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Der Herr der zerstörten Seelen

Der Herr der zerstörten Seelen

Titel: Der Herr der zerstörten Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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gemeldet hat.«
    Jan sagte: »Na, wenigstens hast du mit Lobko gesprochen.«
    Sie hörte es nicht. Sie sah wieder einmal auf ihre Uhr, dabei wußte sie doch genau, daß es zehn war. Sie hatte es gerade erst festgestellt. »Diese Irren geben mir ab jetzt noch zehn Stunden.«
    »Fünf oder zehn oder zwölf? Na und? So geht das sowieso nicht. Do, wir müssen die Polizei einschalten.«
    »Deshalb will ich ja mit Tommi reden. Der hat unglaubliche Beziehungen. Der macht so was hundertmal besser als ich.«
    Sie wollte schon wieder von ihrem Stuhl hoch, um im Raum hin und her zu gehen, doch Jan hielt sie am Handgelenk fest. »Do?«
    »Ach, Mensch – ach, Jan …« Sie sackte zusammen.
    »Do! Wir werden uns nicht von einem Haufen beschissener Neurotiker fertigmachen lassen, hörst du? Wer sind die schon? Idiotische Fanatiker, irre Außenseiter, denen es zur Abwechslung einfällt, Amok zu laufen. Mit Psychopathen wird man fertig. Man muß aufpassen, richtig, aber man kriegt sie wieder an die Kandare.«
    Sie blickte ihn an, und er sah die Verzweiflung, die ihre Augen trübte wie schmutziger Rauch. Er sah die Unruhe darin, aber auch zu seiner Erleichterung kalte Entschlossenheit.
    »Schön wär's, Jan.«
    »Du weißt es auch.«
    »Ich weiß gar nichts. Ich weiß nur eines: Daß sie Kati haben und daß Hanne tot ist … Und da ist noch etwas, das ich weiß: Daß ich in den Verlag muß.«
    »Jetzt?«
    Sie nickte heftig. »Ja. Ich muß mit Schmidt-Weimar reden. Ich muß den Alten sehen. Und vor allem muß ich mit den Nachrichten-Agenturen Kontakt aufnehmen. Das muß raus und gedruckt werden in der gesamten Presse, in allen Medien.«
    »Dazu mußt du wirklich in den Verlag? Das halte ich im Moment für zu gefährlich.«
    »So? Meinst du? – Soll ich dir was sagen, Jan: In Somalia hatte sich einer der Jungens, ich glaube, es war der RTL-Mann, den schönen Satz ›Risiko, dein täglich Brot‹ ans Auto geschmiert. Mag zwar dämlich klingen, aber es war was dran. Was ich damit sagen will: Ich habe keine Angst um mich. Daran hab' ich mich gewöhnt. Ich habe nur Angst um Kati.«
    »In Ordnung, aber …«
    Sie hob die Hand. »Laß mich ausreden. Über die Angst bin ich weg, obwohl ich kein bißchen an deine Theorie von den irren Außenseitern glaube. Sie stimmt nicht. Schmink sie dir ab, Jan. Das sind keine Psychopathen, das sind Leute vom Fach. Und sie verstehen ihr Handwerk …«
    »Ich glaub's trotzdem nicht.«
    »Es ist jetzt nicht so wichtig, was du glaubst, Jan. Es ist wichtig, was ich glaube. Ich glaube an meine Schreibmaschine. Die ist nicht nur die einzige, sie ist auch die wirksamste Waffe, die ich besitze. Ich hab' mich ein Leben lang damit verteidigt, und das gar nicht so schlecht, wie du weißt … Wenn ich angriff, bewegte sich manches. Und konnte ich mal richtig draufhalten, dann flogen sogar die Fetzen …«
    Jan nickte. Was sonst? Dos Augen waren wieder klar, die Farbe war in ihr Gesicht zurückgekehrt. Es wirkte unglaublich lebendig.
    »Und die Fetzen werden fliegen, Jan! Das schwör ich dir.«
    »Na, dann laß sie fliegen«, grinste er.
    »Du bringst mich also in den Verlag?«
    »Nein. Wir werden nicht in den Verlag fahren, sondern erst mal deinen Schmidt-Weimar anrufen und ihm vorschlagen, daß wir uns an irgendeinem hübschen kleinen, diskreten Ort treffen.«
    Sie nickte. »Ich kann auch ein Taxi nehmen.«
    Er schüttelte den Kopf und griff nach ihrer Hand. »Nee, nee, ab jetzt bleiben wir schön zusammen.«
    Hauptkommissar Ludwig Heininger saß genau an der Stelle, die er Tommi Reinecke zuvor am Telefon angekündigt hatte: Am zweiten Fenstertisch des ›Kurfürsten-Eck‹, rechts vom Eingang. Die Kellnerin servierte ihm gerade ein Paar Weißwürste, und die Sonne leuchtete auf seinem Bierglas.
    »Die Wecken, Maria.«
    »Sind schon da, Herr Heininger, sind schon da …« Die dicke blonde Frau rannte.
    Kommissar Ludwig Heininger nahm einen Schluck Bier und las dabei gleichzeitig auf seiner Armbanduhr die Zeit ab, erst dann warf er Tommi Reinecke, der sich vor ihm am Tisch aufgebaut hatte, einen langen, vorwurfsvollen Blick zu: »Zwanzig Minuten zu spät! Die Weißwurst' zahlst du, mein Lieber. Und überhaupt: Was ist denn mit dir los? Wie siehst du denn aus?«
    Wie unter einem Reflex massierte Tommi sich die Stoppeln an den Wangen und strich über seine geschwollenen Lider.
    »Das Bild der menschlichen Katastrophe«, setzte Heininger gnadenlos nach. »Zuviel gesoffen, oder was?«
    »Dafür kann ich nichts, Ludwig,

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