Der Herzensbrecher
sein Leben geholt hatte - und weil er nun sein Bestes tat, um sie zu vertreiben ...
Heather stand in der Halle, ihre Hand an die Kehle gepresst, und kämpfte mit den Tränen. Als Wolf ihren Arm berührte, blickte sie auf, las Sorge und Mitleid in seinen Augen.
»Sind Sie verletzt?« fragte er leise.
»Nein!« erwiderte sie, wenn sie auch nicht wusste, ob sie sich jemals von ihrem Kummer erholen würde. »Aber ich kann nicht hierbleiben.«
»Wohin wollen Sie gehen?«
»Zu Caitlin ... Sicher wird sie mich aufnehmen.«
»Jake ist noch da. Am besten fahren Sie gleich mit ihm. Packen Sie Ihre Sachen.«
»Und Janna? Solange Sloan in diesem Zustand ist, will ich sie nicht allein lassen. Ich kann sie aber auch nicht mitnehmen.« Erstens wollte sie das Kind nicht mitten in der Nacht aus dem Bett holen. Und zweitens wagte sie nicht, Sloans Tochter zu entführen.
Offenbar bedurften ihr Argument keiner näheren Erklärung.
»Ich kümmere mich um Janna - und um Sloan«, versprach Wolf.
»Danke.« Obwohl sie ihn erst seit wenigen Stunden kannte, vertraute sie ihm rückhaltlos. »Würden Sie Jake bitten, auf mich zu warten? Ich möchte nur rasch eine Reisetasche packen.«
»Natürlich.« Zögernd blieb er stehen. »Falls wir uns nicht mehr sehen, bevor ich nach Denver reise, Ma'am - es war mir ein Vergnügen, Sie kennenzulernen.«
»Ich wünschte, wir wären uns unter anderen Umständen begegnet«, erwiderte sie und versuchte zu lächeln.
»Ja, ich auch. In ein paar Wochen komme ich aus Denver zurück. Dann will ich nach Ihnen sehen.« Sie nickte nur, weil ihr die Stimme nicht mehr gehorchte. »Hier ...« Wolf reichte ihr die Lampe. »Die werden Sie brauchen.«
Die flackernde Laterne in der linken Hand, betrat sie Sloans Zimmer und stellte sie auf den Nachttisch. Janna schlief immer noch tief und fest. Aber sie hatte ihre Decke abgeworfen, und Heather zog sie ihr behutsam bis ans Kinn. Tränen verschleierten ihren Blick. Zärtlich strich sie eine schwarze Haarsträhne aus der Kinderstirn, von Liebe und Verzweiflung überwältigt.
Janna wimmerte im Schlaf, als spürte sie, dass ihre neue Mutter sie verlassen wollte.
Hastig wandte sich Heather ab. Würde sie das kleine Mädchen jemals wiedersehen? Und wenn nicht könnte sie's ertragen?
Kapitel 16
Sloan blinzelte ins grelle Sonnenlicht. Heathers Zimmer. Stöhnend griff er an seine Stirn, hinter der ein Stier zu trampeln schien. Dann drehte er sich vorsichtig herum und presste das Gesicht ins Kissen. Aber er konnte die quälenden Gedanken nicht verdrängen. Inzwischen war die betäubende Wirkung des Whiskeys verflogen, das Gefühl der Scham und Reue schmerzlicher denn je.
Viel zu deutlich erinnerte er sich an die Ereignisse der letzten Nacht, selbst wenn der Alkohol manche Einzelheiten umnebelte. Er war sternhagelvoll gewesen - und ein elender Bastard.
Warum hatte er Heather so grausam behandelt? Dafür gab es keine Entschuldigung. Bedrückt dachte er an ihre Verzweiflung, die unvergessenen Tränen in den schönen goldbraunen Augen. Nur weil er selbst so verletzlich gewesen war, hatte er sie in wildem Zorn attackiert - und die schallende Ohrfeige verdient.
Es dauerte lange, bis er die Kraft fand, aus dem Bett zu steigen, sich zu waschen und nach unten zu gehen. In der Küche traf er Wolf an, der Janna mit Biskuits und Milch fütterte. Offensichtlich war der Vormittag fast vorbei.
»Wo ist Heather?« fragte Sloan mit rauher Stimme.
»Letzte Nacht fuhr sie mit Jake zu seiner Ranch.« Er spürte Wolfs durchdringenden Blick. »Kannst du ihr das verübeln?«
»Nein.« Sloan ging zum Herd und goss sich eine Tasse Kaffee ein, der lauwarm war und so stark, dass sein Magen rebellierte.
Offenbar hatte Wolf den Kaffee gekocht. Sloan schaute sich wehmütig in seiner blitzsauberen Küche um. Kein köstlicher Duft nach gebratenem Speck und frischgebackenem Kuchen, keine knusprigen Pfannkuchen mit Ahornsirup, kein helles weibliches Gelächter, das einem Mann das Gefühl gab, sein Haus wäre ein Heim ... Nichts von alldem, was er seit Heathers Ankunft für völlig selbstverständlich gehalten hatte ...
Neue Gewissensbisse peinigten ihn. Dann merkte er, dass seine Tochter ihn mit großen Augen musterte, brachte ein beruhigendes Lächeln zustande und setzte sich an den Tisch. Seufzend stützte er seinen schmerzenden Kopf in die Hände. Wolfs Schweigen sprach Bände.
»Ja, ich
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