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Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition)

Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition)

Titel: Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John R Tolkien
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der Gebieter hat ihnen freigegeben?«
    »Hat er mir freigegeben?«, sagte Pippin. »Er hat mich fortgeschickt. Aber ich habe Angst. Etwas Furchtbares kann dort oben geschehen. Der Gebieter ist von Sinnen, glaube ich. Ich befürchte, er will sich umbringen und Faramir auch. Kannst du nichts machen?«
    Gandalf blickte durch das klaffende Tor hinaus, und er hörte, wie das Kampfgetöse auf den Feldern schon anschwoll. Er ballte die Faust. »Ich muss hinaus«, sagte er. »Der Schwarze Reiter ist da, und er wird uns noch übel mitspielen. Ich hab keine Zeit.«
    »Aber Faramir!«, schrie Pippin. »Er ist noch nicht tot, aber sie werden ihn verbrennen, wenn niemand etwas dagegen tut.«
    »Ihn bei lebendigem Leib verbrennen?«, sagte Gandalf. »Was soll das heißen? Schnell, erzähl mir’s!«
    »Denethor ist zu den Grabgewölben gegangen«, sagte Pippin, »und hat Faramir mitgenommen. Er sagt, wir werden sowieso alle verbrennen, und das will er nicht abwarten; darum sollen sie einen Scheiterhaufen machen und ihn und Faramir darauf verbrennen. Und er hat schon Männer nach Holz und Öl geschickt. Ich hab es Beregond gesagt, aber ich befürchte, er getraut sich nicht, seinen Posten zu verlassen; er hat Wachdienst. Und was kann er denn auch tun?« So sprudelte Pippin die Geschichte hervor, und dabei langte er hinauf und berührte mit zitternder Hand Gandalfs Knie. »Kannst du nicht Faramir retten?«
    »Vielleicht kann ich’s«, sagte Gandalf; »aber wenn ich’s tue, werden andere sterben müssen, befürchte ich. Nun, ich muss wohl, denn andere Hilfe hat er nicht zu erwarten. Aber Unheil und Leid wird daraus erwachsen. Mitten in unserer Festung kann der Feind Schläge gegen uns führen; denn dies geht hier ganz nach seinem Willen.«
    Nachdem er sich einmal entschlossen hatte, verlor er keine Zeit. Er zog Pippin vor sich aufs Pferd und brachte Schattenfell mit einem Wort zum Wenden. Die ansteigenden Straßen von Minas Tirith klapperten sie hinauf, während hinter ihnen der Kampfeslärm lauter wurde. Überall rafften die Menschen sich aus ihrer Angst und Mutlosigkeit auf, griffen zu den Waffen und riefen sich zu: »Rohan ist gekommen!« Hauptleute brüllten, Kompanien traten an und viele marschierten schon zum Tor hinunter.
    Sie begegneten dem Fürsten Imrahil. »Wohin nun, Mithrandir?«, rief er. »Die Rohirrim schlagen sich auf Gondors Feldern. Wir müssen alle Kräfte zusammenraffen, die wir finden.«
    »Jeden Mann wirst du brauchen und noch mehr«, sagte Gandalf. »Beeilt euch! Ich komme, sobald ich kann. Aber ich habe eine Nachricht für den Herrn Denethor, die nicht warten kann. Übernimm du den Befehl in seiner Abwesenheit!«
    Sie ritten weiter, und als sie höher hinaufkamen und sich der Zitadelle näherten, spürten sie den Wind im Gesicht und sahen in der Ferne den Morgen heraufschimmern, ein Licht, das sich vom südlichen Himmel her ausbreitete. Aber ihnen brachte es wenig Hoffnung, weil sie nicht wussten, was sie an Bösem erwarten mochte, und weil sie befürchteten, dass sie zu spät kamen.
    »Das Dunkel vergeht«, sagte Gandalf, »aber auf dieser Stadt lastet es noch.«
    Am Tor der Zitadelle fanden sie keinen Wachtposten. »Dann ist Beregond doch hingegangen«, sagte Pippin mit etwas Hoffnung. Sie bogen ab und eilten die Straße zur verschlossenen Tür entlang. Sie stand weit offen, und davor lag der Pförtner. Man hatte ihn erschlagen und ihm den Schlüssel abgenommen.
    »Ein Werk des Feindes!«, sagte Gandalf. »Solche Taten liebt er: Freund gegen Freund, Zwiespalt der Treue in verwirrten Herzen.« Er saß ab und bat Schattenfell, in den Stall zu gehen. »Denn du und ich, mein Freund, wir hätten längst wieder auf den Feldern sein sollen, aber andere Sorgen halten mich auf. Doch komm schnell, wenn ich dich rufe!«
    Sie gingen durch die Tür und den steilen gewundenen Weg hinunter. Es wurde heller, und die hohen Säulen und die steinernen Figuren am Wegrand zogen langsam wie graue Gespenster an ihnen vorüber.
    Plötzlich durchbrach Geschrei von unten die Stille, und sie hörten Schwerter klirren: Töne, wie sie an den geweihten Stätten noch nicht gehört worden waren, seit die Stadt erbaut war. Endlich erreichten sie die Rath Dínen und eilten zum Haus der Statthalter, im dämmerigen Licht unter seiner hohen Kuppel.
    »Aufhören!«, rief Gandalf und rannte zu der steinernen Treppe vor der Tür. »Schluss mit diesem Wahnsinn!«
    Denn oben standen Denethors Diener mit Schwertern und Fackeln in den Händen; doch

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