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Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition)

Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition)

Titel: Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John R Tolkien
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es.
    »Ecthelion II., Turgons Sohn, war ein Mann von Verstand. Mit allem, was ihm an Macht geblieben war, begann er, die Grenzen seines Reichs gegen Mordors Angriffe zu sichern. Er zog tüchtige Männer von nah und fern in seinen Dienst und gab denen Rang und Lohn, die sich seines Vertrauens als würdig erwiesen. Bei vielen seiner Maßnahmen erhielt er Rat und Hilfe von einem großen Feldhauptmann,den er vor allen anderen schätzte. Thorongil nannten ihn die Menschen in Gondor, ›Der Adler des Sterns‹, denn er war schnell und scharfsichtig, und an seinem Mantel trug er einen silbernen Stern; wie er aber wirklich hieß und in welchem Land er geboren war, wusste niemand. Zu Ecthelion kam er aus Rohan, wo er dem König Thengel gedient hatte, doch war er nicht vom Volk der Rohirrim. Er war ein großer Heerführer zu Wasser wie zu Lande, aber bevor Ecthelions Tage zu Ende gingen, trat er zurück in den Schatten, aus dem er gekommen war.
    Thorongil gab Ecthelion oft zu bedenken, dass die Macht der Rebellen in Umbar eine große Gefahr für Gondor und eine Bedrohung seiner südlichen Lehen sei, die sich als tödlich erweisen könne, wenn Sauron zum offenen Krieg überginge. Schließlich erwirkte er die Erlaubnis des Statthalters, eine kleine Flotte zu rüsten. Überraschend lief er eines Nachts in Umbar ein und verbrannte einen großen Teil der Korsarenschiffe. Er selbst besiegte im Kampf auf den Kaien den Hafenkommandanten; dann zog er sich unter geringen Verlusten mit seiner Flotte zurück. Doch als sie wieder nach Pelargir kamen, wollte er zum Kummer und Erstaunen der Menschen nicht nach Minas Tirith zurückkehren, wo ihn hohe Ehren erwarteten.
    Er schickte Ecthelion eine Abschiedsbotschaft, die lautete: ›Andere Aufgaben rufen mich nun, Gebieter, und ich werde viel Zeit und viele Gefahren hinter mich bringen müssen, bis ich, wenn es mein Schicksal so will, wieder nach Gondor komme.‹ Zwar konnte sich niemand denken, was dies für Aufgaben sein mochten und welcher Ruf dazu an ihn gelangt war; doch wohin er ging, wusste man. Denn er nahm sich ein Boot und setzte über den Anduin, und dort nahm er Abschied von seinen Gefährten und ging allein weiter; und als man ihn zuletzt sah, hatte er sich dem Schattengebirge zugewandt.
    In der Stadt war man sehr bestürzt wegen seines Fortgangs, der allen als ein schwerer Verlust erschien, Ecthelions Sohn Denethor vielleicht ausgenommen, ein Mann, der nun schon reif war für dasAmt des Statthalters, das er vier Jahre darauf nach dem Tod seines Vaters antrat.
    Denethor II. war stolz, groß und mutig, eine königliche Erscheinung, wie man sie in Gondor seit vielen Menschenaltern nicht mehr gesehen hatte, obendrein klug, weitblickend und bewandert in der Überlieferung. Eigentlich war er Thorongil so ähnlich, als wären sie nah verwandt; und doch nahm er in den Herzen der Menschen und in der Achtung seines Vaters hinter dem Fremden immer nur den zweiten Platz ein. Zu der Zeit glaubten viele, Thorongil habe seinen Abschied genommen, weil sonst sein Rivale bald sein Gebieter geworden wäre; doch hatte Thorongil eigentlich nie mit Denethor rivalisiert oder einen Anspruch erkennen lassen, mehr zu sein als ein Diener des Statthalters. Nur in einem Punkt waren sie verschiedener Meinung: Thorongil gab Ecthelion oft den Rat, Saruman dem Weißen in Isengard nicht zu trauen, sondern lieber Gandalf den Grauen anzuhören. Denethor aber war kein Freund von Gandalf; und nach Ecthelions Tagen war der graue Wanderer in Minas Tirith nicht mehr so gern gesehen. Später, als alles sich aufgeklärt hatte, glaubten daher viele, Denethor, scharfsinnig, wie er war, weiter und tiefer blickend als andere Menschen seiner Zeit, habe herausgefunden, wer dieser Fremde war, der sich Thorongil nannte, und Argwohn geschöpft, dass er und Mithrandir vorhätten, ihn zu verdrängen.
    Als Denethor Statthalter wurde (2984), erwies er sich als ein strenger Gebieter, der in allen Dingen seinen Willen behauptete. Er redete wenig, hörte Ratschläge an und tat dann, was er für richtig hielt. Erst spät hatte er geheiratet (2976), nämlich Finduilas, die Tochter Adrahils von Dol Amroth. Sie war eine schöne, sanftmütige Frau, doch als sie noch keine zwölf Jahre verheiratet waren, starb sie. Denethor liebte sie auf seine Weise mehr als jeden anderen Menschen, ausgenommen vielleicht den älteren der beiden Söhne, die sie ihm schenkte. Doch dem Volk schien es, als welke sie in der bewachten Stadt wie eine Blume aus den

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