Der Highlander und die Kriegerin
seinen Vater und Ewan McCabe seine junge Frau. Die Brüder waren zum Zeitpunkt des Überfalls unterwegs. Als sie zurückkehrten, war die Burg in Schutt und Asche gelegt, ein Großteil des Clans ermordet. Es muss furchtbar gewesen sein.“
„Aye“, murmelte Rionna. „Und nun glaubt dieser Hornochse, dass alle Frauen böse seien. Daher hat er geschworen, keiner mehr sein Herz zu öffnen.“ Kopfschüttelnd verdrehte sie die Augen. „Wieso bloß sind Männer so dämlich?“
Sarah warf den Kopf in den Nacken und lachte. „Tja, das fragt man sich, nicht wahr? Euch steht ein beschwerlicher Weg bevor, aber wenn irgendwer den Jungen davon überzeugen kann, dass auch das Herz einer Frau aufrichtig und treu sein kann, dann Ihr. Es gibt keine ehrlichere, leidenschaftlichere Frau als Euch.“
Leider hielt Caelen sie eher für den Preis, den er für das Glück seines Bruders und das Wohl seines Clans zu zahlen hatte.
„Nun sagt mir, was bei den McCabes vorgefallen ist und weshalb Euer Vater und ein Großteil unserer Männer nicht zurückgekehrt sind.“
Rasch fasste Rionna zusammen, was sich während ihres Aufenthalts bei den McCabes zugetragen hatte. Sie ließ nicht aus, dass Caelen ihren Vater dazu drängte, ihm die Führung seines Clans zu überlassen, woraufhin ihr Vater abgereist war.
„Ich fragte mich“, endete sie, „wie viele weitere Männer sich entschieden hätten, mit Vater zu gehen, wenn sie nicht Frau und Kinder hier hätten. Die Krieger, die bei ihm geblieben sind, haben allesamt keine Familien, um die sie sich sorgen müssen.“
„Mir gibt eher die Frage zu denken, was sie nun Vorhaben“, wandte Sarah bedächtig ein. „Euer Vater ist eitel und kein Mensch, der eine Kränkung einfach hinnimmt.“
„Er ist ein Dummkopf“, zischte Rionna. „Ein lüsterner alter Narr, der seine Wünsche und Begierden über das Wohl seines Clans stellt. Er hat es verdient, seinen Titel einzubüßen.“
Sarah tätschelte ihr tröstend die Hand. „Na, na, mein Mädchen. Es besteht kein Grund, sich über einen törichten alten Mann aufzuregen. Seine Tage sind vorbei. Nun müsst Ihr nach vorne schauen. Die McCabes sind ein unbeugsamer Clan. Sie haben lange gebraucht, um wieder zu erstarken. Ich halte Ewan McCabe für einen ehrenwerten Menschen und könnte mir vorstellen, dass dies auch auf seine Brüder zutrifft. Vielleicht ist Caelen genau der Mann, den unser Clan benötigt, um diese schwere Zeit zu überstehen.“
Rionna bezweifelte nicht, dass Caelen McCabe für ihren Clan von Nutzen sein würde. Er galt als erbarmungsloser Krieger. Niemand konnte ihm auf dem Schlachtfeld das Wasser reichen. Die Männer um in respektierten ihn. Sie wusste, dass die McDonald-Krieger nicht die besten waren - wenn auch nicht die schlechtesten. Aber sie hatte sich mit eigenen Augen von der Schlagkraft der McCabes überzeugen können, und sie wollte, dass die McDonalds genauso wurden. Aye , Caelen eignete sich eher für diese Aufgabe als Alaric McCabe.
Wäre sie nur genauso sicher, dass er ihr ein anständiger Gemahl und ihren Kindern ein guter Vater sein würde. Denn wenn er sein Herz bereits versiegelt hatte, wie sollte sie es dann erobern?
Kapitel 10
D en restlichen Tag über bekam Rionna ihren Gemahl nicht zu Gesicht. Selbst zum Nachtmahl ließ er sich nicht blicken, und so nahm sie es allein in der kalten großen Halle ein.
Sie wusste nicht, welcher Platz ihr in ihrem eigenen Clan zukam, und hasste dieses Gefühl. Seit Caelen ihr befohlen hatte hineinzugehen, hatte sie den Wohnturm nicht verlassen. Nicht etwa, weil er es ihr verboten hätte, sondern schlicht, weil sie nicht wusste, was sie tun oder ihrem Clan sagen sollte.
Rionna erstickte regelrecht an ihrer eigenen Feigheit. Das Essen blieb ihr im Halse stecken. Sie brachte nichts herunter, so sehr sie es auch versuchte.
Sie war hin- und hergerissen. Einerseits wünschte sie, Caelen würde auftauchen, damit sie ihn zusammenstauchen konnte, weil er sie vor ihrer Sippe gedemütigt hatte. Andererseits hoffte sie, dass er ihr so fern wie möglich blieb, damit sie sich ihm nicht stellen musste. Nicht bevor sie ihren Mut wiedergefunden hatte und sie sich über ihren nächsten Schritt im Klaren war.
Diese Unentschlossenheit widerte sie an. Sie schob ihr Mahl beiseite und stand auf. Sie würde nicht hier herumsitzen und sich mit der Frage quälen, ob sie ihren Gemahl nun sehen wollte oder nicht. Sollte er doch zur Hölle fahren. Sie war müde. Zu Tode erschöpft. Es war
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