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Der Himmel über der Heide (German Edition)

Der Himmel über der Heide (German Edition)

Titel: Der Himmel über der Heide (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sofie Cramer
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Bank, «wir sind vermutlich alle ziemlich angespannt. Keiner weiß, wie es weitergehen wird.»
    Kati hatte Flo zwar schon häufiger von ihrer Familie erzählt, aber mit den Hintergründen wollte sie Flo jetzt einfach nicht langweilen. Und auch nicht mit der Tatsache, dass es, wie sie mittlerweile ahnte, bereits seit Monaten gravierende finanzielle Schwierigkeiten auf dem Heidehof gab. Kati wusste zwar nicht viel darüber, aber sie hatte mitbekommen, dass einige der Pachtverträge für die Ländereien ausgelaufen waren und Elli sich über die Zukunft sorgte. Der Heidehof wurde außerdem allmählich baufällig. Das war sogar ihr selbst aufgefallen. Allerdings schienen ihr Vater und ihre Stiefmutter unterschiedlicher Ansicht zu sein, wie man das Gasthaus wieder auf die Erfolgsschiene bringen könnte. Ihr Vater baute auf Tradition und Heideromantik, Dorothee dagegen plädierte für eine komplette Modernisierung, um neue Gästegruppen zu erschließen. Kati wusste, dass ihre Großmutter auf der Seite ihres Sohnes stand, es aber vermied, offen Stellung zu beziehen.
    «Aber deshalb muss Dorothee noch lange nicht alles hinschmeißen», murmelte Kati mehr zu sich selbst.
    «Wie meinst du das denn?», fragte Flo.
    «Na, jetzt, wo Paps im Krankenhaus liegt, hat natürlich Dorothee hier das Sagen. Und …»
    Plötzlich überkam Kati ein schlechtes Gewissen, denn die alte Ermahnung ihres Vaters, sie habe Dorothee nie wirklich eine Chance gegeben, hallte in ihrem Kopf nach.
    Kati hatte schon immer Probleme mit der zweiten Frau ihres Vaters gehabt. Etwa zwei Jahre nach dem Tod ihrer Mutter war Dorothee in ihr Leben getreten, und Kati war nie wirklich warm mit ihr geworden. Natürlich wusste sie, dass es auch für Dorothee sicher nicht einfach gewesen war, ihren Platz in der Familie zu finden. Und in diesen Tagen fühlte sie sich Dorothee in der gemeinsamen Sorge um ihren Vater das erste Mal etwas näher.
    Kati traute ihrer Stiefmutter zwar viel zu, wenn es darum ging, die eigenen Bedürfnisse in den Vordergrund zu stellen. Aber sie war im Grunde kein böser oder gar hinterlistiger Mensch. Das musste sie sich eingestehen.
    In diesem Moment betrat Elli die Veranda und brachte die versprochenen Getränke.
    «So, hier kommt endlich die frisch zubereitete und eisgekühlte Holunderlimonade.» Aus einer Karaffe mit Eiswürfeln schenkte sie den hellgelben Saft in die Gläser. «Ist gut für Herz und Kreislauf.»
    Flo erhob ihr Glas, um mit Elli und Kati anzustoßen. «Auf den wunderschönen Heidehof!» Mit einem Blick auf Kati fügte sie noch hinzu: «Und auf deinen Vater. Er wird bestimmt schnell wieder fit sein.»
    Kati lächelte tapfer und trank ihr Glas in einem Zug leer. Der Holunderblütensaft schmeckte wirklich köstlich. Auch Flo war begeistert.
    «Wahnsinn, ist der lecker!», versicherte sie Elli mit großen Augen. «Aber ich dachte immer, Holunder wäre dunkel. Wieso ist der Saft so hell?»
    Elli holte sich einen Stuhl heran. «Tja, die meisten Menschen kennen nur den Saft von den dunklen Beeren, nicht von den Blüten», erklärte sie. «Wir machen das nach einem uralten Rezept, das hat schon die Großmutter meines Schwiegervaters den Gästen des Heidehofs serviert. Die Blüten werden mit viel Zucker und Zitronensaft angesetzt, sodass ein zähflüssiger Sirup entsteht, der mit Eiswasser oder – bei besonderen Gelegenheiten – mit Sekt aufgegossen wird.»
    «Und Saft von Holunderbeeren machen Sie aber auch?», erkundigte sich Flo.
    Elli und Kati mussten schmunzeln und antworteten unisono: «Die heißen dann Fliederbeeren!»
    Flo blickte verdutzt von einer zur anderen und sah dabei so verwirrt aus, dass Kati zum zweiten Mal an diesem Tag laut lachen musste.
    ***
    Nach der kleinen Erfrischungspause auf der Veranda fragte Kati ihre Großmutter nach dem Stand der Dinge, und Elli erzählte, dass sie keinen weiteren Punkt der Liste hatte abhaken können. Das Tagesgeschäft machte schon mehr als genug Arbeit.
    «Mensch, Oma, ich finde, du hast jetzt erst mal ein Pause verdient. Jetzt sind wir dran.»
    Kati versprach, sich um die dringendsten Punkte zu kümmern. «Wo ist denn unsere Liste?», fragte sie und begann, die leeren Gläser auf das Tablett zu stellen, um alles zurück in die Küche zu tragen.
    «Die müsste auf dem Schreibtisch in Dorothees Arbeitszimmer liegen», erklärte Elli und erhob sich ächzend. «Keine Ahnung, ob sie damit etwas anfangen kann.»
    Kati und Flo folgten ihr ins Haus, räumten das Geschirr weg und

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