Der Herzberuehrer
drängend, da mir die Zeit knapp wurde. »...Denn er kennt die Texte von Daniele noch nicht, verstehst du...?«
Vor allem nicht jenen, in dem Daniele unsere letzte gemeinsame 'Nacht' beschrieb, aber das musste Matteo ja nicht unbedingt auch noch wissen...
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Hallo Buch!!!
Luca hat sein Versprechen gehalten. Er hat mich geholt. Aus der Klinik. Aus der Langeweile. Luca hat die Kontrolle, sagt er. Stimmt! Er hat Recht. Hab ich ihm geschenkt. Nun bin ich ein Kontrollorgan. Zumindest war ich es eben gerade. Ich war sein Kontrollorgan. Hat Spaß gemacht. Ich bin ihm gefolgt, und nun lerne ich von ihm. Sein Sex ist anders als meiner. Kontrolleur-Sex. Dann war ich seine Fahrkarte, sein Triebwagen. Ja, das gefällt mir. Aber ich bin ja auch anders als er. Weniger nachdenklich. Eher - modelliert, geformt. Lernst du schon als Kind. Ein Klumpen Lehm war der Ursprung. Ich bin genauso. Geformt eben. Luca ist aus Gedanken gemacht...
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Shiro befand sich genau da, wo ich ihn mir erhofft hatte - in seinem Zimmer.
Und er wirkte kein wenig aufgebracht.
»Wie geht es dir?«, fragte er mich etwas besorgt, als ich mit einigem Schwung und einem vermutlich völlig undeutbaren Gesichtsausdruck in sein Zimmer gehumpelt kam. Bangen, Hoffen und etwas Wundschmerz spiegelten sich darin.
Aber nun, wo ich ihn da so entspannt mir gegenüber wusste, ließ ich meinem Erleichterungs-Lächeln freien Lauf, gefolgt von einem Alles-Gut-Nicken.
»Und dein Fuß?«
»...Ist noch dran...«
»Du musst damit zum Arzt!«
»Mach ich auch gleich... Du warst bei Danieles Mutter.«
Er nickte mit geschlossenen Augen und schob sich seine übliche Haarsträhne hinter das Ohr.
»Ja! Sie hat sich tatsächlich entschuldigt, wie du gesagt hast. Für das Monster auch, vor allem aber für damals, als sie mich weggeschickt haben...«
Ich ließ mich auf einen Stuhl plumpsen und lagerte mein Bein auf einem Zweiten.
»Das habe... ich... dir gesagt?«
»Schon klar...« Er lachte etwas gemein. »Du warst total hacke. Kein Wunder, dass du dich an nichts mehr erinnerst.«
Tja...« Ich wies auf meinen Fuß, »...Da hast du Recht.«
»Erst hast du dein Glas in die Ecke geschleudert, dann wolltest du den Mist wegmachen, und dann - na ja...«
»Barfuß...?«
»Nackt.«
»...Nackt...?«
»Oh Mann, du weißt wirklich nichts mehr...«
»Ich weiß auch nicht, ob ich das jetzt noch wissen will«.
»Na ja, jedenfalls habe ich dich dann in dein Bett gepackt, ein Handtuch drumgewickelt und Matteo geweckt, damit der sich das mal ansieht.
»Warum war ich so geladen?«
»Du warst sauer auf die Sabricci. Und Beppo hatte dir wohl die Flasche Poli dagelassen. Dann hast du mit mir noch Wein getrunken und zwischendurch zwei Bier... als Wasserersatz.«
»Bescheuert...«
»Deine Worte - Wasserersatz! « Er lachte leise, eher zu sich selbst.
»Hör mal Shiro...« Das Pochen in meinem Fuß hatte deutlich an Intensität zugenommen, so als müsste man es eigentlich im ganzen Raum hören können. »...Ich habe eine Bitte!«
Er sah mich erwartungsvoll fragend an.
»...Ich muss wirklich dringend zum Arzt. Kannst du mit dem Lesen von Danieles Unterlagen noch warten, bis ich wieder da bin? ...Versprichst du mir das...?«
Nun machte sich so etwas wie Bestürzung auf seinem Gesicht breit.
»Das ist schon längst geschehen, Luca.«
»Wie...?« Ich konnte es nicht fassen. Nicht, nachdem ich ihn hier so gleichmütig angetroffen hatte. »...Du hast schon alles gelesen...?«
»Na ja so viel war es ja nun auch nicht. Und im Grunde hattest du mich ja ganz gut vorbereitet letzte Nacht.«
Letzte Nacht? Die muss ja grandios gewesen sein, diese letzte Nacht. Schade, dass ich nicht dabei war.
»Und du bist okay?«
»Mach dir keine Sorgen um mich. Mir geht's gut. Sieh zu, dass du zum Arzt kommst«.
»Aber... bist du nicht total sauer auf mich, oder zumindest... enttäuscht...«
»Nein... natürlich nicht«. Er lächelte irgendwie weich, als er begriff, welche Vorwürfe ich mir im Nachhinein seinetwegen machte. »...Du hast nichts Falsches getan, Luca. Ganz im Gegenteil, denke ich...«
Mann, ich hatte ganz vergessen, wie Shiro mit so was umging. Seine tief verwurzelte Haltung zu Schuld und Respekt, dieser alles umfassende Freiheitsgedanke. Ich hatte es wirklich vergessen.
»Los, verschwinde jetzt. Du musst zum Arzt...«, drängte er, immer noch lachend, und ich liebte ihn in diesem Moment.
Dafür - und für alles Andere...
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»Oh ja, nicht sehr breit, aber tief! Mitten durch die
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