Der Himmel über der Heide (German Edition)
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Andi befreite sich von seiner Schutzbrille und den dicken, gelben Ohrenschützern und fuhr sich über das verschwitzte Gesicht. Trotz der kühlen Temperaturen trug er bloß ein T-Shirt, das erahnen ließ, wie schweißtreibend die Arbeit als Tischler war.
«Bist du gekommen, um mich endgültig vom Hof zu jagen?», fragte er und klopfte den feinen Holzstaub von seiner Jeans.
«Im Gegenteil», antwortete Kati kleinlaut, «ich … ich wollte mich bei dir entschuldigen. Mein Verhalten gestern war … ungerecht und …»
Sie suchte nach den passenden Worten. Nach den Sätzen, die sie sich in der schlaflosen Nacht zurechtgelegt hatte. Doch plötzlich war da nur eine lähmende Leere.
Schließlich sagte sie: «Es tut mir wahnsinnig leid, was ich da gestern gesagt habe. Ich –»
«Du wirst deine Gründe gehabt haben», unterbrach Andi sie barsch. Er ging an ihr vorbei zur Werkbank und warf sich ein blau kariertes Flanellhemd über. Dann zog er den Stecker der Säge heraus, rollte das Kabel auf und machte sich anschließend an einer handlichen Schleifmaschine zu schaffen.
Kati räusperte sich. Sie merkte, dass sie so nicht weiterkam. Also versuchte sie es auf anderem Wege. «Äh … Außerdem wollte ich dich fragen, ob du heute Morgen schon was gegessen hast. Großmutter hat ihr berühmtes Bauernfrühstück gemacht und –»
«Ich will vor dem Regen hier fertig sein», erwiderte Andi knapp.
«Aufgewärmt schmeckt das Omelett aber nicht.»
Auffordernd sah Kati ihn an. Doch Andi schüttelte nur den Kopf.
«Und wenn ich dir anschließend helfe?», versuchte sie es erneut.
«Du willst mir helfen, die schweren Bretter hier ins Dach zu tragen?» Sein Lachen klang höhnisch.
Kati wusste, dass sie ihm tatsächlich keine große Hilfe sein würde. Sie war weder schwindelfrei, noch würde sie einen der großen Holzbalken auch nur anheben können. Und noch etwas anderes hatte sie verstanden: Er legte keinen Wert auf ihre Erklärung, geschweige denn auf eine Entschuldigung.
Eine Zeitlang blieb sie unschlüssig stehen. Dann wandte sie sich enttäuscht zum Gehen.
Sie hatte die Stalltür schon fast erreicht, als Andi sagte: «Mir bei dieser Arbeit hier helfen kannst du nicht, das macht schon die Säge. Aber da wäre etwas, was du viel besser kannst als ich.»
Stirnrunzelnd hielt Kati inne. Sie dreht sich um. «Was soll das sein?»
«Wie ich schon sagte, die alten Eichen- und Buchenmöbel könnten eine Auffrischung vertragen.»
Nun fiel es Kati wieder ein. Die Idee war nicht schlecht gewesen. Doch bislang hatte sie weder die Zeit gefunden, noch den Mut gehabt, sich der Restaurierung anzunehmen. Auch wenn sie gut mit Pinsel und Farben umgehen konnte, an das Talent ihrer Mutter würde sie sicher nicht herankommen.
Als ob Andi ihre Gedanken erahnt hätte, fügte er an: «Wenn ich mich recht erinnere, hast du doch früher alte Rahmen für deine Bilder restauriert. Das Vorgehen ist bei Möbeln quasi das Gleiche. Die müssen abgebeizt und neu gestrichen werden. Aber das hast du ja sicher alles bei deiner Mutter gesehen.»
Beiläufig legte er ein Blatt Schleifpapier in die Maschine ein.
«Ich weiß», erwiderte Kati und überlegte.
Eigentlich hatte sie noch immer genug damit zu tun, sich um das Marketing für den Hof zu kümmern. Und auch die beiden kleinen Aufträge für Gero erledigten sich nicht von allein. Andererseits waren kaum noch Gäste auf dem Hof. Ihre Zeit konnte sie sich mittlerweile also wesentlich freier einteilen.
«Du hast recht», sagte sie schließlich. «Ich werde mir die Möbel nachher mal ansehen.»
«Ich will aber nicht, dass du das nur machst, weil du ein schlechtes Gewissen hast.»
Kati nickte ihm dankbar zu. Dann trat sie ins Freie.
Vor dem Stall blieb sie noch einen Moment stehen und blickte durch die Baumkronen in den morgendlichen Himmel. Das Wetter konnte sich noch nicht recht zwischen Sommer und Herbst entscheiden. Vielleicht würde es später wirklich Regen geben. Ein paar vereinzelte Sonnenstrahlen schafften es jedenfalls durch die aufgewühlten Wolkenformationen und hüllten die Heide in ein intensives, stimmungsvolles Licht.
Vielleicht, dachte Kati hoffnungsvoll, konnte sie sich irgendwann nicht nur mit Andi Witthöft, sondern auch mit dem Herbst versöhnen.
***
Am Nachmittag gingen Kati und Elli durch die Zimmer des Heidehofs und besahen sich die Möbel. Kati hatte ihrer Großmutter von dem Gespräch mit Andi und von dessen Anregung erzählt. Sogleich war Elli Feuer
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