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Der Himmel über der Heide (German Edition)

Der Himmel über der Heide (German Edition)

Titel: Der Himmel über der Heide (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sofie Cramer
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in diesem Moment eine Diskussion darüber anzufangen.
    «Wie soll es bloß weitergehen?», fragte Elli mehr sich selbst. Sie schob die Liste beiseite, stand auf und trat ans Fenster.
    «Wir müssen versuchen, irgendwie durch die Hauptsaison zu kommen», erwiderte Dorothee. «Die Einnahmen dürfen wir uns nicht entgehen lassen. Danach sehen wir weiter.»
    «Wir haben schon mal aufgeschrieben, worum wir uns vorrangig kümmern müssen», sagte Kati und gab ihr den Block mit der Liste.
    Dorothee überflog die Punkte und sah Kati anschließend erstaunt an.
    «Wie soll das gehen, Kati? Du kannst hier nicht deinen Vater ersetzen. Du hast doch dein eigenes Leben. Außerdem ist das hier kein Hobby, das man mal eben so nebenbei erledigen kann. Du stellst dir das ein bisschen zu einfach vor.» Ihr Ton duldete keinen Widerspruch.
    Kati hielt die aufbrausende Reaktion ihrer Stiefmutter für reichlich übertrieben.
    «Ich werde mit meinem Chef sprechen. Vielleicht gibt er mir unbezahlten Urlaub», erwiderte sie bemüht souverän. Sie wollte deutlich machen, dass sie die Sache bereits gründlich durchdacht hatte und es durchaus ernst meinte.
    Dorothee rieb sich die Augen. «Am liebsten würde ich einfach alles hinschmeißen und den ganzen Laden verkaufen», entfuhr es ihr plötzlich.
    Kati und Elli sahen sich erschrocken an.
    «Das ist nicht dein Ernst!», entgegnete Kati und blickte Dorothee eindringlich an.
    Nach einer kurzen Pause atmete Dorothee tief durch und straffte die Schultern. «Natürlich nicht. Entschuldigt bitte, das ist für uns alle eine schwere Situation. Lasst uns später über eure Liste reden, ja?»
    Damit ließ sie die beiden stehen und ging zur Tür.
    Wortlos setzte sich Elli wieder auf ihren Stuhl. Kati hatte geradeaus gestarrt. Sie konnte nicht glauben, was sie gerade gehört hatte. Bestimmt war Dorothee nur genauso mit den Nerven fertig wie sie alle. Sie konnte doch nicht ernsthaft über einen Verkauf des Heidehofs nachdenken, oder etwa doch?
    Kati schüttelte stumm den Kopf. Sie wusste, wie sehr ihr Vater an dem Gasthof hing. Er war sein Lebenswerk und schon seit Generationen in der Familie. Er war das Erbe seines Vaters, der den Hof von seinen Eltern, und die hatten es wiederum von ihren Vorfahren übernommen. Hinrich würde ihn niemals freiwillig in fremde Hände geben.
    Kati dachte an das alte Haupthaus, die vielen kleinen Nebengebäude, das Backofenhäuschen, die Remise und den Treppenspeicher, den Obstgarten, die liebevoll gepflegten Blumenbeete vor dem Haupteingang, die unzähligen Eichen, die Wiese und das verpachtete Land. All das gehörte zum Heidehof mit seiner über 300-jährigen Geschichte. Das durfte doch nicht einfach so verkauft werden!
    Als Dorothees Worte in ihrem Kopf nachhallten, erklärte sie aufbrausend: «Also, wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich ihr glatt zutrauen, dass sie Papas Notlage ausnutzt und den Hof heimlich verkauft.»
    «Nein, Kati, das würde sie niemals tun. Hinrich in den Rücken zu fallen, das –»
    «Das Recht dazu hätte sie aber», entgegnete Kati kopfschüttelnd. «Du hast selbst gesagt, dass sie alle Vollmachten hat.»
    Kati griff nach Ellis Händen und umklammerte sie fest. Der Druck wurde erwidert, und instinktiv spürte Kati die Angst ihrer Großmutter. Auf keinen Fall wollte sie Elli unnötig beunruhigen. Daher sagte sie in einem entschiedenen Tonfall: «Du hast recht. So etwas würde sie nicht wagen. Das würde Papa wirklich nicht überleben.»

[zur Inhaltsübersicht]
    3
    Am nächsten Morgen schreckte Kati hoch, weil ihr Handy klingelte. Der Wecker zeigte 6:50 Uhr.
    Zunächst wusste sie nicht, wo sie war. Dann nahm sie die Umrisse ihres alten Kinderzimmers wahr. Allmählich kam die Erinnerung zurück. Am Vortag war sie doch nicht mehr nach Hamburg gefahren. Sie hatte Elli einfach nicht alleine lassen wollen und war den restlichen Tag über nicht von ihrer Seite gewichen. Kurz vor dem Schlafengehen hatte sie noch einmal versucht, Simon zu erreichen.
    Das war er jetzt bestimmt, dachte Kati und griff nach ihrem Telefon. Ein bisschen ärgerte sie sich fast, dass er sie so früh morgens aus dem Tiefschlaf riss.
    Doch als sie jetzt aufs Display sah, erschrak sie. Nicht Simon rief sie endlich zurück. Nein, es war Dorothee. Und das konnte nichts Gutes bedeuten. Wieso sollte sich ihre Stiefmutter zu einer so frühen Uhrzeit melden?
    «Dorothee!» Mit rasendem Herzschlag nahm Kati den Anruf entgegen. Sie musste sich räuspern, um überhaupt einen Ton

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