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Der Herzberuehrer

Der Herzberuehrer

Titel: Der Herzberuehrer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jobst Mahrenholz
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begann ich meinen Bericht. Wenn ich mir weiterhin Unterstützung von Matteo erhoffte, musste ich ihn nun mehr in das Geschehen einbinden. Das war sonnenklar.
    »Kein richtiges Tagebuch... eher Texte...«, fuhr ich also fort. »...Nicht immer zu verstehen, aber deutlich genug.«
    »Und darum ging es dieser Sabricci. Um Texte? Darum ist sie extra hier hergekommen, von Perugia?« Das schien ihn wirklich zu beeindrucken. »Aber was wollte sie denn von dir?«
    »Sie hatte eine Bitte an mich...«
    »Die du ihr nicht erfüllt hast...«
    »Die ich ihr nicht erfüllen kann!«
    Ich sah aus dem Fenster, in die vorbeiziehende Landschaft, um Matteos Blick nicht begegnen zu müssen.
    Denn eigentlich ging es nicht darum, dass ich sie nicht erfüllen konnte, ihre Bitte. Ich wollte es nicht, das war es! Ich wollte es einfach nicht...
    ·
    »Verstehen Sie nicht... ich kann da nichts für Sie tun...«
    »Aber versetzen Sie sich doch mal in meine Lage...«
    Das fiel nicht schwer. So klein und gebrochen, wie sie an diesem Abend vor mir gesessen hatte, war auf den ersten Blick klar, dass diese Frau verzweifelt war. Vorsichtig nippte sie an ihrem Glas, ohne den Wein zu schmecken. Blass sah sie aus, verhärmt.
    Sie hatte viel erfahren durch die Textfragmente ihres Sohnes.
    Unter anderem von jenen Briefen, die er ihr regelmäßig geschrieben, die sie jedoch niemals zu sehen bekommen hatte. Dank ihres Ehemanns, wie sie feststellen musste. So wie Eduardo Sabricci auch für die Anmeldung am Internat verantwortlich gewesen war.
    Umso heftiger trafen sie die detaillierten, teils kruden Schilderungen von Missbrauch und Gewalt hinter besagten Klostermauern.
    Zwei Tage nach Danieles Bestattung hatte Maria Sabricci den Entschluss gefasst, ihren Mann zu verlassen. Am fünften Tag zog sie in ein Hotel am Rande der Stadt, nahe dem Ponte della Pietra, um Daniele ganz nah zu sein. Wiederum zwei Tage später beschäftigte sich ein Anwalt damit, die endgültige Trennung von Eduardo für sie vorzubereiten. Und nicht lange darauf war in ihr der Entschluss gewachsen, sich der Vergangenheit zu stellen, so etwas wie Wiedergutmachung zu leisten. Zumindest da, wo es noch ging.
    »Und versetzen Sie sich in die meine...«, versuchte nun ich mich zu erklären. «...Gerade damit sich so etwas nicht noch einmal wiederholt, muss das öffentlich gemacht werden. Das müssten Sie doch verstehen...«
    »Das verstehe ich auch. Und Sie haben ja recht. Aber wenn unsere ganze Familie da mit hineingezogen wird... dann bringt ihn das um...«
    »...So wie Daniele?« Ich wusste, es war hart, aber ihre Argumentation machte mich auch wütend »...Sie haben ihn doch gerade verlassen...«
    »Ja sicher, aber ich will ihn doch nicht zerstören...« Dann, für einen Moment, sah sie nur auf das Tischtuch vor sich, zeichnete mit ihrem Daumennagel unregelmäßige Muster in den Stoff, wobei sie mich wieder fatal an Daniele erinnerte, doch schließlich blickte sie auf und fixierte mich »...Er wird auch noch begreifen... da bin ich sicher. Glauben Sie mir. Und genau um diese Chance bitte ich Sie...«
    Sie konnte mich mal.
    »Ich kann Ihnen nichts versprechen...«, sagte ich stattdessen.
    Und damit war das Gespräch dann auch beendet gewesen, meinerseits...
    ·
    »Woher weiß sie, dass du damit an die Öffentlichkeit willst?«
    »Ich hatte einen Brief zu den Unterlagen gelegt, in dem ich das angekündigt habe.«
    Matteo war auf einen Parkplatz gefahren um mir dort schweigend zuzuhören. Es war mir in letzter Zeit aufgefallen, dass er zusehends Schwierigkeiten damit hatte, zwei Dinge gleichzeitig zu tun. Einem Gespräch zu folgen und ein Auto dabei zu lenken - das passte nicht mehr zusammen, ging einfach nicht mehr.
    »Das mit diesem Jungen... ich weiß nicht, was ich dazu sagen soll. Bin ihm ja nie begegnet, aber...« Für einen Moment hatte ich das Gefühl, dass er mir nicht offen in mein Auge sehen konnte, doch dann fing er sich wieder. »...Dass unsereins sich schwer tut mit... Euch... das kann ich verstehen... das weißt du...«
    Natürlich wusste ich das. Ich freu mich nicht gerade über Euch beide , lauteten damals seine Worte, womit er Shiro und mich gemeint hatte, aber dennoch - wir wussten ihn immer an unserer Seite. So, wie auch jetzt.
    »...Dass es zu alldem geführt hat, ist schlimm.«, sagte er betroffen, fast beschämt.» ...Darum denke ich, dass du das Richtige machst...«
    »Und darum ist es so wichtig, dass wir jetzt Shiro finden...«, erwiderte ich berührt, aber auch

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