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Der Himmel so fern

Der Himmel so fern

Titel: Der Himmel so fern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kajsa Ingemarsson
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stark, er ließ sich nicht stoppen, und bevor einer von uns reagieren konnte, war er an mir vorbei, öffnete die Wohnungstür und schlug sie hinter sich zu.
    Ich zuckte, als Adams Hand mein Gesicht berührte.
    »Du weinst ja«, sagte er und sah auf seine feuchten Fingerspitzen, mit denen er einen Tropfen von meiner Wange auffing. Dann stand er auf und hielt mir seine Hand hin. »Komm’«, sagte er, und seine Aufforderung hatte nicht das Geringste von einem Befehl. Sein sanfter Tonfall setzte all meine Proteste außer Kraft, bevor sie in meinem Kopf formuliert werden konnten.
    Ich glaube, mehr sprachen wir nicht. Unsere Begegnung in dem hygienisch duftenden Hotelbett war lautlos, trotz der Spuren, die meine Nägel auf seiner Haut hinterließen. Sogar unser Höhepunkt war stumm. Nur die Folgen von dem, was wir getan hatten, schallten noch lange von Himmel und Erde.

»Es gibt keine Schuld. Es hat niemals eine Schuld gegeben. Das ist nicht der Grund dafür, dass du hier bist.«
    »Wie kannst du so etwas sagen?«
    »Deine Erinnerungen sind schmerzlich, aber in meinen Augen trägst du keine Schuld an deinen Taten. Nicht immer schafft es ein Mensch, auf beste Art und Weise zu handeln, und das hat viele Gründe. Ich nehme auch diese Gründe, die alles verdrehen und verzerren, wahr. Ich liebe dich. Immer.«
    »Ich habe einen Fehler begangen. Damals. Und dann …«
    »Du hast getan, was du konntest.«
    »Stimmt das?«
    »Es ist geschehen, es muss nicht schön sein, damit man es verzeihen kann.«
    »Ich wurde schwanger. Und wusste nicht einmal von wem …«
    »Und das hat dich sehr belastet.«
    »Ich habe Mikael betrogen. Ich konnte das Kind nicht behalten, nicht, solange ich es nicht wusste.«
    »Du hast keinen anderen Ausweg gesehen.«
    »Es tat so weh. Noch immer spüre ich diesen Schmerz.«
    »Denk’ daran, dass Schmerz nichts Gefährliches ist, er erinnert dich nur daran, dass es andere Wege gibt.«
    »Jetzt ist es jedenfalls zu spät dafür.«
    »Es ist nie zu spät.«
    »Doch, Arayan, das ist es.«

Ich hatte alles kaputtgemacht, und nun hatte ich Mikael für immer verloren. Wahrscheinlich geschah es mir recht. Er hatte mich verlassen und sich für eine andere entschieden. Ich konnte nur kraft- und körperlos zusehen.
    Nach und nach begann sich die dünne Hülle der Selbstkontrolle, die ich mir umgelegt hatte, aufzulösen. Etwas wie Weinen stieg in meinem Hals auf, während sich verschiedene Bilder mischten. Mikael und Sofia, Adam und ich, Mama und Papa. Ich befand mich in einem gigantischen Kinosaal, in dem die Leinwand direkt vor mir aufgespannt war und bis weit über meinen Kopf reichte. Ich schnappte nach Luft, doch die Dunkelheit schien nicht ein Fünkchen Sauerstoff mehr zu enthalten, den ich vermutlich auch nicht mehr benötigte. Aus der Ferne hörte ich Arayan sprechen, doch ich konnte seine Worte nicht verstehen. Ich war mit der Schuld und der feigen Entscheidung, alles hinter mir zu lassen, ganz allein. Ich war mit der Panik und der Trauer über meine Taten ganz allein. Und darüber, dass ich mit ansehen musste, wie schließlich meine schlimmsten Befürchtungen wahr wurden. Mit der Erkenntnis, dass ich vom Anfang bis zum Ende alles Erdenkliche falsch gemacht hatte und es nie mehr zu ändern sein würde, war ich ganz allein.
    Ich glaube schon, dass Arayan versuchte, an mich heranzukommen, doch dort, wo ich mich befand, erreichten mich auch die Worte eines Engels nicht mehr. Die völlige Sinnlosigkeit hatte mich fest im Griff. Jede Mühe, jeder Kampf und alle Anstrengungen, aufzusteigen und vorwärtszukommen im Leben. Meine Versuche, all diese flüchtigen Erfolge festzuhalten. All die Dinge, die ich konsumiert hatte, Menschen, die ich kennengelernt, Kleider, die ich getragen, und Essen, dass ich hinuntergeschluckt hatte, ohne den Geschmack richtig wahrzunehmen. Was war der Sinn dahinter gewesen?
    Das einzige wirklich Wertvolle war Mikael gewesen. Noch in der Verzweiflung, die ich spürte, konnte ich mich an die Begegnung mit ihm erinnern. Das hatte einen Sinn gehabt, war nahezu vorherbestimmt gewesen. Woher kam die Kraft, dies alles zu zerstören? Ich hörte das Echo all seiner Fragen und Kommentare, seine Liebeserklärungen, die von einer durch nichts zu erschütternden Liebe sprachen. Musste ich uns beiden beweisen, dass es doch möglich war?
    Arayan hatte seine Hand auf meine Schulter gelegt. Zuerst merkte ich es gar nicht, doch nach einer Weile machte sich dort eine große Wärme breit, und ich konnte

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