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Der Himmel über der Heide (German Edition)

Der Himmel über der Heide (German Edition)

Titel: Der Himmel über der Heide (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sofie Cramer
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war, klang wie eine Feststellung. Schon wendete sie sich zum Gehen, ohne eine Antwort abzuwarten.
    Kati drehte sich zu ihrer Großmutter. «Was durfte sie mir nicht sagen, Elli?» Ihre Stimme war leise, aber eindringlich.
    Elli atmete schwer und nestelte an den Knöpfen ihrer Strickjacke. «Jetzt nicht, Liebes», seufzte sie und hakte sich bei Kati unter. «Deine Stiefmutter hat recht: Lass uns erst mal nach Hause fahren!»
    ***
    Als sie in Uhlendorf auf dem malerisch gelegenen Heidehof ankamen, wunderte sich Kati, wie marode das alte Haupthaus und die kleineren Nebengebäude wirkten. Sie war schon länger nicht mehr da gewesen, und nun kam es ihr vor, als würde der Hof auch schon ein wenig unter Altersschwäche leiden.
    Immerhin blickte der Gasthof auf eine über 300-jährige Geschichte zurück. Kati wusste, wie viel Arbeit darin steckte. Nun aber schreckte sie der Zustand der Gebäude. Einzig die von Elli liebevoll gepflegten Blumenbeete vor dem Haupteingang machten den etwas heruntergekommenen Eindruck wett.
    Dorothees Wagen stand schon auf dem großen Parkplatz direkt am Haupthaus. Als sie neben dem Rover ihrer Stiefmutter parkte, sah Kati, dass Elli einen Blick auf ihre Armbanduhr warf.
    «Normalerweise würden jetzt die ersten Gäste zum Abendessen kommen», erklärte ihre Großmutter verunsichert. «Was sollen wir nur tun?»
    Darauf wusste Kati auch keine Antwort. «Ach Elli, irgendwas wird uns schon einfallen», erklärte sie und stieg aus. «Zur Not müssen wir die Leute eben wieder nach Hause schicken.»
    Als sie sich dem Eingang näherten, entdeckten sie an der großen Holztür einen weißen Zettel. In Druckbuchstaben stand dort geschrieben:
DER RESTAURANTBETRIEB IST AUS FAMILIÄREN GRÜNDEN BIS AUF WEITERES EINGESTELLT.
D. WEIDEMANN.
    «Siehst du, Oma», sagte Kati, «wenigstens das Problem hat sich schon mal geklärt.»
    Sie fragte sich allerdings, wie Dorothee sich das mit den Pensionsgästen vorstellte. Zwar dürften es noch nicht so viele Übernachtungsgäste sein, denn die Heideblüte hatte noch nicht begonnen, und die eigentliche Hochsaison würde noch zwei, drei Wochen auf sich warten lassen. Aber sollten die derzeitigen Urlauber das Gasthaus morgens etwa hungrig verlassen? Auf das berühmte Heidehof-Frühstück verzichten müssen? Andererseits: Wer sollte für die Verpflegung sorgen, jetzt wo ihr Paps im Krankenhaus lag? Elli konnte das unmöglich alles alleine stemmen. Dorothee wiederum kannte sich mehr mit Zahlen aus und war eher für Managementaufgaben zuständig.
    Ob es die Küchenhilfe noch gab? Kati erinnerte sich an eine nette Frau mit dunkelblonden Haaren. Wie hieß sie noch mal? Silke? Sibylle? Kati war sich nicht sicher. Sie wusste nur eines: In den nächsten Tagen würde jede helfende Hand gebraucht werden.
    Als sie das Haus betraten, wollte Elli sich sofort um die Küche kümmern und eilte geschäftig umher. Kati blieb etwas verloren in der großen Diele stehen. Mit einem Mal fühlte sie sich irgendwie fehl am Platz und wusste nicht so recht, wohin mit sich. Der Heidehof war schon lange nicht mehr ihr Zuhause.
    Kurzerhand beschloss sie, sich in eine ruhige Ecke zurückzuziehen, um zu telefonieren.
    «Ich rufe schnell Simon an», rief sie ihrer Großmutter hinterher und schwenkte wie zur Erklärung ihr Handy in der Luft. «Er weiß ja noch gar nicht, was los ist. Ich komme dann gleich nach und helfe dir.»
    Elli nickte ihrer Enkelin zu. «Lass dir Zeit», sagte sie und war auch schon verschwunden.
    Kati ging in das Büro ihres Vaters, das im Laufe der Jahre mehr und mehr von Dorothee und ihren Aktenordnern in Beschlag genommen worden war. Nachdem sie ihre Tasche abgestellt hatte, setzte sie sich an den schweren Schreibtisch und wählte Simons Nummer.
    Doch es folgte eine Enttäuschung. Sie musste mit seiner Mailbox vorliebnehmen. Wie so oft war er beruflich unterwegs, und Kati hatte vergessen, wo er sich gerade aufhielt. Zu häufig wechselten seine Reiseziele mittlerweile. Anfangs, vor rund drei Jahren, als sie ein Paar wurden, fand sie seinen Beruf überaus spannend: ein Wissenschaftsjournalist unterwegs zu den Brennpunkten der Welt! So war ihr Simon von der gemeinsamen Freundin vorgestellt worden, die an jenem Abend ihren 30. Geburtstag feierte. Angeregt unterhielten sie sich und nahmen die anderen Gäste immer weniger wahr. Kati hatte sich sofort in Simon verliebt. Sie bewunderte seine Weltläufigkeit und seine selbstsichere Ausstrahlung. Als unterbezahlte Graphikdesignerin fühlte

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