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Der Himmel so fern

Der Himmel so fern

Titel: Der Himmel so fern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kajsa Ingemarsson
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Richtung, um klarzumachen, wie wenig mich das berührte. Das hatte immer funktioniert. Meine legendäre Selbständigkeit machte ihn sanft und nachgiebig, und ich spürte seine Wärme an meinem Rücken, wenn ich wieder zu ihm sah und insgeheim aufatmete.
    Wenn ich aber jetzt meine perfekt einstudierten Manöver anwendete, einen Schritt weg machte und mich auf anderes konzentrierte, bemerkte ich, dass sich etwas verändert hatte. Anstatt mir zu folgen, machte Mikael auch einen Schritt, aber in die entgegengesetzte Richtung, und ich blieb übrig, desorientiert, in meiner Eitelkeit noch immer darauf wartend, seine Wärme an meinem Rücken zu spüren. Anfangs fühlte ich nur ein leichtes Unwohlsein wegen seiner Kälte, dann kam eine zunehmende Angst hinzu, und schließlich war ich völlig panisch. Meine Taktik war es, mich immer weiter fortzubewegen, so dass der Abstand zwischen uns so riesengroß werden würde wie eine öde Steppe oder eine gefährlich tiefe Schlucht. Manchmal klappte es noch, dann sah ich wieder seinen besorgten Blick, und er bewegte sich mit Abstand auf mich zu. Aber unsere seltsame Balance war gestört, und ich suchte verzweifelt nach einer Methode, sie wiederherzustellen.

Birger sah hinaus in die Dunkelheit. »Könnten die uns nicht wenigstens mal Stühle oder etwas Ähnliches organisieren? Warum müssen wir immer stehen? Müssen denn wir Tote nicht zwischendurch auch mal die Beine hochlegen?« Verärgert sah er sich um in der Hoffnung, irgendwo ein paar Möbelstücke zu entdecken, die wir bisher übersehen hatten, doch dieser Ort war genauso dürftig möbliert, wie er es schon immer gewesen war. Und fortwährend diese Dunkelheit, wie an einem ewig anhaltenden Januarmorgen mit nur einer nackten Glühbirne über dem Küchentisch.
    »Wenn Sie möchten, können wir einen Ausflug zu mir nach Hause machen. Dort können wir auf dem Sofa sitzen, statt hier herumzustehen.« Anna sah uns unsicher an. »Ich meine, wir haben doch schließlich die Freiheit, uns das auszusuchen.«
    Ich nickte, da hatte sie recht. Dass ich mir das Sofa bei Anna wohl kaum freiwillig aussuchen würde, fand ich unpassend zu erwähnen. »Gut«, sagte ich stattdessen. »Warum nicht? Kommen Sie auch mit, Birger?« Er nickte. Anna verließ uns daraufhin, und ein paar Sekunden später waren Birger und ich ihr gefolgt.
    Als wir alle an Ort und Stelle waren, sah ich mich um. Ich hatte es mir bei ihr etwas schlichter vorgestellt, doch das Wohnzimmer wirkte gemütlich und hatte eine persönliche Note. Der große Teppich, der unter der Sofagruppe lag, hatte kräftige Farben, dem Muster nach kam er vermutlich aus Nordafrika, und über dem Sofa lag ein passender bunter Überwurf. Ein in dumpfen Erdtönen gestreiftes Kissen war auf den Boden gefallen, und eine blaue Wolldecke lag unordentlich über einem Sessel. Der Couchtisch war aus Glas und sehr geschmackvoll. In den Regalen an der einen Wand befanden sich Bücher und ein paar Holztiere zur Dekoration.
    »Bitte entschuldigen Sie, dass es etwas unaufgeräumt ist.« Anna warf einen Blick auf das Kissen, die Wolldecke und den Berg von Spielsachen, der sich auf dem Boden befand. Das Plastikspielzeug war ein herber Kontrast zur Einrichtung. »Erik ist völlig ausgelastet mit Evelina hier zu Hause, er schafft es nicht, auch noch zu putzen und aufzuräumen. Sie ist so unglaublich lebhaft und hat ständig etwas anderes in den Händen!« Anna lachte, während sie uns mit einer Handbewegung einlud, uns niederzulassen. »Wenn ich könnte, würde ich Ihnen etwas anbieten«, sagte sie, »aber ich hoffe, dass Sie Verständnis haben, dass das nicht ganz einfach ist …«
    »Ach wissen Sie, eine Tasse Kaffee wäre nicht zu verachten, aber das können wir vergessen. Die Brühe würde direkt durch uns durchlaufen, wie bei einem Sieb.« Birger gluckste, als amüsierte ihn die Vorstellung.
    »Wie hübsch Ihre Wohnung ist«, sagte ich und ließ mich in einem der Sessel nieder. Und das war nicht nur reine Höflichkeit. Die Einrichtung traf nicht ganz meinen Geschmack, doch es war ersichtlich, dass hier jemand mit Sinn und Verstand am Werke gewesen war, auch wenn es jetzt etwas unordentlich aussah.
    »Danke.« Anna machte ein frohes Gesicht. »Wollen Sie sich vielleicht ein bisschen umsehen? Im Moment ist niemand zu Hause. Erik ist bei der Arbeit und Evelina in der Kindertagesstätte. Ich war heute Morgen schon da und habe sie geweckt, kurz bevor Erik hineinkam. Vielleicht ist das keine gute Idee, aber ich kann es

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