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Der Himmel auf Erden

Der Himmel auf Erden

Titel: Der Himmel auf Erden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ake Edwardson
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eine Harke unter seinem rechten Fuß gespürt. Komm her, hab ich gesagt! Da draußen wogte das Meer. Er stürzte hinaus ins Wasser.
    *
    Winter saß am Steuer. Ringmar las die Straßenschilder. Sie standen in regelmäßigen Abständen wie Wimpel im steifen Wind. Die Ebene war schwarz. Ein Traktor auf einem lang gestreckten Feld wurde zu Gott weiß was benutzt.
    »Vielleicht säen sie.« Ringmar zeigte zum Traktor. »In dieser Saison scheint der Frühling vor dem Winter zu kommen.«
    Es war eine andere Welt. Deshalb wollte Winter eine Weile hier sein. Er sah Horizontlinien, die man sonst nur von einem Schiff aus sah.
    Ich müsste öfter raus aus der Stadt. Man läuft durch die Straßen, und die Jahre vergehen. Hierher ist es ja gar nicht weit und trotzdem ist es etwas anderes.
    »Hier kann man sich nicht leicht verstecken«, sagte Ringmar. »Es gibt Häuser«, sagte Winter.
    »Alle wissen alles über alle«, sagte Ringmar.
    »Das wäre gut für uns.«
    »Da hinten musst du abbiegen«, sagte Ringmar.
    Die Abzweigung war erst zu sehen, als sie sie erreicht hatten. Ein Schild, aber es war dünn wie die Luft, die von allen Seiten kam. Zum Haus führte keine Allee.
    »Wo ist der Hof?«, sagte Ringmar. Sie fuhren geradeaus. Der Weg senkte sich, und sie sahen das Haus. Ein Hund bellte, als sie auf den Hofplatz fuhren. Ein Mann drehte sich um, er hantierte an irgendeinem Fahrzeug.
    Sie stiegen aus dem Auto.
    »Guten Tag«, sagte Ringmar und stellte Winter und sich vor.
    Der Mann war über sechzig und trug einen Regenumhang und derbe Stiefel. Winter spürte jetzt den Regen wie weichen Sand.
    Der Mann sagte »Smedsberg« und wischte sich die Hände an einem Lappen ab, der auf der Motorhaube des Fahrzeuges lag. Es könnte ein Rasenmäher sein, aber vermutlich war es etwas anderes.
    Winter sah zu dem einstöckigen Haus mit den Gauben hinauf. In keinem Fenster konnte er einen schwedischen Kenianer entdeckten.
    »Wir sind auf der Suche nach einer Person«, sagte Ringmar. Unter anderem, dachte Winter.
    »Ist was mit Gustav?«, fragte der Mann in dem Dialekt, der hier auf dem platten Land gesprochen wurde.
    »Hat er es nicht erzählt?«, fragte Ringmar zurück.
    »Was erzählt?«
    *
    Zwei Katzen saßen neben dem eisernen Herd, der mit Holz geheizt wurde. Der Bauer öffnete eine Klappe und legte Scheite nach. Daneben stand ein moderner Elektroherd. Es roch nach einer Art altmodischen Wärme, an die Winter keine eigene Erinnerung hatte, die er aber sofort erkannte. Er sah Bertil an, dass es ihm genauso ging.
    Auf dem Fußboden lagen Flickenteppiche. Winter und Ringmar hatten sich die Schuhe nicht ausziehen dürfen. Der Bauer, Georg Smedsberg, hatte seine Stiefel gegen ein Paar Pantoffeln ausgetauscht, die selbst gemacht zu sein schienen.
    An zwei Wänden hingen Wandbehänge: Eigner Herd ist Goldes wert. Gott ist die Wahrheit und das Licht. Ehre deinen Vater und deine Mutter.
    Gibt es eine Frau Smedsberg?, fragte Winter sich. Sie hatten vom Schicksal des Jungen erzählt.
    »Man würde sich ja wünschen, dass er etwas gesagt hätte«, sagte Smedsberg und stellte einen Kaffeekessel, der aus Kriegszeiten zu stammen schien, auf den Herd. »Aber es ist doch nichts passiert, oder? Er ist davongekommen, oder?«
    »Keine Verletzungen«, sagte Winter und nahm einen Schluck von dem teerschwarzen Kaffee, der auch aus einer anderen Welt zu stammen schien. Er würde alle Bakterien aus seinem Magen vertreiben, die guten und die schlechten.
    »Guter Kaffee«, sagte Ringmar.
    »So muss er sein«, sagte Smedsberg. Um Milch zu bitten erschien sinnlos. Winter nippte nur an dem Heißen, nicht mehr. Wer eine surrealistische Szene inszenieren wollte, könnte eine Espressomaschine in diese Küche stellen.
    »Sie hatten nicht zufällig kürzlich Besuch von einem Freund Ihres Sohnes?«, fragte er.
    »Wann soll das gewesen sein?«
    »In den letzten zwei Tagen.«
    »Nein.«
    »Und vorher?«
    »Mich hat keiner besucht, seitdem Gustav das letzte Mal hier gewesen ist.«
    Smedsberg kratzte sich am Kinn, das sauber rasiert glänzte und nicht zu seiner Kleidung und dem sonstigen Verhalten passte. Sie hatten sich nicht angemeldet. Vielleicht hatte er es trotzdem gewusst. Hier sprach sich alles herum, wie Bertil sagte. Ein fremdes Auto aus der Stadt. Mercedes. Ein Gespräch mit dem Sohn. Oder Rauchsignale. Vielleicht hatte der Junge doch angerufen und alles erzählt. Auch Landwirte von Gottes guter Erde konnten lügen.
    »Wann war das?«, fragte Ringmar. »Mal sehen…

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