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Der Herzberuehrer

Der Herzberuehrer

Titel: Der Herzberuehrer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jobst Mahrenholz
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Flasche Barolo auf ihrem Tisch war so gut wie geleert und ein Teller mit verschmähten Käseresten trocknete vor sich hin. Ich wusste, dass ein genussvoller Abend hinter ihnen lag.
    Gegrillte Krustentiere vorweg, ein Schlag Safranrisotto als Zwischengang und besagtes Lorbeer-Filet. Es musste ihnen einfach gut gehen.
    »Ausgezeichnet...«, lobte Rebecca denn auch meine Bemühungen, »...So lässt es sich leben...«
    Shiro nickte zufrieden. Beppo kam an unseren Tisch und brachte mir einen großen Krug kaltes Bier, den ich bei ihm geordert hatte.
    »Und...?«, fragte ich neugierig, »...Worüber habt ihr geredet, nach so langer Zeit...?«
    »Na, was meinst du wohl?«
    »Ich habe von Ayumi erzählt...«, kam Shiro mir entgegen.
    »Und ich über die Familie... Zufrieden?« Sie hob mit einem Lächeln ihr Glas, stieß es mit einem kurzen 'Klack' gegen meinen Bierkrug und leerte es in einem Zug.
    »...Und jetzt brauche ich noch Wein!«
    Ich gab Beppo ein Zeichen mit der Flasche.
    »Luca, wie kommt’s eigentlich, dass du immer alles richtig machst...«
    Sie schien nicht betrunken. Auch ein rascher Seitenblick zu Shiro brachte keinen Aufschluss.
    »Na, das alles hier...«, antwortete sie auf meinen ratlosen Blick und machte eine ausladende Handbewegung. «...Es ist so unglaublich schön hier...«
    »Glück vielleicht...«
    »Vermutlich ist es so...«
    Ich betrachtete über mein Bier hinweg Shiro, der in der letzten Zeit so gar kein Glück gehabt hatte. Und ich musste daran denken, dass ich viel von dem meinem ihm zu verdanken hatte.
    Ohne Shiro säße ich jetzt vermutlich immer noch in Fano, bei meiner Familie und würde ein Leben leben, das von mir erwartet wurde, dass aber sicher wenig mit mir selbst zu tun hatte. Mir war klar, wie ungerecht das war. Wer, wenn nicht ein Freidenker wie er, hätte auch mal so etwas wie Glück verdient.
    »Was die Hochzeit betrifft...«, holte Rebecca mich zurück in die Wirklichkeit, »...da dachte ich daran, dass wir den zeremoniellen Teil in der kleinen Kapelle abhalten könnten.«
    Undenkbar.
    »Ausgeschlossen...«, reagierte ich dementsprechend. »Das ist unser Lager, das brauchen wir hier...«
    »Ja, aber man könnte doch...«
    »Außerdem will ich hier keine religiösen Riten abfeiern. Nicht bei mir...«
    »Und da legst du dir ausgerechnet ein Kloster zu?«, fragte sie etwas spitz.
    »Ein Hotel! Außerdem war es eine Fernsehkulisse, als ich es übernommen habe - mehr nicht!«
    »Findest du nicht, dass du etwas übertreibst, mit deinem Hass auf die Kirche...?«
    »Er sagt doch nur, dass er das Zeremoniell nicht hier oben haben möchte...«, sprang Shiro mir zur Seite.
    »Genau!", ergänzte ich dankbar. »Aber in Busalla gibt’s ne Kirche, die für eure Zwecke sicher genau richtig ist...«. Davon ging ich zumindest aus. »...Und auch größer... Und im Anschluss wird dann im 'Luro' gefeiert.«
    Sie wirkte nicht überzeugt.
    »Ist es nicht sowieso besser, wir gehen das in aller Ruhe durch?«, schlug ich beschwichtigend vor. »...Du erzählst mir morgen, wie du dir das alles vorstellst, mit wie vielen Gästen du rechnest, welche Speisefolge dir vorschwebt und das ganze Drumherum, und ich sehe dann, was ich machen kann.«
    Sie nickte zögerlich, wohl wissend, dass dies der übliche und auch sinnvollste Weg war. Sie hatte es selbst so praktiziert, jahrelang.
    Also verschoben wir das Thema auf den nächsten Tag und genossen einfach noch unser Zusammensein auf der Terrasse.
    Meine Schwester im Lauros.
    Bald würde die ganze Sippe hier einfallen...
    ·
    Noch nie hatte ich eine Hochzeit innerhalb der Familie miterlebt.
    Mein Hass-Bruder Tomaso und Giade lebten zwar schon ewig zusammen, aber den Schritt Richtung Heirat schoben sie bislang vor sich her.
    Ganz anders Antonio und Valentina: Die Ehe meiner Eltern fußte auf einer gewaltigen Hochzeit, die damals im D’Agosta begangen worden war.
    Das rauschende Fest dauerte ganze drei Tage, und nicht nur ich - auch meine Geschwister hatten stets das Gefühl dabei gewesen zu sein, so episch wurde uns dieses Ereignis immer und immer wieder in Form von unzähligen Fotos und nicht enden wollenden Erzählungen nahegebracht.
    Nun also Rebecca.
    Und sie feierte nicht im D’Agosta.
    Für meine Eltern musste das wie ein Schlag ins Gesicht gewesen sein. Eigentlich unverzeihlich.
    »Für Vater war es hart...«, bestätigte Rebecca am nächsten Morgen bei Cornetto, Saft und Caffè. »... Aber Mutter fand es eine ganz gute Idee, und so...«
    »Wie kommt das?«

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