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Der Herr der zerstörten Seelen

Der Herr der zerstörten Seelen

Titel: Der Herr der zerstörten Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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»Du meinst, dieser Arsch von Schmidt-Weimar wird dich rausschmeißen? Hast du denn Krach mit dem alten Affen?«
    »Nein. Aber den werde ich kriegen.« Sie suchte nach Worten, um zu erklären, brachte aber nur zusammenhanglose Sätze zustande. Außerdem erschien Tommi mit einem gewaltigen Tablett. Mit dem Fuß angelte er seinen hübschen indonesischen Spieltisch heran und stellte alles darauf ab: Suppe, weiße Bohnen, Toast, Bier, Gläser.
    »Tommi, wirklich, ich hab' überhaupt keinen Hunger. Ich kann jetzt nicht.«
    »O doch, du kannst! Und du mußt. Und noch was: Du wirst doch nicht vor einem Idioten wie Schmidt-Weimar Schiß haben. Er, sein ganzer Laden, einschließlich dieses unsäglichen Wichsers von Engelmann hängen doch von dir ab. Das weiß er auch ganz genau … Und du weißt es auch, müßtest es wenigstens wissen, wenn du nur endlich wieder zu dir kommen würdest. Nicht Schmidt-Weimar, schon gar nicht Engelmann – du bist ›Heute‹, bist die Anchor-Frau! So ist das. Also zeig ihnen die Krallen.«
    »Tommi, wenn du wüßtest, wie wenig mich das alles interessiert.«
    »Mag ja sein. Aber trotzdem …«
    Er war mit der Suppe fertig und attackierte seine Bohnen, die er gleichfalls mit Tomatensoße, Speck, einer Menge scharfem Tabasco und einem Toast veredelt hatte.
    »Nun iß doch endlich …«
    »Ich kann nicht, Tommi. Das hab' ich dir doch schon mal gesagt.«
    »Versuch's.« Er blickte auf seine Armbanduhr. »Jetzt ist es siebzehn Uhr dreißig. Bis nach Bayreuth sind das mit dem Auto mehr als zwei Stunden.«
    »Bayreuth?«
    »Hast du nicht gesagt, die Vorwahl von diesem komischen Vogel mit den heiligen Sprüchen sei Bayreuth?«
    »Ich weiß nicht einmal, ob das ein komischer Vogel ist.«
    »Die Vorwahl ist das einzige Konkrete, was wir haben.«
    »Wir?«
    »Glaubst du, ich lass' dich in dieser miesen Lage allein?«
    »Und deine Arbeit?« Do ließ ihren Löffel sinken. »Was wird aus dieser Rumänen-Geschichte?«
    »Was schon? Außer Spesen ist da wahrscheinlich nichts gewesen. Rumänen-Mafia … Das ist doch längst abgenudelt. Falls einer ein Bild haben will, kann er mich ja anrufen.«
    Do sah ihn an. Am liebsten wäre sie aufgesprungen, zu ihm gegangen, um ihn in den Arm zu nehmen. Aber sie fühlte sich zu schwach. »Ach, Tommi, du bist schon ein Kumpel.«
    »So? Meinst du? Ein Glück, daß du's wenigstens erkannt hast. Nur eines, für Bayreuth ist es heute zu spät.«
    Sie nickte.
    »Also bleibst du heute nacht hier. Du kennst noch nicht einmal mein Gästezimmer. Und das ist nun wirklich eine klare Bildungslücke …«
    Es war siebzehn Uhr zwanzig, als Do Folkert die Treppen zu Tommi Reineckes Schwabinger Wohnung hochstieg. Fast genau zur selben Zeit war Robert Tennhaff mit dem Brief fertig, der ihn in der letzten Dreiviertelstunde beschäftigt hatte: seiner Beschwerde an die Telecontrol-KG in Reutlingen.
    Er hatte die Betriebs-Manuals herausgeholt, Lexika gewälzt, um fachlich so überzeugend zu argumentieren, daß die Leute dort prompt reagierten. Bei Marc Bergs Sicherheitswahn würde Tennhaff eine Genehmigung beantragen müssen, um den Monteur aufs Gelände zu lassen, aber vielleicht konnte er auch den Mann in der Dorfkneipe von Walldorf, dem nächsten Ort, treffen, sich informieren lassen und die Sache selbst in die Hand nehmen.
    Gerade als Tennhaff darüber nachdachte, hörte er im Korridor Bergs Stimme.
    Die Tür ging auf, und da stand er: ein Marc Berg in gefütterter Lederjacke und Stiefeln. Sogar ein lächelnder Marc Berg.
    Tennhaff erhob sich.
    »Na, Robert? Viel Dringendes?«
    »Meist.«
    »Trotzdem, lassen Sie den Kram mal liegen, ziehen Sie ihre schöne blaue Jacke an, und wir machen einen Spaziergang. Okay?«
    Tennhaff griff sich die Jacke. Die Abschiedsvorstellung also … Immerhin bist du ihm noch einen Spaziergang wert. Vor dem Eingang parkte Bergs schwarzer Suzuki-Jeep. Tennhaff kletterte auf den Sitz, Berg gab Gas, sie verließen das Gelände durch das Westtor. Bergs Lächeln war verschwunden. Er sprach keinen Ton. Er fuhr etwa fünf Minuten und steuerte dann den Wagen in ein von Kiefern bestandenes kleines Tal und stieg aus. Hier lag noch Schnee. Tennhaff blickte einer feinen dunklen Spur nach, die den Weg überquerte und im Unterholz verschwand.
    Er hob den Arm. »Ein Fuchs.«
    »So? Ein Fuchs? Na toll …« Bergs Augen wirkten nicht mehr groß, sie waren schmal geworden. »Robert, Sie sind ein intelligenter Mann. Sie wissen, warum wir hier herausgefahren sind?«
    »Ich vermute

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