Der Himmel über der Heide (German Edition)
Hinrich gegenüber vorerst nichts von den Überlegungen zum Um- und Ausbau zu erwähnen. Die Ärzte hatten mehrfach betont, dass sie auch und gerade während seiner Reha-Zeit möglichst alle Probleme von ihm fernhalten sollten. Und deshalb waren sich Kati und Dorothee einig: Für den Moment war es sicher das Beste, wenn sie ihm keinen Grund gaben, sich aufzuregen.
Zwar hatte Kati ein komisches Gefühl bei der Sache, doch sie wollte nichts riskieren.
Auch das Thema Andi Witthöft war bislang nicht zur Sprache gekommen. Sie versuchte, sich zusammenzureißen und auch mit Dorothee keinen weiteren Konflikt deswegen anzuzetteln. Zudem war sie unsicher, wie Hinrich darauf reagieren würde, wenn er erfuhr, dass die meisten Vorschläge von Andi stammten.
Viel Zeit zum Grübeln blieb Kati nach der denkwürdigen Hofbegehung jedoch nicht. Die gesamte nächste Woche stand ganz im Zeichen der Hochzeitsvorbereitungen. Alle wussten, dass diese Feier eine Art Test war. Denn eigentlich war der Heidehof in seiner heutigen Form nicht auf derartige Feiern ausgerichtet. Aber Dorothee hatte nun mal beschlossen, sich die Einnahmen nicht entgehen zu lassen. Außerdem stand fest: Sollte es gelingen, ein Fest für mehr als 50 Gäste auszurichten, so wäre das eine gute Werbung für den Heidehof.
Vielleicht, hoffte Kati, könnten sie dann tatsächlich ein entsprechendes Veranstaltungskonzept ausarbeiten und damit schließlich auch die Banken überzeugen.
An diesem Samstag war es nun endlich so weit. Die Vorrats- und Kühlkammern waren gut gefüllt, und auch die passenden Weine waren längst angeliefert und ordentlich gelagert worden.
Das Essen hatten Elli und Pit am Anfang der Woche mit den Grünbergs abgesprochen. Es würde kleine Häppchen zur Begrüßung geben, dann eine niedersächsische Hochzeitssuppe und Blätterteigpasteten sowie vier verschiedene Fisch- und Gemüsetartes. Außerdem hatten sich die Brautleute für Schweinelendchen in Pilzrahmsoße, Rinderbraten mit Speckbohnen und Preiselbeeren, Rotkohl und Kaisergemüse entschieden. Dazu sollte es Heidekartoffeln und Kroketten geben. Aus den Dessertvorschlägen hatten sie sich Zitronencreme und Crème brûlée ausgesucht.
In den vergangenen Tagen war die Gaststube von Sibylle auf Hochglanz poliert worden. Nun galt es noch, den Garten auf Vordermann zu bringen.
Kati war schon seit einer Stunde dabei, Unkraut zwischen den Sträuchern und Büschen in den Rabatten zu jäten, als sie ein heftiger Schmerz durchfuhr.
«Autsch!», rief sie und verzog das Gesicht.
Elli ließ sofort von den Kräuterbeeten ab, die sie in einiger Entfernung beackerte. «Was ist passiert?», fragte sie besorgt.
«Ich werde alt!», antwortete Kati mit einem ironischen Seufzer. «Das ist passiert.»
Wir sollten einen Gärtner beauftragen, dachte Kati ein wenig verärgert. Jemanden, der sich regelmäßig um den Garten und die ganze Anlage kümmert.
Der Bauerngarten an der Längsseite der Veranda mit den blühenden Stauden war das ganze Sommerhalbjahr eine Pracht, brauchte aber natürlich auch regelmäßige Pflege. Selbst wenn Elli irgendwann wieder weniger in der Küche gebraucht würde, war es nicht gut für sie, diese beschwerliche Arbeit zu verrichten und sich so lange ungeschützt der Sonne auszusetzen.
Sie winkte ihrer Großmutter zu, um zu zeigen, dass es keinen ernsthaften Grund zur Sorge gab, und sah auf die Uhr. Es war erst halb zehn und trotzdem schon recht warm an diesem Samstagvormittag. Sie hoffte, bis zum Mittag fertig zu sein mit den Beeten und Sträuchern, die den weitläufigen Garten säumten. Gegen 12 Uhr würde sie Flo aus Undeloh und anschließend noch schnell die Blumengestecke von Tante Maries Blumenladen abholen. Es gab noch jede Menge zu tun, bis dann am Nachmittag die Hochzeitsgesellschaft eintraf.
Seufzend schaute Kati in den spätsommerlichen Himmel. Kein Wölkchen war zu sehen, das kräftige Blau erstreckte sich bis zum Horizont. Immerhin das perfekte Hochzeitswetter, dachte Kati und machte sich wieder an die Arbeit.
***
«Wieso bin ich eigentlich so aufgeregt?», fragte Kati, als sie neben Flo einen letzten prüfenden Blick in den Spiegel warf. «Ich meine, wie muss es da erst der Braut gehen?»
«Vielleicht kann deine Oma mit einem Schuss Eierlikör nachhelfen», erwiderte Flo, die gerade dabei war, ihre störrischen Haare zu bändigen.
Kati lachte. «Du denkst an Ellis Liebestrank … »
«Sie sollte das Rezept patentieren lassen», ergänzte Flo, «und das Zeug
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