Der Hexer von Hymal, Buch VIII - Freund und Feind
Vielleicht sollte er all die Muster der Hexerei des Nekromanten ohnehin einmal genauer studieren.
Noch am selben Tag hatte sich der Adept wieder nach Skingár teleportiert. Etwas komisch kam er sich hier schon vor. Eine bedrückende Mischung aus Angst und einem Gefühl des Ausgeliefertseins begleitete ihn auf jedem Schritt. Doch wähnte er sich mit seinem Wissen dem Nekromanten einen kleinen Schritt voraus. Ob dies genügte, hier die Oberhand zu gewinnen, würde die Zukunft zeigen.
Der untote Meister schien von der Rückkehr seines Schülers wieder einmal keine Notiz genommen zu haben. War das ein gutes Zeichen? Egal, je länger der Graf ihn in Ruhe ließ, desto mehr Zeit hatte er, sein weiteres Vorgehen zu planen.
Viel zu planen gab es jedoch nicht . Nikko wusste ja, was zu tun war, nur nicht wie. Um die Seele des Nekromanten zu finden, musste er vor allem dessen Zauberei entwirren. Hier half nur das Studium der komplizierten Muster. Um aber herauszufinden, wonach er eigentlich suchte und wie er es zerstören konnte, würde er die eine oder andere Stunde in der Bibliothek verbringen müssen.
Das alles musste der Junge auch noch so anstellen, dass der Graf keinen Verdacht schöpfte. Wäre es daher nicht schlau, diesen um eine neue Lektion zu bitten? Könnte dieser ihm sogar noch etwas beibringen, was in der jetzigen Situation helfen würde? Doch was? Und wie könnte der Adept ihn danach fragen, ohne dabei seine Pläne zu verraten?
Nikko könnte ja Interesse daran heucheln, irgendwann selbst ein Untoter werden zu wollen. Vielleicht würde der Graf so frei aus dem Nähkästchen plaudern. Den Verdacht, dass der Junge seine Pläne durchschaut hatte, dürfte er so eigentlich nicht schöpfen.
»Sei Ihr nicht etwas jung, um Euch nach ewigem Leben zu sehnen, Adept?«, fragte der Nekromant ganz erstaunt, als Nikko ihn am nächsten Morgen tatsächlich mit diesem Thema behelligte. »Die meisten Zauberer werden erst nervös, wenn weißes Haar und tiefe Falten ihnen vor Augen führen, dass auch das längste Menschenleben zu kurz ist, die vielen Geheimnisse der Zauberei zu ergründen. Viel zu kurz!«
»Nicht jeder hat das Glück, ein langes Menschenleben zu genießen«, konterte der Junge. »Sicherlich gibt es auch Zauberer, die allzu früh das Zeitliche segnen.«
»Da habt Ihr natürlich Recht«, lachte der Graf. »Um manch einen mag es sogar schade sein.«
»Ich will ja auch nicht hier und heute den Untod«, grinste Nikko. »Doch interessiert mich das Thema.«
»Ja, der Untod«, nickte der Meister. »Ich kann Euer Interesse verstehen und Euren Eifer. Hat mich dieses Thema als Lehrling doch selbst so begeistert, wie es mich auch heute noch fasziniert, nach so vielen Jahrhunderten.«
»Wie alt seid Ihr eigentlich genau?«, wollte der Junge wissen.
»Ich habe keine Ahnung«, zuckte der Nekromant die Schultern. »Es interessiert mich auch nicht.«
»Was passiert im Untod mit einem Seelenmuster?«, wechselte der junge Zauberer schnell das Thema.
»Dasselbe, was im Tod mit ihm geschieht«, antwortete der Graf. »Es zerfällt.«
»Kann man es denn nicht irgendwie konservieren oder wiederherstellen?«, bohrte Nikko weiter. »Wie sonst bleibt Ihr, wer Ihr seid?«
»Natürlich seid Ihr gut beraten, Eure Seele in Sicherheit zu bringen, wenn Ihr Euren Körper dem Untod preisgebt«, keckerte der Nekromant. »Oder wollt Ihr etwa als willenloses Wesen die Ewigkeit genießen?«
»Kann man das Seelenmuster denn wieder an den untoten Körper binden?«
»Möglich, aber ineffizient«, erwiderte der Graf. »Es gibt bessere Gefäße für ein solch delikates Muster.«
»W elche denn?«, war der Junge ganz begeistert.
»Wie für jeden Aspekt der Kraft, gibt es auch für Seelenmuster geeignete Materialien«, nickte der Nekromant seinen Totenkopf.
Natürlich! So, wie Obsidian den Teleportaspekt gut speicherte, gab es sicherlich auch für den Lebensaspekt, aus dem Seelenmuster ja gebildet waren, ein Gestein, das diesen besonders gut beherbergen konnte.
»Ich kann Euch ein paar Kristalle zum Üben geben«, nickte der Meister. »Ihr könnt Euch daran versuchen, die Lebensmuster von Tieren darin zu binden.«
»Dabei solltet Ihr das Muster übertragen, bevor das Tier stirbt«, grinste er. »Ihr glaubt gar nicht, wie schnell eine Seele nach dem physischen Tod in nichts zerfällt!«
Nikko hatte überhaupt nicht vor, diese Übungen zu absolvieren. Dennoch war das Gespräch mit dem Grafen ein Quell an Informationen gewesen. Sofern
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