Der Himmel über der Heide (German Edition)
ab. Außerdem verfassten sie ein Stellenprofil, das sie auf der Internetseite des Heidehofs platzierten.
Bei dieser Gelegenheit realisierte Kati, dass die Homepage eigentlich dringend überarbeitet werden musste. Aber das war jetzt nicht vorrangig.
Anschließend beschäftigten sie sich mit der Liste der angemeldeten Übernachtungsgäste. Kati erklärte, dass sie überprüfen müssten, ob alle Gäste ihre Buchungsbestätigungen erhalten hätten. Es durfte auf keinen Fall zu Doppelbelegungen kommen, und deshalb verglichen sie noch einmal die Liste der Bestätigungen mit dem Belegungsplan.
«Sag mal, woher kannst du das eigentlich alles?», fragte Flo verwundert. «Hast du hier früher schon mal im Büro geholfen?»
Kati schmunzelte. «Das hab ich in der großen, weiten Welt gelernt!»
«Bitte?» Flos Gesicht war ein großes Fragezeichen.
«Ach, ich hab nach dem Abi einige Monate in einem Hotel in Barcelona gejobbt.»
«Erzähl!», rief ihre Freundin begeistert. «Das wusste ich ja gar nicht!»
«Ich … äh, ich wusste nach der Schule erst nicht so richtig, was ich machen sollte. Also hab ich meinen Koffer gepackt und mich erst in Kroatien und Italien rumgetrieben und bin dann schließlich in Spanien gelandet. Vier Monate war ich in dem Hotel in Barcelona. Es war ein Vier-Sterne-Haus!»
«Und die haben dich einfach so genommen?», staunte Flo.
«Ja, ich hatte Glück. Die Personalchefin hatte viele Jahre in Deutschland gearbeitet und mich eingestellt, obwohl ich noch nicht so gut Spanisch konnte. Tja, und dort habe ich dann gelernt, was an einer Rezeption wichtig ist und wie man mit einem Buchungssystem umgeht. Und gelernt ist gelernt!»
Bei ihrer Prüfung stellten sie fest, dass für Ende September noch drei Bestätigungen zu schreiben waren und in der Nacht vom 28. auf den 29. August eine Unstimmigkeit vorlag.
Flo machte sich daran, die Bestätigungsmails zu schreiben. Dabei griff sie auf die Formulierungen in den abgehefteten Unterlagen zurück.
Nach einer kurzen Besprechung mit ihrer Freundin griff Kati zum Telefon und wählte die Nummern der Gäste, die sich für Ende August angemeldet hatten. Glücklicherweise stellte sich heraus, dass die Buchungen bereits einen Tag vor dem Zusammenbruch ihres Vaters bestätigt worden waren. Vermutlich hatte in der Aufregung der darauffolgenden Tage einfach nur niemand daran gedacht, die Angaben in das Buch zu übertragen.
Kati entschuldigte sich für die Verwirrung und erklärte den zukünftigen Gästen, dass der Chef des Hauses leider erkrankt sei und die besprochene Terminänderung daher wohl nicht notiert hatte.
Anschließend nahm sie sich die Restaurantanmeldungen vor. Doch dabei stieß sie bald an ihre Grenzen. Da Kati sich mit den Plätzen und den verschiedenen Stellmöglichkeiten der Tische nicht auskannte, war es unmöglich festzustellen, ob allein rein platztechnisch alle Reservierungen wie bestellt durchführbar waren.
Bei der Speisekarte und den bereits geäußerten Sonderwünschen fehlte ihr das Fachwissen noch mehr. Sie konnte nicht beurteilen, welche Wünsche erfüllbar waren. Auch mit der nötigen Vorratshaltung und dem Einkauf hatte sie Schwierigkeiten. Da Dorothee noch immer nicht zurück war, ging Kati mehrfach zu Elli in die Küche, um sich Rat zu holen. Häufig wusste Elli auf Anhieb auch keine Lösung, dennoch gab sie sich wie gewohnt zuversichtlich. Ihre Standardantwort lautete: «Kommt Zeit, kommt Rat.»
Gegen Abend wurden Kati und Flo zum Essen auf die Veranda gerufen. Elli hatte bereits zwei Teller und ein Tablett mit Köstlichkeiten bereitgestellt. Sie erklärte, dass Dorothee aus dem Krankenhaus angerufen habe und erst später kommen würde.
«Ich bin wirklich sehr dankbar und froh, dass ihr beide solch fleißige Lieschen seid», erklärte Elli und strich ihre Schürze glatt.
Flo und Kati lächelten gerührt. Dann nahmen sie auf der grünen Holzbank Platz und genossen den lauen Sommerabend.
Das Geißblatt schien zu dieser späten Stunde besonders intensiv zu duften. Und auch die Schwüle war nicht mehr so unangenehm wie noch im Verlauf des Tages.
Schweigsam starrten beide zum Horizont, wo weiße, lang gezogene Schleierwolken imposante Muster in den Himmel über der Heide zeichneten. Sie verloren kein Wort mehr über all die noch ungelösten Aufgaben.
Kati seufzte und musste an ihren Vater denken. Wie gerne er hier immer in den Abendstunden gesessen und in die Ferne geblickt hatte! Sie merkte, wie die Arbeit sie heute von den
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