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Der Hexenturm: Roman (German Edition)

Der Hexenturm: Roman (German Edition)

Titel: Der Hexenturm: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deana Zinßmeister
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ihm die Zähne klapperten, hielt er den Atem an und tauchte unter.
     
    Nachdem Bonner sich von Kot, Schweiß und Dreck befreit hatte, wusch er vorsichtig seine Kleidung, die nur noch aus Fetzen bestand. Das zerrissene Hemd und die zerschlissene Hose hängte er zum Trocknen auf einen dicken Ast. Erschöpft legte er sich dann neben sein Pferd, das gierig das saftige Grün der Wiese fraß. Er selbst war zu müde, um etwas zu essen, und schlief ein. Bonner erwachte, als die Sonne hoch über ihm stand. Ameisen krabbelten auf seiner vom Sonnenlicht geröteten Haut und bissen ihn. Wütend schlug er sie fort, stolperte zum Bach und tauchte erneut in dem kühlenden Wasser unter. Er blieb am Rand des Bachbetts im seichten Wasser sitzen und überlegte: »Ich werde nach Tastungen reiten. Es ist mir einerlei, was Harßdörfer sagen wird. Soll er Johann und die Hexe selbst suchen! Nach den vielen Monaten, in denen ich fort war, ist es sicher bedeutungslos geworden, ob ich die Magd gefunden habe oder nicht. Ich will nur noch zurück auf meinen Hof, damit dieser Alptraum endlich ein Ende hat!«
    Zufrieden mit seinem Plan, zog er sich an, holte das Pferd von der Wiese und ritt Richtung Eichsfeld.

     
    Am Abend des fünfzehnten Tages seiner Reise überquerte Bonner die Werra. Je weiter er das Hessenland hinter sich ließ, desto stärker spürte er freudige Erregung.
    Obwohl er kein Geld hatte und sich von dem ernähren musste, was die Natur ihm überließ, fühlte er sich einigermaßen gestärkt. Auch der klapprige Gaul hatte zugenommen und verwandelte sich langsam in ein normales Pferd.
    Als Bonner auf Eichsfelder Boden stand, konnte er sein Glück kaum fassen. Für einen Moment schloss er die Augen und schnupperte.
    »Das ist die Luft meiner Heimat!«, rief er aus, saß auf und trat dem Pferd in die Flanken.
     
    Je näher er Tastungen kam, umso unruhiger wurde er jedoch. Er konnte nicht leugnen, dass sein Mut sank und eine leise Angst ihn beschlich.
    Unterwegs traf er auf einen Knecht, der ihm bekannt vorkam. Nach einiger Überlegung erinnerte sich Bonner, dass der Mann in Hundeshagen bei einem Bauern in Lohn stand. Der Knecht schien ihn nicht zu erkennen, was nicht weiter verwunderlich war. Nicht nur Bart und Haare verfremdeten Bonners Aussehen, auch war seine Statur eine vollkommen andere geworden.
    Bonner hatte nicht vor, sich dem Knecht zu erkennen zu geben, da er ihn aushorchen wollte. Nach anfänglichem Geplänkel fragte er: »Gibt es etwas Besonderes aus der Gegend zu berichten?«
    »Wie meinst du das?«
    »Ich war in einer großen Stadt, die sich Frankfurt nennt. Dort haben sie einen Mörder gevierteilt.«
    »Gevierteilt?«, fragte der Knecht interessiert. »Das habe ich noch nie gesehen. Erzähl! Wie ist das?«
    In allen Einzelheiten schilderte Bonner die Hinrichtung.
    »Das hört sich grausam an!«, sagte der Knecht. »Hier war eine Hexenverbrennung, aber auch die habe ich nicht miterlebt, da ich auf dem Feld arbeiten musste.«
    Bonners Magen krampfte sich zusammen.
    »Eine Hexenverbrennung?«, flüsterte er.
    Erfreut, dass der Fremde Interesse zeigte, erzählte der Knecht, was er wusste.
    »Der Bürgermeister von Duderstadt wurde der Hexerei überführt und auf dem Scheiterhaufen verbrannt.«
    »Der Bürgermeister?«, fragte Bonner ungläubig. Der Mann nickte eifrig. »Es hieß, dass er das Geld der Stadt veruntreut und es den Handwerkern in den umliegenden Ortschaften geliehen habe. Albrecht Harßdörfer, so sein Name, soll Wucherzinsen von den Handwerkern verlangt haben. Als sie das geliehene Geld nicht zurückzahlen konnten, soll er aus Wut darüber Wetterzauber über sie verhängt haben. Sein eigener Neffe hat das gesehen und ihn angezeigt.«
    Bonner war mitten auf dem Weg stehen geblieben. Sprachlos starrte er den Mann an und konnte nicht glauben, was er soeben gehört hatte.
    »Wer hätte das für möglich gehalten!«, sagte Bonner leise.
    »Es kommt noch besser!«, lachte der Knecht. »Unter der Folter hat Harßdörfer zugegeben, dass er nicht allein gehandelt habe. Nach eingehender Befragung nannte er Namen.«
    Wichtigtuerisch stemmte der Mann die Hände in die Hüften und sagte: »Harßdörfer beschuldigte außerdem den Bauern Casper Bonner aus Tastungen und dessen Tochter Karoline. Das Mädchen konnte jedoch beweisen, dass es nichts mit dem Schadenszauber zu tun hatte, sondern ihr Vater allein dafür verantwortlich war. Sie erzählte, wie sie ihn dabei beobachtet hätte, wie er mit Hexen Unzucht trieb. Auch

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