Der Himmel über der Heide (German Edition)
Fest vielleicht einen wirklichen Neuanfang für den Familienbetrieb bedeuten.
Sie wurde aus ihren Gedanken gerissen, als Pit und Flo sich jubelnd über die Reste von Ellis hochgelobter Hochzeitstorte hermachten. Kati dagegen saß stumm in ihrer Ecke und war viel zu erschöpft zum Essen.
«Hol dir auch einen Teller, Kati!», rief Flo.
«Ja, und dann komm mit nach draußen.» Pits Augen blitzten. «Da gibt es gleich noch ein Feuerwerk.»
«Feuerwerk?» Kati konnte sich nicht erinnern, dass Grünbergs so etwas geplant hatten.
Neugierig folgte sie den beiden auf die Veranda. Jetzt, da alle Gäste abgefahren waren, die nicht im Heidehof übernachteten, herrschte draußen vollkommene Stille.
«Wann kommt denn das Feuerwerk?», fragte Kati und gähnte.
«Mach das Licht in der Küche aus», bat Pit, «dann wirst du’s schon sehen.»
Nachdem Kati das Licht ausgeschaltet hatte, staunte sie nicht schlecht, als sie beim Blick in den wunderbar klaren Sternenhimmel plötzlich ein paar Sternschnuppen entdeckte.
«Da!», rief Flo begeistert, stellte ihren Teller ab und ging in den Garten. «Und da … und da! Und eine ist mitten durch den großen Wagen geschossen!»
«O-ho, da kennt sich jemand aus mit Sternbildern!» Pit folgte ihr. «Aber ich wette, du hast keine Ahnung, was das Sommerdreieck ist!»
Trotz des hitzigen Marathons in der Küche hatten Pit und Flo offenbar noch immer genügend Energie, um sich gegenseitig hochzunehmen.
Ob das der Eierlikör aus Ellis Hochzeitstorte bewirkt hatte?, fragte sich Kati. Nur undeutlich konnte sie die Umrisse der beiden im Garten ausmachen. Aber sie hörte Flos spöttisches Lachen, so als ob Pits Wettangebot weit unter ihrem Niveau läge.
«Zeigst du’s mir?», fragte Flo.
Als sich Pit dicht neben ihre Freundin stellte und mit dem ausgestreckten Arm zur Wega zeigte, wusste Kati, dass sie hier überflüssig war.
Mit einem breiten Lächeln schlich sie zurück in die Küche, ohne dass es die beiden Turteltäubchen mitbekamen.
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19
Das Aufstehen am nächsten Morgen fiel Kati sehr schwer. Der Wecker klingelte schon nach vier Stunden Schlaf. Früher hatte Kati eine kurze Nacht nie viel ausgemacht, aber jetzt fühlte es sich an wie eine Strafe.
Den Gästen und dem Hochzeitspaar war ein üppiges Frühstücksbuffet zwischen 8 und 11 Uhr versprochen worden.
Als Kati wie verabredet an Flos Tür klopfte, um die Freundin zu wecken, war sie jedoch schlagartig hellwach. Denn statt Flo hörte sie eine männliche Stimme.
«Moment!»
Es folgte ein aufgeregtes Gerumpel, dann öffnete Flo die Tür einen Spaltbreit.
«Wir sind … äh, ich bin gleich da!», erklärte sie und blickte Kati aus verschlafenen Augen an.
«Alles klar, ich geh dann schon mal vor.»
Bevor die Tür eilig wieder geschlossen wurde, hatte sie einen kurzen Blick auf die zweite Person im Zimmer werfen können.
Na, endlich!, dachte Kati, und jegliche Morgenmuffeligkeit war verschwunden.
Sie freute sich für ihre Freundin und ahnte, dass Flo auf der heute anstehenden Rückfahrt nach Hamburg ihr Interesse an Pit nicht mehr ernsthaft würde abstreiten können. Ihrer Meinung nach hatte es schon länger zwischen Flo und Pit gefunkt – auch wenn ihre Freundin das nicht wahrhaben wollte.
In der Küche herrschte bereits geschäftiges Treiben. Elli war mitten in den Vorbereitungen fürs Frühstück, und Kati gab ihr nur einen flüchtigen Kuss, obwohl sie ihr am liebsten gleich von der jüngsten Romanze im Heidehof erzählt hätte. Stattdessen nahm sie sich nur schnell einen Kaffee und machte sich ebenfalls an die Arbeit.
Als bald darauf ein auffallend gutgelaunter Pit hereinkam, der munter vor sich hin pfiff, nickte Elli ihm lediglich kurz zu. Sicher hatte sie ihn schon früher erwartet.
«Ah, da ist der junge Mann ja endlich.» Ohne aufzublicken schnitt sie weiter Brotscheiben von einem großen Laib ab. «Komisch, ich habe deinen Roller gar nicht gehört.»
«Ja, ich … äh …», stotterte Pit und sah Kati hilfesuchend an.
Doch statt ihm aus der Patsche zu helfen, machte es Kati einen Heidenspaß, scheinheilig zu fragen, ob er denn wüsste, wo Flo steckte.
«Äh … die schläft wahrscheinlich noch», murmelte er verlegen.
Kati tauschte einen amüsierten Blick mit ihrer Großmutter, und da ahnte sie, dass auch Elli Bescheid wusste.
Wenig später betrat auch Flo die Küche.
«Na?», stichelte Kati. «Ausgeschlafen?»
Mit verlegenem Gesichtsausdruck druckste ihre Freundin herum und
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