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Der Himmel so fern

Der Himmel so fern

Titel: Der Himmel so fern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kajsa Ingemarsson
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er.«
    »Und ich liebe ihn. Warum kann das nicht einfach so bleiben?«
    »Kann es das nicht?«
    »Ich spüre doch, dass du etwas anderes willst, dass du etwas anderes mit mir vorhast. Aber ich möchte für Mikael da sein und ihm meine Liebe zeigen, so gut ich kann.«
    »So gut du kannst …«
    »Ich bin nur ein Mensch …«
    »Du bist nur so lange Mensch, wie du dich dafür entscheidest. Deinen Körper hast du bereits verlassen, vielleicht ist das, was noch bleibt, einfach eine Vorstellung.«
    »Ohne sie wäre ich nichts.«
    »Dieses Nichts ist nur von deiner Vorstellung abhängig.«
    »Ich liebe Mikael.«
    »Und deine Liebe ist hell und schön. Für die, die du liebst, bist du immer da mit diesem Licht und dieser Liebe.«
    »Aber … Komm’, sag’ schon, was du meinst.«
    »Sie muss nicht menschlich sein.«

Das Haus schien aus den fünfziger Jahren zu stammen, vielleicht auch aus den frühen Sechzigern. Der verputzten Fassade fehlte jede Verzierung, und die Fenster waren einfach, fast quadratisch. Ihm gefiel dieser Stil, auch wenn er die Funktionalität der dreißiger Jahre vorzog. Im Gegensatz zu der einfachen und sauberen Außenansicht war das Treppenhaus Zeugnis einer gedankenlosen Renovierung. Eine Borte mit rosafarbenen, schablonengemalten Blumen, die überhaupt nicht dorthin passte, lief die Wand entlang, und bei der Wahl der Deckenlampen hatte man die Architektur des Baus völlig außer Acht gelassen. Im Eingangsbereich hatte er gesehen, dass das Haus einer der großen städtischen Wohnungsbaugesellschaften gehörte, also kümmerte man sich vermutlich um die Immobilie, auch wenn man sich nicht viel Mühe gab, den ursprünglichen Charme im Inneren des Bauwerks wiederherzustellen. Einen Aufzug gab es nicht, im vierten Stock war er etwas außer Atem, als er ankam. Er sah sich um. Drei Wohnungstüren. Er ging auf die Wohnung zu, wo
Högberg
auf der Klingel stand. Ein handgeschriebener Zettel in einem farbenfrohen Rahmen teilte mit, dass der Mieter keine Werbung haben wollte. Als er die Klingel drückte, hörte er den Gong innen, und gleichzeitig begann ein Hund zu bellen. Plötzlich überkam ihn Nervosität. Nicht wegen Sofia, sie waren miteinander schon sehr vertraut, eher weil die Situation so etwas Feierliches hatte. Ein paar Sekunden später öffnete Sofia die Tür und hielt mit einer Hand Travolta in Schach. Der Hund bellte aufgeregt und wedelte fröhlich mit dem Schwanz, als er Mikael erkannte. Der hockte sich gleich hin, damit der Hund wedelnd den Gast begrüßen konnte, während Sofia das Halsband losließ.
    »Hallo, alter Freund, kennst du mich noch?«, sagte er und kraulte Travolta hinter den Ohren. Die Anspannung war in dem Moment verschwunden, als Sofia die Tür geöffnet hatte. Der Hund antwortete zufrieden mit ein paar Versuchen, Mikael das Gesicht abzuschlecken. Ein paar Male waren sie gemeinsam spazieren gegangen, im Hagapark und am Karlberger Schloss. Travolta hatte auch schon bei Mikael unter dem Küchentisch gesessen und gebettelt, während Sofia und er Kaffee getrunken und Zimtschnecken von Lindquists gegessen hatten.
    Nun griff Sofia den Hund wieder am Halsband und zog ihn zurück. »So, jetzt ist es genug, mein Lieber«, sagte sie mit bestimmtem Tonfall. Sie schien gutgelaunt. Sofia, in Jeans und schlichtem weißen T-Shirt, trug die Haare offen.
    Mikael erhob sich und bemerkte erst da den kleinen Jungen, der hinter ihr stand. Er hatte schon seine Schlafanzughose an. Seine blonden Haare reichten ihm bis auf die Schultern des schmalen Oberkörpers.
    »Hallo«, sagte Mikael und stellte sich vor. »Und wie heißt du?«
    Der Junge wirkte schüchtern und machte einen halben Schritt zurück. »Melvin«, sagte er ganz leise und sah auf den Boden.
    »Ich habe dir etwas mitgebracht, Melvin.« Mikael hockte sich wieder hin und griff in die Tüte, die er in der Hand hielt. Er holte ein Päckchen hervor, das in buntes Papier verpackt war und mit gekräuseltem Geschenkband dekoriert, das wie störrische Locken über die Kanten fiel. Der Junge schien gleich sehr interessiert, und nach einem raschen Seitenblick zu seiner Mama ging er auf Mikael zu und nahm das Geschenk.
    »Und was sagt man da?« Sofia ermahnte ihn mit einem ernsten Gesicht.
    »Danke.«
    »Bitte schön.« Mikael stand wieder auf, während Melvin sich mit dem Paket aus dem Staub machte. »Eine Flasche Wein habe ich auch dabei.« Er zog die Flasche aus seiner Tragetasche und hielt sie Sofia hin. Sie bedankte sich und bat Mikael, seine

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