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Der Himmel so fern

Der Himmel so fern

Titel: Der Himmel so fern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kajsa Ingemarsson
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angenehme Position rutschen. »Und jetzt einen Grog.« Er gluckste.
    Ich sah ihn an. »Haben Sie noch immer diesen Jieper auf Alkohol?«
    Mit Birgers Genügsamkeit war es nun vorbei. »Nein, eigentlich nicht«, antwortete er. »Aber das ist wie mit dem Essen. Das kennen Sie doch selbst, welchen Heißhunger man entwickeln kann. Denken Sie doch nur an ein saftiges Steak und Pommes.« Jetzt wirkte er wieder fröhlicher.
    »Na ja …« Anna schien davon nicht so begeistert. »Aber Käse«, ergänzte sie. »Käse vermisse ich manchmal so schrecklich. Es kam schon vor, dass ich eine Runde durch die Markthalle gedreht habe, um mir all diese herrlichen Käsesorten anzuschauen. Die weichen, cremigen und die harten, salzigen. Mit ein bisschen Konzentration kann ich den Geschmack auf der Zunge fast noch spüren.« Sie sah richtig leidend aus, als sie sich zu mir umdrehte. »Und Sie, Rebecka?«
    »Ganz klar, mir fehlt die japanische Küche. Sashimi im Kikunoi in Kioto. Ich dachte, so etwas würde einem im Himmel serviert werden. Wenn ich gewusst hätte, dass es das nur auf der Erde gibt, hätte ich die Gelegenheit öfter genutzt.« Ich lächelte. »Und Rotwein. Natürlich nicht zusammen.«
    »Griebenwurst.« Birger schwelgte. »Und Bratkartoffeln. Selbstgemachte Kartoffelpuffer mit Preiselbeermarmelade … Oder auch eine Hummercremesuppe mit Stich wäre nicht schlecht.«
    Ein paar Sekunden war es still. »Sie mögen Hummersuppe?« Ich konnte mir die Frage nicht verkneifen.
    »Sie etwa nicht?«
    »Doch, ich mag sie sehr. Ich dachte nur …«
    Birger schnitt mir das Wort ab. »Jetzt verstehe ich. Kein Problem. Wir haben alle unsere Vorurteile. Wenn Sie Fleischwurst aufgezählt hätten, hätte ich mich auch gewundert.« Er lachte laut und Anna ergriff die Gelegenheit, um das Thema zu wechseln.
    »Was glauben Sie denn, wie es Valdemar geht?«, fragte sie, fuhr dann aber fort, ohne uns Zeit zum Antworten zu geben. »Es war doch phantastisch, die beiden zusammen zu sehen.«
    »Sie meinen das Licht?«, fragte ich. »Wie dieses Strahlen von ihnen ausging?«
    Anna nickte, und Birger summte zustimmend. »Valdemar hatte Glück. Dass seine Alte auch so schnell ins Gras gebissen hat. Es ist doch kein Leben, in so einem verdammten Heim zu liegen, da ist ja jede Parkbank besser.«
    »Was denken Sie, wohin die zwei gegangen sind?« Anna sah uns an.
    Ich zuckte mit den Schultern, und auch Birger wusste keine Antwort. Das Schweigen, das nun folgte, wurde von etwas begleitet, an das keiner von uns denken wollte. Wir alle hatten gute Gründe, dort zu bleiben, wo wir waren. Mit Valdemar verhielt es sich anders, er hatte getan, was zu tun war. Er konnte weitergehen, ohne jemanden zurücklassen zu müssen.
    Ich wollte gerade anführen, dass es doch an der Zeit sei aufzubrechen, da waren plötzlich Geräusche im Flur zu hören. Eine Tür ging auf, und eine Männerstimme ermahnte ein Kind, stillzustehen, damit er die Stiefel ausziehen konnte. Das Kind, das vermutlich Evelina war, zeterte ungeduldig. Anna sprang schnell auf.
    »Es ist sicher das Beste, wenn wir verschwinden«, sagte sie nervös. »Evelina ist an mich gewöhnt, aber vielleicht bekommt sie Angst, wenn wir hier so viele sind.« Bevor wir etwas unternehmen konnten, hörten wir schon Evelinas kleine Füße auf dem Weg ins Wohnzimmer, wo wir uns aufhielten. Erik rief ihr hinterher, sie war ausgebüchst und trug noch immer den Schneeanzug. In der Tür blieb sie plötzlich stehen und starrte uns an. Sie wirkte nicht ängstlich, aber sehr verwundert.
    »Da da?«, fragte sie und zeigte auf uns. Erik war nun bei ihr und fing die Kleine in einer Umarmung auf, während er in sanftem Tonfall mit ihr schimpfte.
    »Erst werden die Kleider ausgezogen, dann darfst du loslaufen und spielen«, sagte er und zog am Reißverschluss ihres Anzugs.
    »Da da?«, wiederholte das Kind und zeigte wieder in unsere Richtung. Erik schaute hinüber, doch als er nichts sehen konnte, wandte er sich wieder ihr zu.
    »Jetzt hängen wir deinen Anzug im Flur auf, und dann kocht Papa Essen«, erklärte er und trug das Mädchen fort.
    Als sie den Raum verlassen hatten, atmete Anna auf. »Ich bleibe noch eine Weile«, sagte sie. »Damit Evelina sich nicht fragt, wo ich geblieben bin.« Es war ihr ganz offensichtlich etwas peinlich, aber ich verstand, was sie meinte. Der Besuch war beendet.
    »Jetzt ist es aber an der Zeit«, beschloss ich und drehte mich zu Birger um. »Kommen Sie mit?«

»Mikael liebt mich.«
    »Das tut

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