Der Herzensbrecher
bin ich eines Besseren belehrt worden. Ich glaube, seit unserer letzten Begegnung hat er seinen inneren Frieden wiedergefunden.«
»Das kann ich mir nicht vorstellen«, entgegnete sie bitter.
»Weil Sie ihn nach Does Tod nicht beobachtet haben. Er führte sich auf wie ein Verrückter und kannte nur einen einzigen Gedanken - seine Rache.«
»Vielleicht hat er sich in dieser Hinsicht geändert. Aber er ist - unglücklich. Ich bin nicht Doe. Verstehen Sie? Er liebte sie sehr.«
»Davon weiß ich nichts.« Verwundert wandte sie sich zu ihm, und er fuhr zögernd fort: »Gewiss, er liebte sie. Aber so schreckliche Gewissensqualen können die Erinnerungen eines Mannes verklären.«
»Was meinen Sie?«
»Wahrscheinlich will er nur an die guten und schönen Dinge in seiner Ehe denken. Er gibt sich die Schuld an Does Ermordung. Nach der ganzen Katastrophe stellte er sie auf ein Podest, wie eine Heilige ...«
»... der ich nicht ebenbürtig bin.«
»Ich glaube, Sie bedeuten ihm sehr viel.«
Wehmütig schüttelte Heather den Kopf. Sloan hatte seine Liebe zu Doe möglicherweise etwas übertrieben dargestellt, aus seinen Schuldgefühlen heraus. Doch das hieß noch lange nicht, dass ihm seine zweite Frau ans Herz gewachsen war. Undenkbar - nachdem er ihre Liebe so schroff zurückgewiesen hatte ... »Jedenfalls danke ich Ihnen, Wolf.«
»Wofür?«
»Nun, Sie haben versucht, mich zu ermutigen.«
»Was mir leider misslungen ist, nicht wahr?«
Ehe sie antworten konnte, erklangen Hufschläge in der Ferne. Wenig später hielt ein Wagen vor der hinteren Veranda. Heather erkannte den Fahrer - Jake McCord. Und dann sah sie eine verkrümmte Gestalt auf der Ladefläche liegen. Sloan? Entsetzt griff sie nach Wolfs Arm. »Großer Gott, ist er ... ?«
»Nein, nur betrunken«, erklärte Jake und sprang vom Kutschbock.
Wortlos beobachtete sie, wie er seinen Bruder auf die Beine stellte und seine Taille umschlang. Betäubt baumelte Sloans Kopf hin und her. Doch er legte folgsam einen Arm um Jakes Schultern und ließ sich die Stufen hinaufführen. Als sie an Heather vorbeigingen, roch sie billiges Parfum, vermischt mit Whiskeygestank. An diesen Duft erinnerte sie sich. Also hatte sich ihr Mann mit Della Perkins amüsiert. Verzweifelt presste sie die Lippen zusammen.
Jake blieb in der Küchentür stehen. »Soll ich ihn nach oben bringen, Heather?«
»Ja, bitte - ins Gästezimmer. In seinem Zimmer schläft Janna, und in den anderen Räumen sind die Betten nicht aufgestellt. Wolf, verzeihen Sie mir, dass ich Sie ausquartiere.«
»Schon gut, ich übernachte bei Jake.«
»Nein, es wäre mir lieber, wenn Sie hierblieben. Die Couch im Arbeitszimmer ist sehr bequem.«
»Umso besser«, meinte er. »Ich warte in der Küche, bis Sie Sloan ins Bett verfrachtet haben.«
Dankbar erwiderte sie sein Lächeln, eilte hinter den McCords die Treppe hinauf und verbarg ihre schmerzlichen Gefühle. Nachdem Sloan das Geständnis ihrer. Liebe gehört hatte, war er zu einer Prostituierten gegangen. Warum musste er seine Frau dermaßen demütigen?
Sie folgte den beiden in das Schlafzimmer, das sie normalerweise bewohnte, und entzündete die Lampe auf dem Toilettentisch. Inzwischen hievte Jake seinen Bruder aufs Bett.
»Vielen Dank«, würgte sie hervor. »Jetzt kann ich mich allein um ihn kümmern.«
»Bist du sicher?« fragte Jake skeptisch.
»Ja, natürlich.«
Während Jake leise die Tür hinter sich schloss, betrachtete Heather ihren schlafenden Mann; und es widerstrebte ihr, ihn zu berühren. Er lag auf dem Rücken, einen Arm über dem Gesicht. Angesichts seines friedlichen Schlummers geriet sie in Wut. Plagten ihn denn keine Gewissensbisse, nachdem er sie mit einer Hure betrogen hatte? Am liebsten hätte sie geschrien und auf ihn eingeschlagen - oder an seiner Brust geschluchzt.
Doch sie tat nichts dergleichen, biss die Zähne zusammen und zog ihm den rechten Stiefel aus, den sie donnernd zu Boden fallen ließ. Der Lärm weckte ihn. Blinzelnd schaute er Heather an, dann sah er sich um. »Wieso bin ich hier?«
»Ich habe Jake gebeten, dich in dieses Zimmer zu bringen, weil ich Janna die Gesellschaft ihres betrunkenen Vaters ersparen möchte«, zischte sie.
»Bist du mir böse?«
»Warum sollte ich?« entgegnete sie und zerrte an seinem anderen Stiefel. »Nur weil du nach Zigarrenrauch und Whiskey und vulgärem Parfum stinkst, dich lächerlich machst und
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