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Der Herr der Unruhe

Der Herr der Unruhe

Titel: Der Herr der Unruhe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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haarsträubendes, metallisches Knirschen drang aus Albinos Herzen. Dann kehrte Stille ein.
    Benommen taumelte Nico zum Motorrad zurück. Er legte seine Hand auf den Tank und murmelte: »Du bist vielleicht leblos, aber nicht tot. Warte, bis ich wiederkomme.«
    Oberhalb der Treppe hörte er ein ächzendes Geräusch. Die zweiflüglige Tür öffnete sich. Laura? Ihr Name scholl durch die Hallen seines Bewusstseins mit der Kraft von tausend Orgelpfeifen. Er reckte den Hals, stieg langsam die Stufen empor. Wo war sie? Männer, Frauen und sogar zwei Kinder drängten aus der Kirche. Die Vorhut bildeten O r lando und Dante Castaldi, die zwei Bäckerbrüder. Sie e r kannten sofort die von dem brennenden Panzer ausgehende Gefahr und scheuchten die verängstigten Menschen in Richtung der Via San Giovanni seitlich die Treppe hinab.
    Nico eilte zu Orlando. »Ist Donna Laura da drinnen?«
    »Äh! Ich glaube nicht. Aber ich könnte mich irren. Wir hatten da drinnen nur das Licht von ein paar Votivkerzen. Außerdem herrschte, nachdem die Deutschen uns in die Kirche getrieben haben, ein ziemliches Durcheinander.«
    »Geht es euch gut?«
    »Ja. Es war knapp, aber die Flammen sind noch nicht durch die Türen gedrungen. Wir müssen sie dringend l ö schen, bevor das Feuer auf die ganze Kirche übergreift.«
    »Kannte niemand von euch den geheimen Ausgang in der Krypta?«
    »Hier? In San Giovanni? Nein. Mein Gott! Von den Hö h len habe ich selbstverständlich gewusst, aber …« Der B ä cker schüttelte fassungslos den Kopf.
    »Ich muss nach meinem Mädchen sehen«, sagte Nico.
    Orlando legte ihm die noch vom Mehl weiße Hand auf die Schulter. »Wir verdanken dir unser Leben, Don Nico. Jetzt geh und rette deine Zukunft. Das hier schaffen wir auch ohne dich.«
    »Danke.«
    Nico lief an den lodernden Toren vorbei in die Kirche. Er wollte schon aufatmen, weil niemand mehr zu sehen war, aber da hörte er ein leises Wimmern. Das Geräusch kam aus der Nähe des Altars. Rasch holte er sich eine noch brennende Opferkerze und durchquerte das Kirchenschiff. Rechts vor der Treppe, die zum Chorraum hinaufführte, gab es einen Durchgang. Dahinter lag eine der zugenagelten Seitentüren. Er folgte dem leisen Klagen bis in die Cappella del Carmine, die links vom Hinterausgang lag.
    Da kniete, im schwachen Kerzenlicht kaum zu erkennen, eine Frau in hellem Kleid. Langes schwarzes Haar floss ihr über den Rücken. Nicos Herz machte einen Satz.
    »Laura?«
    Die Weinende reagierte nicht.
    Er lief zu ihr und rief erneut Lauras Namen.
    Endlich drehte die Frau sich um. Als Nico ihren g e schwollenen Leib und ihr tränenüberströmtes Gesicht sah, durchwogte ihn eine Welle der Enttäuschung. Es war nicht Laura, sondern eine Schwangere, die hier wohl für ihr u n geborenes Kind gebetet hatte. Entfernt kam sie ihm bekannt vor.
    Im nächsten Moment hatte er sich wieder in der Gewalt. Die Frau brauchte Hilfe. Er beugte sich zu ihr hinab und bot ihr seine Hand als Stütze an. »Das Tor ist offen. Sie und Ihr Kind sind gerettet. Kommen Sie, Signora …«
    »Casaldi«, sagte sie mit einem letzten Schluchzer.
    Er glaubte sich verhört zu haben. »So wie unsere fleißigen Bäcker?«
    »Nein, mit Orlando und Dante bin ich weder verwandt noch verschwägert.« Sie schenkte ihm ein kleines Lächeln. Anstatt aufzustehen, fragte sie: »Sie haben mich für eine andere gehalten, nicht wahr?«
    »Ja, ich hatte gehofft, Donna Laura zu finden.«
    »Laura Manzini? Die ist nicht da.«
    Die Bestimmtheit von Signora Casaldi ließ Nico aufho r chen. »Haben Sie Donna Laura in den letzten vierundzwa n zig Stunden gesehen?«
    »Das kann ich nicht genau sagen. Als heute Nacht das Unheil über die Stadt aufzog, sind wir von deutschen Sold a ten in die Kirche getrieben worden. Im Aufblitzen einer Explosion habe ich in der Via del Limbo eine Gestalt ges e hen. Ich bin mir sicher, dass es eine Frau war. Sie hatte u n gefähr meine Figur – nur ohne das Kind im Bauch, versteht sich.«
    »Ist es Laura Manzini gewesen?«, fragte Nico aufgeregt.
    »Vielleicht. Vielleicht aber auch nicht. Der Blitz, die b e waffneten Männer um uns herum, die Angst – ich war viel zu aufgeregt, um mir darüber Gedanken zu machen.«
    Enttäuscht atmete Nico wieder aus. »Na ja, ich werde sie schon finden.«
    »Au!« Signora Casaldi hielt sich den Leib.
    »Haben Sie Schmerzen?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Der Junge tritt und schlägt mich, schon seit die Schießerei begonnen hat. Ihm scheint der Tag nicht

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