Der Herzensbrecher
Hochzeitsnacht eine Qual war.«
»Doch«, erwiderte Sloan tonlos. Als wollte ihn sein Körper für diese Lüge bestrafen, floss das Blut schneller durch seine Adern, während seine Fantasie ihm das Bild einer verführerischen nackten Frau vorgaukelte.
Es war ein Fehler gewesen, die Ehe zu vollziehen. Das wusste er mittlerweile. Er hatte gedacht, er könnte mit ihr schlafen und sie dann vergessen. Statt dessen begehrte er sie heißer denn je. Glücklicherweise war es ihm gelungen, seine Sehnsucht zu verbergen. In diesem leidvollen letzten Jahr hatte er gelernt, wie man Gedanken und Gefühle hinter einer kalten Miene und ausdruckslosen Augen versteckte.
»Und worin liegt das Problem?« fragte Jake.
»Sie ist nicht Doe«, erwiderte Sloan brüsk.
»Wahrscheinlich legst du keinen Wert auf meinen Rat, großer Bruder.« Jakes behandschuhte Hände, die gerade das Zaumzeug festzurrten, hielten inne. »Aber Doe wäre die erste, die dich bitten würde, die Vergangenheit zu begraben. Das Leben geht weiter. Außerdem darfst du Heather nicht ungerecht behandeln. Du hast sie hierhergebracht. Also gib ihr die Chance, die ihr zusteht.«
Diesem Argument konnte Sloan nicht widersprechen. Er durfte seinen Zorn und seine Bitterkeit nicht an Heather auslassen. jetzt war sie seine Frau, und sie verdiente seinen Respekt. Aber er würde sich nie wieder von seiner Leidenschaft hinreißen lassen und sein Bett nicht mit ihr teilen. Nicht einmal sein Schlafzimmer.
Nur in diesem Raum konnte er ein bisschen inneren Frieden finden und an Doe denken, an das entschwundene Glück. Auf diesen Teil seines Lebens hatte Heather kein Recht. Das musste sie akzeptieren.
Sie wünschten Caitlin, Jake und einem schläfrigen Ryan eine gute Nacht. Dann standen sie auf der hinteren Veranda und beobachteten, wie der Wagen davonfuhr. Aus der Schlafbaracke drang gedämpftes Gelächter herüber. Heather sah ihre Atemwolken in der eisigen Luft.
Als sie erschauerte, wandte sich Sloan zu ihr. »Geh lieber ins Haus zurück.« Zu ihrer Überraschung folgte er ihr in die warme Küche. »Sicher bist du müde«, meinte er und verriegelte die Tür.
»Ein bisschen.«
»Dann solltest du jetzt schlafen. Morgen früh kannst du den Rest des Hauses besichtigen.«
»Ja, sehr gern.«
»Komm, ich zeige dir dein Zimmer.«
Als er eine Öllampe ergriff, musterte sie sein ernstes, markantes Gesicht und dachte wieder an seine traurige Vergangenheit. Am liebsten hätte sie seine schmale Wange berührt. Doch sie bekämpfte den Impuls. Sicher würde ihm eine so sanfte, tröstliche Geste missfallen.
Er führte sie die Treppe hinauf, ins erste Schlafzimmer an der rechten Seite des Flurs. Auf dem Messingbett lag eine weiße, mit blauen Akeleien bestickte Decke. Ein Wasserkrug und eine Schüssel standen auf dem Waschtisch. In einem hölzernen Schaukelstuhl stapelten sich mehrere Wolldecken. Ein schmiedeeisemer Ofen verbreitete gemütliche Wärme.
»Leider gibt's hier keine Zentralheizung«, erklärte Sloan. »Aber dieser Ofen funktioniert recht gut. Wenn du willst, kannst du einen Ziegelstein für deine Füße erhitzen. Das Bad findest du weiter unten am Flur. Vor ein paar Jahren habe ich eine Leitung mit warmem Fließwasser installiert.«
»Danke.«
»Also, dann wünsche ich dir eine gute Nacht.« Er stellte die Lampe auf die Kommode und wandte sich zur Tür.
»Und wo - schläfst du?« fragte Heather unsicher.
Nur widerwillig drehte er sich um und erwiderte ihren Blick mit kalten blauen Augen. »Auf der anderen Seite des Flurs. Janna schläft bei mir, neben einem großen Kanonenofen, damit sie nicht friert. Und wenn sie aufwacht, höre ich's sofort.«
Offensichtlich will er sein Schlafzimmer nicht mit mir teilen, dachte Heather und verbarg ihre Enttäuschung. Ihr Stolz verbot ihr zu zeigen, was sie empfand.
»Stört dich das?« fragte er.
Herausfordernd hob sie das Kinn. »Natürlich nicht.«
Kapitel 6
Im Morgengrauen stand sie auf, fest entschlossen, ihre Fähigkeiten zu beweisen. Hastig zog sie sich an, eilte in die Küche hinunter und bereitete das Frühstück vor.
Als Sloan hereinkam, seine Tochter auf dem Arm, stand Heather am Herd. Sie lächelte Janna zu. Dann musterte sie ihren Mann, der ein ausgebleichtes Arbeitshemd und Jeans trug, das goldbraune Haar vom Schlaf zerzaust. Bei diesem Anblick krampfte sich ihr Herz schmerzhaft zusammen. »Gleich ist das Frühstück fertig«,
Weitere Kostenlose Bücher