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Der Hexer und die Henkerstochter

Der Hexer und die Henkerstochter

Titel: Der Hexer und die Henkerstochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Pötzsch
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Maurus …«
    »O Gott, du glaubst, der Abt ist uns auf die Schliche gekommen?«
    »Wenn es so wäre, dann hält er sich ziemlich bedeckt. Vielleicht machen ihm aber auch all die anderen Vorkomm­nisse so zu schaffen, dass er sich nicht weiter darum gekümmert hat. Umso besser für uns. Und nun hör mal gut zu.« Bruder Benedikt bohrte seinen knotigen Finger in die Brust des Novizenmeisters, so dass dieser erschrocken zurückwich. »Du hast immer gut profitiert von unserem kleinen Geheimnis. Hast dir dort unten dein Liebesnest für Vitalis gebaut und immer hübsch die Hand aufgehalten, wenn es etwas zu verteilen gab. Also halt jetzt gefälligst den Mund. Was auch immer dort unten ist, es wird schon bald verhungert sein oder durch irgendein Loch entflohen. Denk dran, es gibt bereits einen Hexer, und der heißt Frater Johannes! Schon bald brennt der Scheiterhaufen, die Wallfahrt ist vorbei, und dann können wir so weitermachen wie bisher. Aber nur, wenn du ruhig bleibst. Verstanden? Nur, wenn du ruhig bleibst!«
    Bruder Laurentius nickte zögerlich. »Ver… verstanden.«
    »Dann geh jetzt in deine Kemenate und ruh dich ein wenig aus. Du wirst sehen, danach hörst du auch keine Melodie mehr.«
    »Vielleicht hast du ja recht. Ich … ich bin müde. Das alles hier ist ein wenig zu viel für mich.«
    Mit Entsetzen sah Jakob Kuisl, wie die Klinke nach unten gedrückt wurde und sich die Tür einen Spaltbreit öffnete. Er wich zurück an die Wand neben dem Eingang. Die Stimmen erklangen nun merklich lauter.
    »Ich werde jetzt zurück in die Kirche gehen und sagen, dass du krank bist«, sagte der Bibliothekar. »Danach werden wir in aller Ruhe …«
    Mit einem Mal hielt er inne. Viel zu spät bemerkte Jakob Kuisl, dass sein großer Fuß rechts hinter der Tür hervorragte.
    »Was zum Teufel …«, begann Bruder Benedikt. Doch in diesem Augenblick knallte ihm die Tür mitten ins Gesicht. Schreiend ging der Mönch zu Boden und hielt sich die blutende Nase. Auch der Novizenmeister taumelte nach hinten. An die Wand des Ganges gelehnt, beobachtete er mit schreckgeweiteten Augen, wie ein Riese aus seiner Zelle rauschte und auf den Ausgang zueilte.
    »Halt ihn auf!«, kreischte Pater Benedikt. »Halt diesen falschen Franziskaner auf! Von vornherein wusste ich, dass man ihm nicht trauen kann. Er ist der Teufel in Menschengestalt!«
    Pater Laurentius machte einige zaghafte Schritte, doch die letzten Worte des Bibliothekars hatten ihn offenbar noch ängstlicher gemacht, als er ohnehin schon war. Er fiel auf die Knie, schlug ein Kreuz und sah zu, wie der schwarzgewandete Hüne durch das Portal davonhastete.
    Nach ihrem Treffen mit dem Abt in dem verwunschenen Klostergarten eilte Magdalena mit ihren Kindern auf dem schnellsten Weg zum Hospital. Das Gespräch mit Pater Maurus, seine Geschichten über alte Götter und rasselnde Automaten, ging ihr nicht mehr aus dem Kopf. Sie hatte das dringende Bedürfnis, mit Simon zu reden. Vielleicht fand er ja Zeit für einen kleinen Spaziergang, und sie konnte die Buben solange bei Matthias lassen.
    Als sie den ehemaligen Pferdestall betrat, stellte sie schnell fest, dass wieder neue Kranke dazugekommen waren. Dar­unter waren auch einige der Schongauer Maurer, die sich stöhnend in ihren Betten wälzten, während Jakob Schreevogl von einem zum anderen ging und kalte Umschläge verteilte. Der Patrizier hatte sich in den letzten Tagen merklich verändert. Sein einst so sauberes Wams war mit Schmutzflecken übersät, ebenso die Hose, die an einer Stelle einen langen Riss zeigte. Trotzdem machte Schreevogl, wie er so durch die Reihen der Kranken schritt, einen fast fröhlichen Eindruck. Er hob den Kopf und sah Magdalena mit wachen Augen an.
    »Ach, Magdalena!«, rief er. »Ihr sucht sicher den Simon.« Mit einem Becher dampfenden Suds in der Hand deutete er nach hinten. »Er ist dort hinten und mischt einige Arzneien zusammen. Ich fürchte nur, er wird nicht viel Zeit für Euch haben.«
    »Das wird sich noch zeigen, ob mein Mann keine Zeit für mich hat«, stieß Magdalena gepresst hervor. Es klang ärgerlicher, als sie beabsichtigt hatte.
    Mit den beiden Buben auf dem Arm zwängte sie sich an einigen der Betten vorbei. Endlich entdeckte sie Simon im hintersten Winkel des Stalls, wo er an einem Tisch mehrere Sorten gemahlener Kräuter auf einer kleinen Waage abwog und anschließend in einen Tiegel warf. Er wirkte konzentriert, seine Augen waren kleine Schlitze, die Brauen zuckten nervös. Soeben

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