Der Himmel über der Heide (German Edition)
kam hereingeflitzt. Sofort sprang er an Kati hoch und beschnupperte den Stuhl.
«Na, du bist ja von der ganz schnellen Sorte.» Andi steckte seinen Kopf zur Tür rein und trat näher.
«Was machst du denn hier?», fragte Kati überrascht. Sonntags blieb er meist zu Hause und gönnte sich einen Ruhetag.
«Ach, ich will einfach mit dem Ausbau des Dachs fertig sein, bevor die Herbststürme anfangen. Und die Balken bearbeiten sich nun mal nicht von alleine.» Aufmerksam betrachtete er den Stuhl. «Wie ich sehe, hast du schon ganze Arbeit geleistet.»
«Malen kann doch jeder. Jedenfalls anstreichen», entgegnete Kati.
Insgeheim freute sie sich aber über Andis Lob. Die Arbeit an dem Stuhl hatte ihr wirklich großen Spaß gemacht. Denn wenn es auch mit dem Bildermalen nicht so recht klappen wollte, so war es doch ein gutes Gefühl, wieder einen Pinsel in der Hand zu halten. Außerdem genoss sie es, etwas Handwerkliches zu tun, statt nur am PC zu sitzen.
Da sich zum Mittagessen lediglich eine kleine Gruppe Radfahrer auf dem Heidehof angemeldet hatte, konnte Kati den Tag hier in der provisorischen Werkstatt nutzen.
Schweigend arbeiteten Kati und Andi nebeneinanderher und versuchten, sich dabei nicht gegenseitig zu behindern. Kati war es ganz recht, dass Andi sie mehr oder minder ignorierte. Nur bei größeren Sägearbeiten mussten sie sich absprechen, weil der Lärm ohne Ohrenschützer für Kati nicht auszuhalten war.
Gegen Mittag brachten Elli und Dorothee ihnen zwei Teller Suppe vorbei und erkundigten sich nach den Arbeiten.
In Wahrheit wollten sie sich vermutlich nur vergewissern, dass sich Andi und sie nicht die Köpfe einschlugen, dachte Kati.
«Wie wäre es, wenn du noch unser neues Logo draufmalst?», fragte Dorothee, als sie den frischlackierten Stuhl begutachtete.
«Gute Idee», fand Kati. «Aber meint ihr nicht, das ist zu viel oder zu kitschig für den neuen Heidehof?» Sie musste an das üppig gemusterte Geschirr auf dem Hochzeitstisch bei Dittmers denken.
Elli winkte ab. «Deine Mutter hat früher sämtliche Möbelstücke von der Anrichte bis zur Milchkanne mit Bauernmalerei bunt verziert.»
«Auf die rechte Armlehne würde das doch gut passen», pflichtete ihr Dorothee bei. «Mit dem Heidebüschel hat der Stuhl dann etwas ganz Besonderes. Nicht kitschig, aber landschaftstypisch!»
Fragend drehten sich die drei Frauen zu Andi um, doch der schmunzelte nur und hielt sich aus der Diskussion lieber heraus.
«Könnten wir die anderen Stühle nicht auch mit dem Logo versehen?», fragte Elli vorsichtig. «Ich meine, nur wenn es nicht zu viel Arbeit ist.»
«Ich sehe schon, ihr wollt mich lieber im Stall einsperren, als wieder ins Haus lassen», erwiderte Kati mit einem ironischen Grinsen. «Vielleicht kann Flo mir ja helfen, wenn sie nächstes Wochenende wieder da ist.»
Möglicherweise waren sie mit dem Heidehof wirklich auf dem richtigen Weg, dachte Kati, während sie die entsprechenden Blau- und Rottöne zum Anmischen der typisch violetten Heidefarbe aussuchte.
Sie würde jedenfalls weiterhin ihren Teil dazu beitragen.
[zur Inhaltsübersicht]
25
In den nächsten Wochen verbrachte Kati fast jede freie Minute in der Werkstatt. Zum Glück war Andi mit den Dachbalken bald fertig und arbeitete zunehmend in den Räumen der neuen Ferienwohnungen. So hatte Kati die Werkstatt häufig ganz für sich alleine und konnte sich voll und ganz auf die nächsten Möbelstücke konzentrieren. Sie versah Stühle und Bänke mit dem neuen Heidehof-Logo, besserte Möbel aus und machte zwischendurch immer wieder mit der Restaurierung des alten Holzschranks weiter.
Am liebsten arbeitete Kati aber an Kommoden, egal, welche Form oder Größe sie hatten. Auf den relativ großen Flächen konnte sie neue Ideen am besten ausprobieren.
Dorothee hatte sich zwischenzeitlich nach Stoffen in typischen Heidefarben umgesehen und grüne sowie violettfarbene Sitzkissen in Auftrag gegeben. Als die Lieferung zwei Wochen später eintraf, wurden die Sitzgelegenheiten im Gastraum und in den Gästezimmern mit neuen Kissen ausgestattet. Wobei die grün-violetten Farbtöne des Stoffs mit dem zarten Heide-Logo auf den Lehnen um die Wette leuchteten.
Eine alte Freundin von Dorothee hatte von Katis Restaurierungsarbeiten gehört und bot gleich einen ganzen Speicher voller alter Möbelstücke an. Kati besah sich die Tische, Schränke und Kommoden und entschied gemeinsam mit der Besitzerin, bei welchen sich das Aufarbeiten lohnte. Einen Teil
Weitere Kostenlose Bücher