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Der Himmel so fern

Der Himmel so fern

Titel: Der Himmel so fern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kajsa Ingemarsson
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ich mich. Der Engel? Es war eine Sache, wie er sich selbst nannte und was ich widerwillig akzeptiert hatte, aber dies öffentlich zu vertreten, dazu war ich eigentlich nicht bereit. Schon gar nicht vor einer Gruppe von Fremden.
    »Wir haben das Licht gesehen, als Sie kamen.« Anna sah wieder auf. »Meiner heißt Veronika.«
    »War es das Wesen in dem rosafarbenen Licht?«
    Anna nickte.
    »Das sah schön aus. Mein Engel nennt sich Ion.« Valdemar machte ein feierliches Gesicht.
    »Wie der Esel?«
    »Was? Ach so … Nein, nein. Io
n
, mit ›n‹ am Ende. ›N‹ wie bei Niklas.« Er hielt kurz inne, denn er hatte den Faden verloren. »Und Ihrer, Birger?«
    »Keine Ahnung … Ich habe gar nicht nachgefragt. Wir reden nicht so viel miteinander, meist ist da nur sein Licht … Das ist sehr angenehm, aber ich weiß gar nicht, ob er – oder sie – einen eigenen Namen hat. Ich muss wohl mal nachfragen.«
    Nach Birgers Erklärung wurde es still. Offenbar ging ihnen der Gesprächsstoff aus.
    »Ja, also …« Valdemar räusperte sich. »Wenn nicht noch mehr ansteht, dann würde ich mich jetzt gern entschuldigen. Ich möchte gern rechtzeitig zum Essen kommen.«
    »Essen?« Ich sah ihn fragend an.
    »Na ja, nicht mein Essen. Ich meine die Mahlzeit meiner Frau. Ich bin jeden Tag da, sonst wird sie ganz unruhig, und dann lässt sie sich kaum füttern. Ich sitze bei ihr am Tisch und unterhalte mich ein bisschen mit ihr. Es ist gar nicht so wichtig, worüber. Oft geht es ums Wetter, oder mir fällt etwas ein, was wir früher miteinander erlebt haben, wir zwei. Dann wird sie manchmal etwas wacher, und das Personal kann sie leichter füttern.« Er machte eine Pause. »Es war mir eine Freude, Sie kennenzulernen, und ich wünsche Ihnen allen viel Erfolg bei dem, was vor Ihnen liegt. Vielleicht laufen wir uns ja noch einmal über den Weg. Es würde mich freuen.« Dann machte er eine altmodische Verneigung und trat ein paar Schritte zur Seite. In diesem Moment erschien aus den Schatten eine Lichtgestalt an seiner Seite. Wir sahen alle dem goldenen Lichtschein hinterher, in dem sich beide von uns fortbewegten.
    »Auch ich muss los«, sagte ich hastig. Ich wollte auf keinen Fall mit einem der Anwesenden allein zurückbleiben und in ein Gespräch unter vier Augen verwickelt werden. Schnell verabschiedete ich mich von Anna und Birger und wollte gerade nach Arayan rufen, als er plötzlich neben mir auftauchte. »Ich will nach Hause«, sagte ich sehr bestimmt zu ihm, während mir auffiel, dass »nach Hause« wohl kaum der passende Name für den Ort war, an den ich mich zurückziehen wollte. Arayan widersprach nicht, und in der Sekunde darauf waren Dunkelheit, Engel und Geister verschwunden.

Mette warf sich ihm an den Hals, kaum dass sie die Tür geöffnet hatte. »Mikael …«, schluchzte sie und drückte ihn so heftig, dass er sie von sich wegschieben musste, damit sie ihm nicht die Luft nahm. Auf solch eine emotionale Reaktion war er nicht vorbereitet gewesen. Gerade Mette, die sonst immer so cool wirkte und stets einen kühlen Kopf behielt. Der immer ein scharfer Kommentar auf der Zunge lag, falls ihr überlautes Lachen nicht reichte. Jetzt stand sie dort in der Tür, wie immer elegant gekleidet, ihre beeindruckende Haarpracht perfekt gewellt auf den Schultern, doch ungeschminkt und mit verheultem Gesicht.
    »Komm’ rein«, sagte sie und trat einen Schritt zur Seite. »Gott, bin ich froh, dass du angerufen hast und gekommen bist.«
    Mikael wusste gar nicht, was er sagen sollte. Plötzlich überkam ihn das Gefühl, dass diese Idee etwas spontan gewesen war, doch nun gab es kein Zurück mehr. Mette würde ihn jetzt kaum wieder gehen lassen.
    Erst ein paar Male war Mikael bei Mette zu Hause gewesen. Sie hatte ihn und Rebecka zu einigen Festen eingeladen, und da war die Wohnung voll von Gästen gewesen. Mette liebte Partys, das wusste er von Rebecka. Jetzt war es ganz ruhig hier, abgesehen von der leisen Klaviermusik. Im Wohnzimmer schlug ihm ein Duft von Zitrone entgegen. Wahrscheinlich rührte er von den unzähligen Kerzen, die dort brannten. Die Einrichtung wirkte in ihrem sanften Licht noch gemütlicher. Das extravagante Sofa in tiefrosa Samt war gut gepolstert und mit unzähligen Kissen in verschiedenen Farben und Mustern dekoriert. Auf dem flachen Couchtisch standen kleine Schälchen und Teller mit verschiedenen Naschereien: Oliven, Nüsse, Chips, kleine Würstchen und Kekse. In einem der Gefäße lagen hübsche pastellfarbene

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