Der Himmel über der Heide (German Edition)
ersten Gäste eintrafen.
Pit hatte beim Fingerfood größten Ehrgeiz an den Tag gelegt.
Gerade als Kati und Flo die letzten polierten Gläser auf insgesamt fünf Tabletts verteilt hatten, fuhr auch schon das erste Auto auf den Hof. Kurz darauf erklang ein lautes Hupkonzert. Der geschmückte Brautwagen wurde von einer scheinbar nicht enden wollenden Schlange hupender Autos begleitet.
Schon steckte Dorothee ihren Kopf zur Küchentür herein und forderte Kati auf, ihr zu folgen. Sie stellten sich an der weit geöffneten und hübsch dekorierten grünen Eingangstür auf, um die Gäste offiziell zu begrüßen und die Gastgeber zu beglückwünschen.
Als die Braut von ihrem frischgebackenen Ehemann den Arm geboten bekam, um aus dem Wagen zu steigen, entfuhr Kati ein kleiner Seufzer. Der Anblick des schlicht geschnittenen und mit eleganter Spitze versehenen Kleides an der hochgewachsenen Frau rührte sie. Es stand ihr perfekt, und sie strahlte vor Glück. Die beiden Brautleute boten ein zauberhaft harmonisches Bild.
Sogleich bildete sich eine Menschentraube um das Brautpaar, sodass Kati und Dorothee es gar nicht so einfach hatten, die Gäste hineinzubitten.
Von der festlich geschmückten Gaststube ging es durch die weit offen stehenden Verandatüren nach draußen. Wie erwartet gruppierten sich die meisten Gäste gleich rund um die Stehtische auf der Veranda, wo die Gäste mit dem Begrüßungssnack und Getränken versorgt wurden. Flo und Frau Holm erledigten ihre Aufgabe, und auch Kati selbst balancierte ein volles Tablett nach draußen. Sie musste schmunzeln, als sie registrierte, dass die meisten nach den Champagnergläsern griffen, die mit einem Schuss von Ellis Cassislikör veredelt waren. Auf Nachfrage erläuterte sie höflich die besondere Heidehof-Mischung und erntete viel Lob dafür.
Kati versuchte im Blick zu behalten, ob auch wirklich jeder stets mit einem vollen Glas versorgt war. Auch einige Kinder hüpften auf der Veranda herum, und Kati erinnerte Frau Holm an das Extratablett mit dem Orangensaft.
Als Kati nach einer ersten Runde in die Küche eilte, um Nachschub von den begehrten Kanapees zu holen, sah sie Flo und Pit nebeneinander am Herd stehen und herumalbern.
Sie räusperte sich und erklärte spöttisch: «Ich hoffe, ich störe nicht.»
Erschrocken fuhren die beiden auseinander.
«Musst du dich so anschleichen?», schimpfte Flo.
«Entschuldige, aber ich arbeite hier!», entgegnete Kati mit einem vielsagenden Grinsen. Sie griff nach einer der aufwendig dekorierten Platten mit Blätterteigpasteten und Tartes.
«Wir auch», erwiderten Flo und Pit gleichzeitig.
«Ja, das sehe ich», sagte Kati lachend.
Dann verschwand sie wieder in Richtung Gaststube, in der sich die Gesellschaft nach einer kurzen Begrüßungsansprache des Brautpaars mittlerweile versammelt hatte.
Ein älterer Mann in einer Herrenrunde nickte ihr zu. Er war groß gewachsen, hatte einen stechenden Blick und sah sie eindringlich an. Kati wusste nicht, wer er war. Erst bei genauerem Hinsehen erkannte sie diesen eindringlichen Blick, der normalerweise unter einer Schiffermütze verborgen war. Es war Albert Carstensen!
Mit seinem edlen Anzug und den ordentlich frisierten Haaren gab er ein durchaus ansehnliches Bild ab. Und ohne seinen obligatorischen Elbsegler auf dem Kopf hätte sie ihn beinahe nicht erkannt.
«Herr Carstensen! Was machen Sie denn hier?», fragte Kati überrascht.
«Hochzeit feiern, min Deern», verkündete er lachend und prostete ihr zu.
Dann stellte er sie den anderen Männern vor, die in seiner Nähe standen. «Das ist die Tochter des Hauses und eine Seele von Mensch.»
Kati nickte freundlich in die Runde und wusste nicht recht, wie sie auf die warmen Worte reagieren sollte. Zu überrascht war sie von Carstensens Anwesenheit.
Seit wann mochte er nicht mehr hier im Haus gewesen sein? Ob Elli ihn schon gesehen hatte? Wusste sie, dass er da war?
«Euer Koch scheint was auf dem Kasten zu haben», sagte Carstensen anerkennend. Offensichtlich war er auf ein wenig Smalltalk aus.
Kati nickte und verlagerte das Gewicht des Tabletts auf den anderen Arm.
«Ja, wir sind froh, dass er sich so reinhängt. Sonst hätten wir den Laden schon dichtmachen können.»
«Wie lange müsst ihr denn noch ohne Hinrich auskommen?»
Kati zuckte mit den Schultern. «Es wird wohl noch ein paar Monate dauern. Er geht jetzt erst mal in die Reha, und dann sehen wir weiter.»
Das Interesse am Gesundheitszustand ihres Vaters schien ihr
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