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Der Himmel über der Heide (German Edition)

Der Himmel über der Heide (German Edition)

Titel: Der Himmel über der Heide (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sofie Cramer
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schließlich jede Gelegenheit willkommen.»
    Simon musste grinsen. «Und so fertig, wie du gerade aussiehst, war ihm wohl klar, dass bei dir im Moment eh nichts zu holen ist.»
    Nun musste auch Kati lächeln. Es war seltsam. Das erste Mal seit langem fühlte sie sich Simon wieder nahe, und mit jeder Minute, in der sie einfach nur da saßen und redeten, wurde Kati klarer, was schiefgelaufen war zwischen ihnen.
    «Warum haben wir eigentlich aufgehört zu reden?», fragte sie schließlich und sah ihn ernst an.
    Doch Simon schien irritiert. «Du meinst jetzt?»
    «Nein, überhaupt. Wieso haben wir uns damit so lange so schwer getan? Jetzt können wir doch auch miteinander reden.»
    Simon dachte eine Weile nach, bevor er antwortete. «Vielleicht hatten wir beide einfach Angst davor, dass es das letzte Gespräch sein könnte.»
    Kati musste schlucken. Aber sie spürte, wie der Schmerz sich allmählich in eine Traurigkeit, ja beinahe in eine süßliche Melancholie verwandelte, und sie erhob sich entschlossen.
    «Vielleicht haben wir zu lange an etwas festgehalten, was es längst nicht mehr gab», erklärte sie und griff nach ihrer Reisetasche.
    Doch Simon ließ es sich nicht nehmen, ihr das Gepäck abzunehmen und Kati nach unten zu ihrem Wagen zu begleiten.
    Als sie die Sachen im Kofferraum verstaut hatten, erkundigte er sich offenbar ehrlich besorgt, ob er sie guten Gewissens alleine Auto fahren lassen konnte.
    Kati versprach ihm, langsam zu fahren, und erklärte selbstironisch, dass sie in den letzten Tagen schon als größeres emotionales Wrack am Steuer gesessen hatte.
    Plötzlich fiel ihr wieder der Beinahe-Unfall an der Zufahrt zum Heidehof ein. An sich wäre der Vorfall schnell vergessen gewesen, hätte sie die Begegnung nicht an das dunkelste Kapitel ihres Lebens erinnert. Aber das war etwas, das sie mit Simon nie geteilt hatte. Und so sollte es auch bleiben. Was Kati wirklich tief in ihrem Herzen umtrieb, konnte sie nur jemandem anvertrauen, der damit umzugehen wusste.
    Gemeinsam verabredeten sie, sich zunächst nicht zu kontaktieren und erst mit einem gewissen Abstand noch einmal über alles zu sprechen.
    Doch Kati war sich bereits ganz sicher, dass die Liebe zu Simon nie das hätte werden können, wonach sie schon seit Ewigkeiten suchte. Ihre tiefe Sehnsucht nach einem Seelenverwandten konnte Simon nicht ausfüllen.
    Zum Abschied küsste sie Simon auf die Wange und fuhr davon. Im Rückspiegel konnte sie trotz ihrer Tränen erkennen, wie er ihr nachdenklich hinterhersah.

[zur Inhaltsübersicht]
    6
    Die nächste Woche war eine einzige Achterbahnfahrt der Gefühle. Es gab Momente, in denen Kati sich so stark fühlte, dass sie aus einem Impuls heraus sämtliche SMS von Simon löschte, ohne eine Spur von Schmerz. Doch dann gab es auch Phasen, vor allem abends, wenn sie allein in ihrem alten Bett lag, in denen sie am liebsten einschlafen und nie wieder aufwachen wollte. Die Erinnerungen an die schönen Zeiten mit Simon zerrissen ihr förmlich das Herz.
    Nach ihrer Rückkehr hatte sich Elli mehrfach nach Simon erkundigt. Doch Kati war dem Gespräch stets ausgewichen. Sie wollte erst Abstand gewinnen und in Ruhe über alles nachdenken. Außerdem sollte sich ihre Großmutter nicht noch mehr Sorgen machen, deshalb schwindelte Kati und erklärte, dass Simon auf einer längeren Geschäftsreise und in den nächsten Wochen ohnehin nicht zu Hause sei.
    Es war schrecklich, Elli etwas vormachen zu müssen, aber Kati wusste, dass es besser so war.
    Als ihr Vater zudem erneut in ein künstliches Koma versetzt werden musste, fühlte sie sich dem Abgrund so nah wie nie zuvor. Es war, als würde eine unbesiegbare Macht sie nach unten ziehen. Eine Nachblutung hatte einen neuerlichen Eingriff erfordert. Zwar hatte Dorothee ihr in aller Deutlichkeit erklärt, dass diese Maßnahme rein therapeutischer Natur war. Doch die Sorge um ihn blieb. Da Hinrich noch ziemlich geschwächt war, wagten die Ärzte auch nicht, ihn zu extubieren. Er sollte so lange im Dämmerschlaf bleiben, bis sichergestellt war, dass sämtliche Giftstoffe herausgewaschen waren und dem Organismus nichts mehr würden anhaben können. Diese Maßnahme stellte für ihn aber keine Gefahr dar, hieß es.
    Da Elli nun den Hauptteil der Arbeit in der Küche übernahm, versuchten Dorothee und Kati die dadurch entstehenden Engpässe an anderen Stellen zu stopfen. Kati kümmerte sich um die Reinigung der Zimmer, und Dorothee half nach Schließung des Restaurants beim Säubern der

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