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Der Hexer und die Henkerstochter

Der Hexer und die Henkerstochter

Titel: Der Hexer und die Henkerstochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Pötzsch
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abgeschrieben. »Seid gewiss, dass wir an Euch denken werden«, sagte er wohlwollend. »Wer der Kirche hilft, wandelt auf Gottes Pfaden.«
    Unter tiefen Verbeugungen entfernte sich der Bürgermeister mit seinem Sohn, und der Prior und der Bibliothekar blieben in dem großen Saal allein zurück.
    »Verflucht!«, zischte Pater Benedikt, als die Schritte der zwei Schongauer endlich verklungen waren. Zornig schlug er das Buch zu, in dem er gerade noch geblättert hatte. »Das hat uns gerade noch gefehlt! Ein Henker, der uns nachschnüffelt! Wahrscheinlich hat dieser ehrlose Hund auch die Karte gestohlen. Jetzt können wir nur hoffen, dass die Wachen ihn so bald als möglich schnappen, bevor er dort unten etwas findet.«
    Pater Jeremias biss sich nervös auf die Lippen. »Das wird nicht so einfach sein. Du hast es doch gehört. Dieser Kuisl gibt nicht so leicht auf. Und bevor Johannes nicht gesteht, ist der Fall ohnehin nicht abgeschlossen. Vielleicht kommt der Weilheimer Landrichter ja noch auf dumme Gedanken und lässt hier jeden Stein umdrehen.«
    Der alte Bibliothekar blinzelte ihn böse an. »Was heißt das – bevor Johannes nicht gesteht?«, blaffte er. »Du hast doch selbst der Tortur gestern beigewohnt. Was macht ihr dort? Ihn mit Federn streicheln?«
    »Ich … ich weiß auch nicht, warum er noch nicht zusammengebrochen ist!«, klagte Pater Jeremias. »Der Weilheimer Scharfrichter hat alles versucht. Aber wir müssen aufpassen, dass Johannes uns nicht wegstirbt. Deshalb will Meister Hans auch bis morgen warten und ihn zwi schendurch ein wenig kurieren.« Der Prior beugte sich über den Tisch, fast flehentlich wandte er sich an den greisen Mönch. »Verdammt, Benedikt, wir brauchen das Geständnis, sonst kommt es zu keiner Verurteilung! Du weißt doch selbst, dass die karolinische Rechtsordnung in dieser Hinsicht äußerst streng ist.«
    »Dann sorg gefälligst dafür, dass dieses Geständnis endlich aus ihm rausbricht«, erwiderte Benedikt kühl. »Sonst sind wir die Nächsten, die Meister Hans auf die Streckbank spannt.« Krumm wie eine sturmerprobte Eiche erhob er sich mühsam und starrte den Prior wütend an. »Ich habe in jungen Jahren selbst an der einen oder anderen Befragung teilgenommen. Bei mir haben die Delinquenten immer sofort gestanden. Du bist zu weich, Jeremias.«
    Der Prior ballte unter dem Tisch die Fäuste. Seitdem er vor vielen Jahren dem Kloster beigetreten war, hatte ihn der Alte immer wieder mit solchen Sprüchen zur Weißglut getrieben! Jeremias wusste, dass sich Benedikt eigentlich für den besseren Abt hielt. Aber seine Bücher waren ihm wichtiger als jeder Posten, und so hatte er sich für seine geheimen Pläne eben Mitstreiter gesucht.
    Nützliche Idioten wie mich!
    Dabei waren sie in ihren Zielen meist einig gewesen. Trotzdem hatte Jeremias das Gefühl, dass ihn der alte Bi­bliothekar nicht immer für voll nahm. Er dachte daran, dass er bald Abt in Andechs sein würde. Vieles würde dann anders werden.
    Und einen stolzen alten Narren kann man auch gut im Refektorium zum Schüsselputzen einsetzen. Wir müssen Gott dienen, egal, wo er uns hinstellt …
    Dieser Gedanke beruhigte Jeremias. Er dachte an die Pistole, die ihm der Landrichter gestern geschenkt hatte, und an seine Begegnung mit den Wölfen. Es war ein gutes Gefühl ge­ wesen, den Abzug zu drücken.
    »Du weißt, dass Laurentius tot ist?«, fragte er unvermittelt den Bibliothekar.
    Der Greis nickte. »Die Spatzen pfeifen es von den Dä chern. Dazu noch allerhand andere Schauergeschichten über diesen Golem.«
    Pater Benedikt schlug ein schnelles Kreuz. »Gott sei Laurentius’ Seele gnädig. Aber vielleicht ist es besser so. Er war ein Sodomit, und was noch schlimmer ist – er war ein Angsthase. Wahrscheinlich hätte er schon bald dem Abt von unseren Plänen erzählt. Nun schweigt er für immer.«
    Eine Weile sagte keiner von ihnen etwas, die Stille im Raum mit seinen Tausenden von Büchern und Pergamentrollen lastete wie ein schwerer Fels auf Jeremias. Der Prior atmete tief durch. Manchmal, in schlaflosen Nächten, hatte er Zweifel an ihrem Tun, doch letztendlich dienten sie doch nur dem Kloster.
    Alles war Gottes Wille.
    »Ich sag dir, was wir machen werden«, erklärte Pater Jeremias schließlich mit demonstrativ entschlossener Stimme, um die Führung zurückzuerlangen. »Vielleicht hat Laurentius ja recht gehabt, und es ist wirklich zu gefährlich, die Sachen weiterhin dort unten zu lassen. Wir werden sie zusammen

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