade Erlebten erholten, öffnete sich ein Stück der Wand, um einen Alkoven erkennen zu lassen, wo sich auf einem Tablett alle Arten chinesischer Köstlichkeiten befanden. Eifrig sprang Dutschke auf, holte das Tablett und stellte es auf unseren Tisch.
    Für einen Augenblick vergaß ich alles, bis auf den Duft der Speisen, der einem den Mund wäßrig machte, und begann zu essen, wobei ich mir wieder einmal die Frage stellte, ob dies nicht vielleicht ein fantastisch detaillierter Traum war, den Sharan Kangs Drogen bewirkten.
    4 Wladimir Iljitsch Uljanow
    Nach dem Essen wusch ich mich, zog den Schlafanzug an und schlüpfte unter die gesteppte Bettdecke. Das Bett war das bequemste, in dem ich jemals geschlafen hatte, und bald schon war ich fest eingeschlafen.
    Ich muß den Rest des Tages und die ganze Nacht durchgeschlafen haben, denn als ich am nächsten Morgen erwachte, fühlte ich mich großartig! Ich war fähig, die Ereignisse der letzten Tage mit einer philosophischen Gelassenheit hinzunehmen, die mich selbst erstaunte. Noch immer hielt ich Korzeniowski, Dutschke, Shaw und die übrigen für völlig irregeführt, doch ich begriff, daß sie keine unmenschlichen Ungeheuer waren. Sie waren tatsächlich überzeugt, zum Wohl der Menschen zu arbeiten, die sie für »unterdrückt« hielten.
    Ich fühlte mich so ausgeruht, daß ich mich fragte, ob das Essen vielleicht Drogen enthalten hatte, doch als ich meinen Kopf zur Seite drehte, sah ich, daß Dutschke offensichtlich nicht so gut geschlafen hatte. Seine Augen war rot gerändert, und er trug immer noch seine Straßenkleider; er hatte die Arme unter dem Kopf verschränkt und starrte mißmutig zur Decke.
    »Sie sehen nicht gerade glücklich aus, Graf von Dutschke«, sagte ich, stand auf und trat ans Waschbecken.
    »Warum sollte einer von uns Grund zum Glücklichsein haben, Mr. Bastable?« Er stieß ein scharfes, heiseres Lachen hervor. »Ich sitze hier eingesperrt zu einer Zeit, da ich in der Welt unterwegs sein und meine Pflicht tun sollte. Ich habe keinen Sinn für Shaws theatralische, revolutionäre Posen. Ein Revolutionär sollte schweigsam, unauffällig und vorsichtig sein…«
    »Sie sind ja auch nicht gerade unbekannt in der Welt«, erklärte ich und machte einen kleinen Satz, weil mich das heiße Wasser aus dem Hahn erschreckte. »Ihr Bild ist häufig in Zeitungen zu sehen. Ihre Bücher finden weite Verbreitung, wenn ich das richtig sehe.«
    »Das habe ich nicht gemeint.« Er schaute mich an, dann schloß er die Augen, als wolle er meine Anwesenheit aus seinem Denken verdrängen.
    Ich amüsierte

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