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Der Himmel über der Heide (German Edition)

Der Himmel über der Heide (German Edition)

Titel: Der Himmel über der Heide (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sofie Cramer
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Gasträume.
    Leider blieb ihnen wenig Zeit, sich Hinrich so zu widmen, wie sie es gerne wollten. Dorothee und Kati wechselten sich jeden Tag mit einem Besuch im Krankenhaus ab, weil sonst einfach zu viel Arbeit liegen geblieben wäre. Elli schaffte es sogar nur jeden dritten Tag, eine von ihnen zu begleiten. Aber all das änderte nichts an der Tatsache, dass sie sich sehr große Sorgen um ihn machte. Kati versuchte, darauf zu vertrauen, dass die Ärzte die Wahrheit sagten und ihr Vater in guten Händen war.
    Immer wenn sie an seinem Bett saß, fühlte sie sich vollkommen hilflos. Doch obwohl sie dort im Grunde nichts ausrichten konnte, hoffte Kati, ihr Vater würde ihre Gegenwart irgendwie spüren.
    Um sich abzulenken stürzte sich Kati in die Arbeit auf dem Heidehof. Sie stand morgens früh auf und fiel abends erschöpft ins Bett. Die Abläufe wurden ihr immer vertrauter, und die einzelnen Tätigkeiten gingen ihr täglich besser von der Hand. Viele Arbeiten verrichtete sie mittlerweile mechanisch. Auch gab es Aufgaben, wie etwa die Inventur des Kühlraumes, die sie sogar ganz gerne verrichtete, weil es sie auf andere Gedanken brachte.
    Auch Betten zu beziehen und Badezimmer zu schrubben fand Kati ganz in Ordnung. Dabei entstand eine willkommene Leere in ihrem Kopf, denn sie musste weder über ihre Handgriffe nachdenken, noch hatte sie sonst Gelegenheit zu grübeln.
    In der Nacht von Dienstag auf Mittwoch hatte sie jedoch so schlecht geschlafen, dass sie morgens vollkommen neben sich stand und versehentlich drei komplette Sechsertische zu viel eindeckte.
    Dabei war der Frühstücksdienst schon lange nicht mehr so arbeitsintensiv wie in alten Zeiten. In früheren Jahren, als das Frühstück noch an jedem Tisch einzeln serviert wurde, hatte Kati oft in den Schulferien und vor allem, wenn Hochbetrieb herrschte, ausgeholfen. Doch inzwischen bot der Heidehof seinen Gästen morgens ein Frühstücksbuffet, das einerseits reichhaltig und abwechslungsreich war, andererseits aber von nur einer Person im Service vorbereitet werden konnte.
    Sibylle erklärte sich bereit, weitere Aufgaben zu übernehmen. Zusätzlich zu ihrer Arbeit in der Küche half sie, die Gästezimmer und den Frühstücksraum zu reinigen.
    Kati hoffte, durch ihre Mitarbeit Elli und Sibylle etwas entlasten zu können. Aber sogar Dorothee betonte immer wieder, wie dankbar sie für Katis Einsatz war. Es sei keinesfalls selbstverständlich, dass Kati ihren unbezahlten Urlaub opferte, um im Heidehof einzuspringen.
    Für Kati wiederum war es gar keine Frage, dass sie in dieser Situation zusammenhalten mussten. Darin lag doch der Sinn von Familie!
    Kati hatte jegliches Zeitgefühl verloren und lebte allein im Rhythmus des Heidehofs. Wie lange sie schon hier war? Sie wusste es nicht. Es kam ihr vor wie eine halbe Ewigkeit. Dabei waren erst fünf Tage vergangen, seit sie aus Hamburg aufgebrochen war.
    Gerade lud sie die letzten Geschirrstapel in die quadratischen Kunststoffbehälter, um sie durch die riesige Spülmaschine zu jagen. Sie konnte etwas frische Luft gebrauchen. Denn in der Großküche mischten sich sämtliche Gerüche und Dämpfe. Selbst wenn Kati nicht am Herd stand, rochen ihre Haare und ihre Kleidung noch Stunden später nach Abluft und Fett. Die altersschwache Belüftungsanlage und die schlecht zu öffnenden Fenster trugen ihr Übriges zur stickigen Luft bei.
    Im Grunde, dachte Kati, müsste man noch einmal richtig in den Heidehof investieren, wenn er wirklich eine Zukunft haben soll. Das Haupthaus war marode, das Mobiliar verwohnt. Und selbst wenn ihr Vater wieder vollkommen gesund werden würde, konnte niemand sagen, wie lange er wohl noch die Kraft hätte, den Betrieb zu leiten.
    Kati legte ihre Schürze beiseite und trat aus der Küche auf die Veranda.
    War es wirklich schon fast eine Woche her, dass sie hier mit Flo gesessen hatte? Fast täglich erkundigte sich die Freundin am Telefon, wie es ihr ging. Und Kati tat es gut, dass Flo sie in ihrer Entscheidung bestärkte, den Kontakt zu Simon fürs Erste auf Eis zu legen. Dass auch er sich an die Abmachung hielt, machte es Kati leichter.
    Gerade als sie wieder ins Haus gehen wollte, trat Elli aus der Küche. Kati spürte den besorgten Blick ihrer Großmutter.
    «Willst du dir nicht eine kleine Auszeit nehmen?», schlug Elli vor, als hätte sie die Sorgen ihrer Enkelin erraten. «Du könntest einen Spaziergang unternehmen. Oder wie früher mit dem Rad nach Bispingen fahren, um ein Eis zu

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