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Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition)

Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition)

Titel: Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John R Tolkien
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finster. »Sprich!«, sagte er.
    Mit leiser, stockender Stimme begann Pippin noch einmal zu berichten, und allmählich wurden seine Worte klarer und bestimmter. »Ich habe dunklen Himmel gesehen und hohe Mauern«, sagte er. »Und kleine Sterne. Es schien alles sehr weit weg und sehr lange her zu sein, und doch scharf und deutlich. Dann gingen die Sterne an und aus – Biester mit Flügeln flogen davor herum. Sehr große, glaube ich, in Wirklichkeit; aber in dem Glas sahen sie aus wie Fledermäuse, die um den Turm kreisten. Ich meine, es waren neun. Eines kam geradewegs auf mich zugeflogen, wurde immer größer und größer. Es hatte einen entsetzlichen – nein, nein, ich kann’s nicht sagen!
    Ich wollte weglaufen, weil ich dachte, es würde herausgeflogen kommen, aber als es schon die ganze Kugel einnahm, ist es verschwunden. Dann kam er. Er hat nicht gesprochen, nicht so, dass ich Worte gehört hätte. Er hat nur geblickt, und ich habe verstanden: ›Du bist also wieder da? Warum hast du es so lange versäumt, dich zu melden?‹
    Ich gab keine Antwort. Er hat gesagt: ›Wer bist du?‹ Ich gab immer noch keine Antwort, aber es tat furchtbar weh, und er setzte mir zu, darum hab ich gesagt: ›Ein Hobbit.‹
    Dann plötzlich schien er mich sehen zu können, und er hat mich ausgelacht. Es tat grausam weh. Wie wenn ich mit Messern angestochen würde. Ich versuchte mich zu wehren. Aber er hat gesagt: ›Gedulde dich einen Moment! Wir sehen uns bald wieder. Sag Saruman, dieser Leckerbissen ist nicht für ihn. Ich werde sogleich danach schicken. Hast du verstanden? Sag ihm nur das!‹
    Dann hat er mich so unverschämt angeblickt. Mir war, als müsste ich im Boden versinken. Nein, nein! Mehr kann ich nicht sagen. Ich kann mich an nichts weiter erinnern.«
    »Schau mich an!«, sagte Gandalf.
    Pippin sah ihm in die Augen. Schweigend hielt der Zauberer seinen Blick für einen Moment fest. Dann wurde seine Miene freundlicher und zeigte den Anflug eines Lächelns. Er legte Pippin die Hand auf den Kopf.
    »Schon gut!«, sagte er. »Sag jetzt nichts mehr! Ich hatte befürchtet, du könntest lügen, aber in deinen Augen steht nichts davon. Er hat nicht lange genug mit dir gesprochen. Ein Narr bist und bleibst du zwar, Peregrin Tuk, aber ein ehrlicher Narr. Mancher Klügere hätte sich in einer solchen Lage schlechter gehalten. Aber merk es dir! Du und alle deine Freunde sind hauptsächlich deshalb noch einmal davongekommen, weil du viel Glück gehabt hast, wie man so sagt. Darauf kannst du ein zweites Mal nicht zählen. Hätte er dich gleich auf der Stelle weiter verhört, hättest du ihm fast mit Sicherheit alles gesagt, was du weißt, und um uns alle wär es geschehen gewesen. Doch er war übereifrig. Er wollte nicht nur die Information, er wollte dich, und zwar schnell, sodass er sich im Dunklen Turm in aller Ruhe mit dir befassen könnte. Es darf dich nicht schaudern: Wenn du dich in die Angelegenheiten von Zauberern einmischen willst, musst du auf dergleichen gefasst sein. Aber lass gut sein, ich verzeih dir! Tröste dich, es ist alles nicht so schlimm ausgegangen, wie es hätte sein können.«
    Er hob Pippin sachte auf und trug ihn zu seinem Lager. Merry folgte und setzte sich neben seinen Freund. »Leg dich hin und schlafe nun, wenn du kannst, Pippin!«, sagte Gandalf. »Vertraue mir! Wenn es dich wieder mal in den Fingern juckt, dann sag mir’s! So was ist heilbar. Aber eins muss klar sein, mein lieber Hobbit: Leg mir nie wieder einen Stein unter den Ellbogen! So, nun lass ich euch beide einstweilen allein.«
    Damit kehrte Gandalf zu den anderen zurück, die noch immer in unruhigen Gedanken um den Orthanc-Stein herumstanden. »Gefahr kommt bei Nacht, wenn man sie am wenigsten erwartet«, sagte er. »Wir sind ihr mit knapper Not entgangen.«
    »Was ist mit Pippin?«, fragte Aragorn.
    »Ich glaube, jetzt ist alles vorüber«, antwortete Gandalf. »Er wurde nicht lange festgehalten, und Hobbits sind wahre Stehaufmännchen. Die Erinnerung oder das Grauen dabei werden wohl schnell vergehen – zu schnell vielleicht. Aragorn, willst du nicht den Orthanc-Stein an dich nehmen und ihn bewachen? Es ist eine gefährliche Last.«
    »Gefährlich wohl, aber nicht für jeden«, sagte Aragorn. »Ich kenne einen, der rechtmäßigen Anspruch darauf hat. Denn dies ist sicherlich der Palantír von Orthanc, der aus Elendils Schatzkammer stammt und den die Könige von Gondor hier aufgestellt haben. Meine Stunde rückt näher. Ich nehme

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