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Der heulende Müller

Titel: Der heulende Müller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arto Paasilinna
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sehr hoch, trotzdem sagte er zu Portimo:
    »Das Zeug war zum größten Teil schon ausgekeimt. Es gehörte in den Fluß. Hätte nicht einmal mehr Schweine­ futter abgegeben.«
    Wachtmeister Portimo zählte das Geld und verstaute Scheine und Quittung in seiner Brieftasche. Er spuckte vielsagend in den Fluß:
    »Werd nicht zu überheblich, Kunnari. Als der Kom­ missar die Sache von Viittavaaras Korn hörte, wollte er dich festnehmen lassen. Ich konnte ihn soweit beruhi­ gen, daß wir dann zu dieser einvernehmlichen Lösung kamen. Denk daran, Kunnari, daß Viittavaara im Prin­ zip in einer ganz berechtigten Sache zu dir kam. Hat er nicht über all die Verrücktheiten mit dir gesprochen?«
    »Der ist selber verrückt.«
    »Er hat dem Kommissar erzählt, daß er beim Doktor gewesen ist. Ervinen hat ihm versprochen, dich schrift­ lich für verrückt zu erklären. Im Prinzip braucht man dich jetzt bloß zu schnappen und nach Oulu in die Nervenklinik zu bringen. Ich an deiner Stelle würde versuchen, mich ein bißchen zu beherrschen. Da ist auch noch die Sache mit Siponen. Und beim Kaufmann sollst du die Waage rausgeschleppt und in den Brunnen runtergelassen haben. Die Lehrersfrau ist bei mir gewe­ sen und hat es mir erzählt, und Tervola hat selber auch angerufen. Er hat gesagt, die Waage hat in ihre Einzel­ teile zerlegt werden müssen, und sie ist nicht mehr so genau wie früher. Die Kunden vertrauen der Waage nicht mehr. Im Laden gibt es täglich Streit um die Kilo­ preise.«
    »Hast du für die Waage auch noch eine Rechnung? Gib sie her, ich werde das verdammte Ding bezahlen.«
    Wachtmeister Portimo ging über die Mühlenbrücke zum Wasserkasten und sprang auf der Höhe der Schin­ delmaschine ans Ufer hinunter; dabei geriet ihm ein bißchen Wasser in den Stiefel. Portimo ging neben der Zulaufrinne vor bis zum Wehr, Huttunen stapfte hinter-her. Am Wehr versuchte der Wachtmeister, an den starken Pfählen zu rütteln, aber sie saßen fest im Bo-den.
    »Du hast diese Mühle gut in Schuß gebracht. Sie ist überhaupt noch nie so prima in Ordnung gewesen, außer, als sie neu war, natürlich«, lobte der Polizist. »Ich weiß noch, wie hier am Wasserfall die Mühle gebaut wurde. Das war im Jahr nullzwo, und ich war damals sechs. Viel Korn ist hier gemahlen worden. Im Krieg ist sie leider schlimm verfallen. Gut, daß du sie repariert hast, jetzt braucht man die Schindeln und das Mehl nicht mehr von Kemi oder Liedakkala her zu holen.«
    Huttunen berichtete erfreut, daß er den Plan habe, auch noch das hintere Ende des Wasserkastens zu erneuern, und damit nicht genug:
    »Ich hab’ mir gedacht, man könnte auch noch eine Säge anschließen. Die Stromschnelle hat Kraft genug. Man müßte hier ein neues Wasserrad anbringen oder eventuell das Wasserrad der Schindelmaschine vergrö­ ßern und von da den Treibriemen hinter die Maschine ziehen. Man muß dann bloß mit dem Gatter dicht genug rankommen. Ein zu langer Treibriemen ist gefährlich; wenn er sich löst, kann er einen Mann erschlagen. Das ist in Sägewerken schon oft passiert.«
    Der Polizist musterte den Platz für die zukünftige Säge ein wenig skeptisch. Huttunen erklärte:
    »Wenn man da drüben sechzig Fuhren Steine und Splitt hinschüttet, hat man den Untergrund für die Säge. Dort weiter oben kommen das Holzlager und die Stapel hin. Da ist genug Platz, auch wenn mal große Mengen anfallen.«
    »Aha, jetzt verstehe ich. Aber du kannst nicht gleich­ zeitig sägen und Schindeln hobeln.«
    »Wenn sie über dasselbe Rad laufen, natürlich nicht. Ich bin ja bloß allein hier.«
    »Ja, gewiß.«
    Wachtmeister Portimo stellte sich alles in der Praxis vor. Er sah Huttunen wohlwollend in die Augen und äußerte ernst:
    »Wenn die Mühle jetzt so gut in Schuß ist und du noch weitere Pläne hast, dann versuch doch mal, das Verrücktspielen ganz und gar zu lassen. Das ist ein kameradschaftlicher Rat. Falls sie mich zwingen, dich nach Oulu zu bringen, dann verkommt die Mühle wie­ der, und wer weiß, wer nachher hier deine Stelle ein­ nimmt.«
    Huttunen nickte ernst. Die Männer kletterten vom Wehr. Portimo holte sein Fahrrad, zum Abschied winkte er Huttunen zu. Der Müller dachte bei sich, das sei der netteste Mann des Dorfes, auch wenn er Polizist sei.
    Von Portimo wanderten seine Gedanken zu Sanelma Käyrämö. Diese beiden Menschen waren gleichermaßen freundlich und verständnisvoll. Morgen würde er die Beraterin auf der Erleninsel treffen, falls es nicht regne­

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