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Der Himmel über der Heide (German Edition)

Der Himmel über der Heide (German Edition)

Titel: Der Himmel über der Heide (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sofie Cramer
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einen unschönen Fleck, und ihre Bluse würde sie auch gerne gegen ein frisches Oberteil eintauschen. Sie beschloss, am Abend die 50 Kilometer nach Hamburg zu fahren und am nächsten Tag mit Gero zu sprechen. Vielleicht hatte er doch ein Herz und würde ihr sogar eine ganze Woche frei geben, wenn sie ihn eindringlich darum bat. Außerdem wollte sie bei sich zu Hause nach dem Rechten sehen und dann gegebenenfalls eine Tasche mit dem Nötigsten packen.
    Wer weiß, dachte Kati, als Elli aufstand, um das Belegungsbuch zu holen, wie lange ich hier gebraucht werde.
    In dem Buch wurde aufgelistet, wer und wie viele Personen in den nächsten Wochen angemeldet waren. Es war quasi die Bibel der täglichen Arbeit und würde für ihre weiteren Entscheidungen sehr wichtig sein.
    Der Heidehof verfügte über zehn Zimmer mit insgesamt 16 Betten. Und Kati wusste, dass sie jetzt, wo die Hochsaison kam, den Gästen unmöglich absagen konnten. Das wäre fatal für die Geschäfte und den Ruf des Hauses.
    Wie sie kurz darauf aus dem Buch erfuhren, war der Hof ab dem folgenden Wochenende für die kommenden acht Wochen praktisch ausgebucht. Lediglich kleine Lücken gab es noch, und die würden sicher durch Spontananreisende gefüllt werden, erklärte Elli, als sie sich gemeinsam über die Seiten beugten.
    Für die Reinigung der Zimmer und das Frühstück würde noch eine zusätzliche Aushilfe gefunden werden müssen. Zwar gab es zwei Servicekräfte, aber beim Einkauf und der Vorbereitung würde die Kraft ihres Vaters fehlen. Um das Personal hatte er sich immer je nach Auslastung der Gästezimmer gekümmert.
    Dorothee könnte vielleicht den Frühstücksdienst übernehmen, schlug Elli vor, das hatte sie schon öfter getan. Aber die Reinigung der Zimmer wäre sicher unter ihrem Niveau. Vielleicht wäre ja eine Frau aus dem Dorf bereit, die Tätigkeit kurzfristig zu übernehmen, überlegte sie. Schließlich fiel Elli eine junge Mutter ein, deren Töchter vormittags im Kindergarten beziehungsweise in der Schule waren.
    Das größte und drängendste Problem aber war, Katis Vater in der Küche zu ersetzen, denn die Übernachtungsgäste sollten möglichst auch im Haus essen. Und selbst ohne die hauseigenen Gäste lagen schon zahlreiche Anmeldungen für das Restaurant vor. Darunter war sogar eine Hochzeitsgesellschaft mit über 50 Personen, die Elli am meisten Kopfzerbrechen bereitete.
    Sie selbst würde sich natürlich wie gewohnt um die Desserts kümmern sowie um die Torten und Kuchen für das Kaffeegeschäft.
    Sibylle, die Küchenhilfe, wäre sicher bereit, mehr Stunden als sonst zu arbeiten. Trotzdem wurde dringend ein erfahrener Koch oder eine erfahrene Köchin gebraucht. Nur, woher sollte man die nehmen?
    Katis Großmutter schwieg und ließ sich erschöpft auf ihrem Stuhl zurücksinken.
    Nach gut einer halben Stunde waren mehrere Seiten des Blocks vollgeschrieben. Gerade als Kati ihrer Großmutter noch einmal vorlas, was sie notiert hatten, trat Dorothee ein.
    Sie wirkte seltsam aufgekratzt. «Ich hab gerade noch mal mit dem Krankenhaus telefoniert», erklärte sie. «Hinrichs Zustand hat sich stabilisiert und –»
    «Gott sei Dank!», entfuhr es Elli.
    «Dürfen wir zu ihm?», fragte Kati aufgeregt.
    Doch Dorothee schüttelte den Kopf. «Er ist noch nicht wieder bei Bewusstsein, aber zumindest akut außer Lebensgefahr. Dr. Steindamm sagt, es geht ihm den Umständen entsprechend gut. Trotzdem kann er noch keine Entwarnung geben.» Es klang fast ein wenig ermahnend. «Morgen wissen wir vielleicht mehr. Aber es wird wohl sehr lange dauern, bis er wieder richtig auf den Beinen ist. Geschweige denn, dass er wieder arbeiten kann.»
    Und dann fügte sie abfällig hinzu: «Wenn überhaupt.»
    Kati hielt die Luft an. «Was soll das heißen?», fragte sie irritiert.
    «Ich denke, er hat genug geleistet in seinem Leben. Wenn er sich nicht vollständig erholt, sondern hier gleich wieder voll einsteigt, riskiert er womöglich sein Leben», sagte Dorothee.
    Kati wusste nichts zu erwidern. Ihr war klar, dass Dorothee im Grunde recht hatte. Ihr Vater hatte schon immer viel zu viel gearbeitet. Und doch war Kati nicht sicher, ob es wirklich seine Arbeit als Koch war, die ihn krank gemacht hatte. Schließlich liebte er es, in der Küche zu stehen, selbst wenn es dort hektisch zuging.
    Ob es stattdessen eher finanzielle Sorgen waren, die ihm auf den Magen geschlagen waren? Kati nahm sich vor, Dorothee danach zu fragen. Doch sie hielt es nicht für klug,

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